DS079 - In einer anderen Welt
hinfliegen wird.«
»Meinen Sie, ich nicht?« Chris lachte auf. »Was glauben Sie denn, warum ich wie ein Verrückter herumgelaufen bin?«
»Wir folgen ihm«, sagte Doc. »Fliegen ihm hinterher.«
»Ihm folgen, hinterherfliegen? Wie stellen Sie sich das vor? Einem Flugzeug hinterherfliegen?«
»Kennen Sie sich im Funkwesen aus?« fragte Doc.
»Ein bißchen. Ich weiß in etwa, wie Rundfunk und Fernsehen funktionieren. Aber ich bin kein Funktechniker.«
Der Bronzemann erklärte es ihm geduldig. »Man kann als Empfangsantenne eine Schleife nehmen. Gewöhnlich ist es ein Ring, deshalb nennt man es auch meistens Ring- oder Peilantenne. Damit kann man feststellen, aus welcher Richtung Funkwellen einfallen.«
»Das weiß doch jedes Kind. Zumindest lernt man es auf der High School.«
»In dem Kästchen«, fuhr Doc geduldig fort, »das der Flughafenbeamte in Tercios Maschine verstecken soll, befindet sich ein Kurzwellensender. Er ist batteriebetrieben. Die Batterien halten mehr als hundert Sendestunden vor, denn es ist ein Transistorsender, und Transistoren brauchen bekanntlich nicht viel Strom.«
Chris begann plötzlich zu grinsen und klatschte mit der rechten Faust in seine linke Handfläche.
»Was bedeutet, das wir feststellen können, in welche Richtung Tercio fliegt, nicht wahr?« rief er.
9.
Doc Savages Amphibienmaschine hatte einen doppelwandigen Rumpf. Die Außenhaut bestand aus Titanblech, das sogar gewöhnliche Gewehr- und Maschinengewehrkugeln nicht durchschlagen konnten. Die Innenhaut bestand aus einem nichtschwitzenden Kunststoff. Zwischen die beiden Schichten war als Isoliermaterial Glaswatte gepackt. Dennoch war es kalt in der Kabine.
Die große Maschine flog durch eisige Nacht. An den Tragflächenvorderkanten tanzten gelegentlich bläuliche Elmsfeuer, elektrische Büschelentladungen. Vor ihnen waren die seltsamen Lichterscheinungen der Aurora Borealis am Polarhimmel zu sehen.
Die Kabinenheizung war voll angedreht; den Strom dafür lieferten Generatoren in den Tragflächen, die von den Flugmotoren angetrieben wurden. Dies waren Turbopropmotoren, aber sie waren schallgedämpft. Weil zusätzlich noch die Isolierschicht zwischen den beiden Rumpfhüllen schalldämmend wirkte, war von den Motoren im Kabineninneren nur ein leises Singen zu hören.
Renny hatte das Auge auf dem visuellen Abdriftindikator. Er griff mit dem Zirkel auf der Karte eine Entfernung ab und knurrte: »Heilige Kuh! Wenn das so weitergeht, hätten wir lieber lange Unterhosen mitnehmen sollen.«
»Wo sind wir?« rief Monk ins Cockpit vor.
»Etwa zweihundert Meilen nördlich der kanadischen Nordgrenze«, rief Renny nach hinten zurück.
Doc Savage hatte die Maschine bisher geflogen. Jetzt übergab er Ham das Steuer und kam nach hinten.
Chris Columbus saß dort, in Decken gehüllt. Seine Gesichtsfarbe war normal, seine Augen klar. Aber irgend etwas schien ihm zu fehlen.
»Sind Sie inzwischen soweit über die Luftkrankheit hinweg«, fragte Doc Savage trocken, »daß Sie uns Ihre Geschichte erzählen können?«
Chris Columbus zögerte. Dann grinste er.
»Ich war gar nicht luftkrank«, sagte er.
»Das haben wir gemerkt. Sie wollten sich bisher nur um Ihren Bericht drücken.« Monk lehnte sich zu ihm rüber und ließ ihn seine behaarte Faust sehen. »Wissen Sie ...« Monk bewegte die Faust drohend. »... was die Ihrem Gesicht antun könnte?«
»Wahrscheinlich nicht soviel, wie Sie denken«, entgegnete Chris unbeeindruckt.
»Nicht mit Gewalt, Monk«, warnte Doc.
»Ob mit Gewalt oder ohne – ich habe mich inzwischen entschieden«, erklärte Chris bestimmt.
»Für was?«
»Sie stecken jetzt in der Sache drin«, sagte Chris gedehnt, »und ich habe den Eindruck, daß Sie mit ihr weitermachen werden. Ich habe Sie studiert. Sie lieben Rätsel und Abenteuer. Ja. Sie werden weitermachen – egal, ob ich Ihnen sage, was ich weiß, oder nicht.«
Er sah sie an und schob entschlossen das Kinn vor. »Deshalb werde ich Ihnen lieber gar nichts sagen«, setzte er hinzu.
Monks Temperament war vor allem dafür bekannt, daß es plötzlich mit ihm durchgehen konnte. Er schrie: »Nehmen Sie die Fäuste hoch, Sie mieser Doublecrosser! Ich mache Hackfleisch aus Ihnen!«
Renny streckte die Hand aus, schob Monk beiseite und sagte: »Sei still, du fehlendes Bindeglied! Er wird seine Gründe haben, warum er uns nichts sagen will.«
»Und ich werde ihm einen Grund geben, es uns dennoch zu sagen«, rief Monk.
Chris Columbus schüttelte
Weitere Kostenlose Bücher