DS082 - Die indische Verschwörung
fahren, es sei denn, man zerlegte es in seine Einzelteile und verlud diese auf die Rücken von Jaks, Eseln oder die von zähen Himalayaponys.
Den Wächtern an einem der Bergpässe nach Jandore fiel nichts weiter Besonderes daran auf, daß innerhalb von zwei Tagen vier verschiedene Händler auf Eseln die Grenze passierten.
Solche wandernden Händler waren ein durchaus gewohnter Anblick, und sie waren auch willkommen, weil sie hohe Steuern zahlen mußten. Meist kamen sie ziemlich abgerissen, fast in Lumpen.
In der Nacht, nachdem sie durchgelassen worden waren, fanden sich alle diese vier besonderen Straßenhändler an einem kleinen Feuer in einer kleinen Bergschlucht ein. Die Nächte in den Bergen rund um Jandore konnten sehr kalt sein.
Einer dieser zerlumpten Händler war ein riesenhafter Bursche mit einem Buckel und einem deutlichen Hinken im rechten Bein. Seine Haut war fast schwarz, sein Haar kurz, ebenfalls schwarz und so kraus wie Spiralfedern.
Er trug einen Turban, der auffällig neu wirkte, während sein mantelartiger Umhang an vielen Stellen geflickt war und fast auseinanderzufallen schien.
Er wandte sich an einen untersetzten breitschultrigen, kahlköpfigen Burschen, der eine gelbliche Haut und vom Betelkauen schwarze Zähne hatte, eine riesige Brille und ziemlich zerlumpte Kleider trug.
»Hast du irgendwelche Schwierigkeiten gehabt, Monk?« fragte er.
»Nein, Doc«, erwiderte Monk. »Die paar Jandoreanischen Worte, die du mich gelehrt hast, genügten, um durchzukommen.«
Das Abrasieren des rostbraunen Borstenhaares vom Schädel und von allen sichtbaren Körperteilen ließ Monk völlig verändert erscheinen.
»Und wie war’s bei dir, Ham?« sagte Doc. »Und bei dir, Long Tom?«
Ham und Long Tom hatten sich beide durch Körperpolster und viel Make-up in fette Hindus verwandelt. Diese Verwandlung war so wirksam, daß sie sich auf der Straße wahrscheinlich gegenseitig nicht erkannt hätten.
»Was ist jetzt unser nächster Schritt?« wollte Ham wissen.
»Wir arbeiten uns auf Dacal, die Hauptstadt von Jandore, zu«, sagte Doc. »Wir werden sehen, was wir unterwegs auflesen können.«
»Mit ›auflesen‹ meinte Doc Informationen, und was er darunter verstand, ergab sich am folgenden Nachmittag, als sie in ein größeres Dorf gelangten. Es war nichts Ungewöhnliches, daß Händler in Gruppen reisten, denn in den Bergen wimmelte es von Banditen.
Das Dorf bestand aus zwei Reihen von Steinhütten entlang einer staubigen Straße, die ein einziges Schlammloch sein mußte, wenn es einmal regnete, was allerdings selten war.
Um diese Hütten waren die Felljurten von Bergnomaden aufgeschlagen, und die unausweichliche Kombination von Tempel und Kloster war das anspruchsvollste Bauwerk der kleinen dörflichen Stadt.
Es gab mehrere Gasthäuser, und sie suchten sich jenes aus, das den wenigsten Schmutz und die wenigsten Gerüche zu haben schien. Aber dies war eine knappe Wahl.
Ham beschwerte sich vor allem über die seltsame, die Luft verpestende Sitte, die Tiere in Pferchen direkt vor den Fenstern des Gasthauses zu halten. Es wurde deshalb getan, damit die Besitzer von Zeit zu Zeit einen Blick hinauswerfen konnten, um sich zu überzeugen, daß ihre Tiere noch nicht gestohlen worden waren, belehrte ihn Doc.
»Ein schönes Land!« schnaubte Ham.
Das Essen im Gasthaus war zuviel für sie. Sie kochten sich lieber ihr eigenes Essen im Hof über einem kleinen Feuer. Andere Reisende taten das ebenfalls.
Sie hielten die Augen offen und bemerkten, daß viele der Reisenden sofort weiterritten, nachdem sie gegessen hatten. Doc Savage schlenderte auf einen zu, der sich gerade zum Aufbruch fertig machte.
»Dieser Platz hier, o Bruder, gefällt in der Tat nicht mal einem Jak«, sagte er auf Jandoreanisch zu ihm. »Kann es sein, daß Ihr weiterreitet, um ein behaglicheres Quartier zu finden?«
Der Reisende beäugte Doc, und offenbar sah er nichts weiter als einen großen kraushaarigen buckligen Jandoreaner mit Hinkebein, der gänzlich harmlos wirkte.
»Es ist in der Tat ein törichtes Lamm, das in die Höhle des Löwen geht, den Löwen sieht und sich dort zum Schlafen hinlegt«, erwiderte er.
»Was habt Ihr hier denn gesehen?« fragte Doc.
»Das Lamm mag den Löwen sehen, aber vielleicht nicht wissen, daß es ein Löwe ist, weil es noch nie einen gesehen hat«, sagte der andere. »Vielleicht liegt es daran, daß Ihr noch nie hiergewesen seid.« Damit schlug er seinem Pony die Hacken in die Flanken und ritt
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