DS075 - Der kalte Tod
deine Pistole ab.«
Im selben Augenblick war Doc auch bereits in den Büschen verschwunden, mit der Lautlosigkeit einer Dschungelkatze.
Rennys Waldläuferqualitäten waren längst nicht so groß. Doc konnte ihn durch die Büsche brechen hören.
Doc rannte im Zickzack, um möglichst viel Grund abzusuchen, der unter den Bäumen feucht und schwammig war.
Nur ein sehr scharfes Auge hätte jemals das schwache kupferne Blitzen vom Grund eines flachen Teichs entdecken können. Doc fischte das kleine Objekt heraus. Es war ein Zylinder, der, da er am einen Ende offen war, einer Kartusche ähnelte. Er schien irgendein Explosivpulver enthalten zu haben und erst kürzlich abgefeuert worden zu sein. Die leere Hülse trug aber keinem Schlagbolzeneindruck. Sie mußte auf andere Weise zur Zündung gebracht worden sein. Doc entschied augenblicklich, daß die Kartusche irgendein Element enthalten hatte, das bei dem Kaltlichtgerät Verwendung fand.
Als höchst merkwürdig fiel ihm das Fehlen jeder Fußabdrücke am Rande des Teiches auf. Docs Blick glitt aufwärts. Von einem Ast hing ein frisch angebrochener Zwei herab, und an einem anderen Ast war etwas Borke abgekratzt. Die Bäume standen hier eng beieinander. Offenbar hatte sich hier jemand von Baum zu Baum geschwungen, ohne daß es dazu akrobatischer Geschicklichkeit bedurft hätte. Eine Sekunde später war Doc selbst in den Ästen. Mehrere Meter über dem Boden folgte er einer Spur, die zur anderen Seite des Wäldchens hinüberführte. Er hielt inne und horchte nach Renny. Doch es herrschte tiefe Stille.
Renny mußte irgendwo in der Nähe sein. Doc rief leise nach ihm, bekam aber keine Antwort.
Als sich Renny von Doc getrennt hatte, war er an der anderen Seite des Waldstreifens vorgedrungen. Die Luft war lau. Die Szene absolut friedlich. Das einzige, was Renny aufhielt, war das dichte Unterholz.
Er hatte vielleicht zweihundert Meter zurückgelegt. Die Vögel um ihn herum verstummten, aber wenn er innehielt, nahmen sie ihr Zwitschern wieder auf. Anscheinend hatte nur Renny sie gestört.
Plötzlich änderte sich dies. Renny stieß auf ein Rotkehlchen, das auf dem Boden herumhoppelte und manchmal zur Seite kippte. Das Rotkehlchen schien Renny überhaupt nicht zu bemerken. Ein halb ausgewachsenes Kaninchen lag auf dem Rücken und zuckte mit den Beinen, als ob es sich von einem Schlag erholen mußte. Renny hob es auf, und sein Körper fühlte sich eiskalt an.
Renny dachte sofort an die Wirkung des Kaltlichts im Labor und war auf der Hut. Aber kein Laut und keine Bewegung störte den Waldfrieden. Renny zwängte sich durch ein verfilztes Dickicht von Brombeerbüschen.
Etwas Eiskaltes schlug ihm plötzlich ins Gesicht. Das Kaltlicht drang durch die Bäume, als ob sie nicht existierten. Renny fühlte sich wie in flüssige Luft getaucht. Er hatte niemand gehört und auch keine Bewegung wahrgenommen. Instinktiv versuchte er, seine Kompakt-Maschinenpistole zu ziehen, aber seine Finger waren steif, seine Arme wie taub.
Renny versuchte zu schreien, aber die Kehle war ihm zugeschnürt. Er brachte keinen Laut heraus. Renny war der erste unter Docs Helfern, der das Kaltlicht voll zu spüren bekam. Er hatte das Gefühl, am ganzen Körper tiefgefroren zu werden. Er ging auf alle Viere und versuchte davonzukriechen.
Verschwommene Gestalten tauchten aus den Büschen rund um ihn auf. Pflasterstreifen wurden ihm über Mund, Nase und Augen geklebt. Riemen schlangen sich um seine Arme und Beine. Seine steife Gestalt wurde aufgehoben und zu einem Auto getragen.
Dort kehrte langsam Wärme in seinen Körper zurück. Aber mit der Wärme kam auch das Gefühl zurück und ein kribbelnder Schmerz, ganz so, als ob Frostbeulen zu schnell aufgewärmt wurden.
Das Auto fuhr an und rumpelte einen holprigen Weg entlang.
»Warum haben wir nicht gewartet und auch diesen Savage selbst geschnappt?« grollte eine barsche Stimme. »Solange der in Freiheit ist, kann sonst was passieren!«
Eine Stimme, die Renny irgendwie bekannt vorkam, schnappte: »Behalt deine Klugschieterei für dich, Smoke! Den heben wir uns für den großen Schlag auf. Die Welt wird nie erfahren, was aus dem angeblich unbesiegbaren Bronzemann geworden ist.«
Renny zerrte an seinen Fesseln, aber vergebens.
Etwa fünf Minuten später kam Doc zu der Stelle, an der Renny überwältigt worden war. Die Reifenspur eines Autos führte einen Waldweg entlang und zu einem vielbefahrenen Highway hinüber.
Doc rannte zu der Stelle zurück, wo er
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