DS084 - Der Metall-Meister
nachdem die Ankerkette heruntergerasselt war, hörte er ein Geräusch. Es hörte sich nach dumpfen Schlägen an. Anscheinend versuchte der Gefangene auszubrechen.
Der Wächter rannte hin und zog seine Taschenlampe. Außerdem hielt er sein Gewehr schußbereit, als er die Tür der Unterdeckkammer aufstieß und hineinleuchtete.
Der Gefangene duckte sich an der gegenüberliegenden Wand und schien fieberhaft an etwas zu arbeiten. Aber was das war, konnte der Wächter nicht erkennen.
»
Caramba!
« schnauzte er. »Los, weg da von der Wand!«
Aber der Gefangene fuhr in seiner Tätigkeit fort. Es war weiter nichts Ominöses, als daß er mit dem Absatz seines Schuhs, den er sich ausgezogen hatte, gegen die Schottwand hämmerte. Aber das konnte der Wächter nicht sehen.
Er glaubte sich ganz sicher, als er, das Gewehr im Anschlag, in den Raum hereingeplatzt kam. Zudem hatte ihm der Gefangene ja den Rücken zugekehrt.
Aber ehe sich der Wächter versah, lag er lang auf dem Gesicht, und ihm war von dem Fall momentan die Luft genommen.
Der restliche Atem wurde dem Wächter genommen, als sich der Gefangene von der Schottwand abwandte und mit einem gewaltigen Satz auf seinem Rücken landete. Aber der Wächter war ein zäher Bursche. Er wand sich und packte den Gefangenen an den Beinen. Erst ein Fußtritt schaltete ihn vollends aus.
Louis Tester sprang über die Leine hinweg, die er aus Schnürsenkeln, Gürtel und Krawatte vor der Tür gespannt hatte. Er glitt in den Gang hinaus, sah Beine einen Niedergang herabkommen. Die Geräusche waren gehört worden.
Auch aus der entgegengesetzten Richtung kamen Männer. Der Weg zum Deck hinauf war ihm verlegt.
Eine Kabinentür stand einladend offen. Louis Tester trat hindurch und konnte die Tür ohne viel Lärm schließen. Er sah sich in der Kabine gar nicht erst nach einem Versteck um, denn das würde sowieso nichts genützt haben, sondern hielt stracks auf das Bullauge zu, und er bekam seine Chance.
Die ›Innocent‹ hatte übergroße Bullaugen. Diese dienten gelegentlich dazu, rasch eine gefährliche Fracht loszuwerden, wenn von der anderen Seite ein Küstenwachtkutter herankam. Gelenkig, wie er war, gelangte der rothaarige Tester ohne Schwierigkeiten hindurch.
Er schwamm auf’s Ufer zu, und sein Glück hielt an. Der Hafen von Havanna ist sei Jahrhunderten für tückische Strudel und Haie berüchtigt. Aber von den letzteren tauchte keiner auf.
Der Schoner war ein Stück außerhalb des Hafenbeckens verankert, nach den Kastellen Morro und
cabañas
zu, aber außerhalb des Schiffahrtskanals. Nachts war es dort völlig dunkel und still. Dieses Dunkel half Tester, unbemerkt an’s Ufer zu gelangen.
Er watete an Land und rannte den Strand entlang, kam schließlich zu einem klapprigen Holzkai mit Wassertaxis, die meistens von Soldaten benutzt wurden, um von einer Seite des Hafens zur anderen zu gelangen. Der Skipper eines dieser kleinen Boote brachte
Louis Tester nach Havanna hinüber und war tief beleidigt, als sein Passagier davonrannte, ohne zu bezahlen.
Diese Wut machte ihn zu einer sprudelnden Informationsquelle, als Minuten später ein Gentleman mit der Figur eines Bären und einem zu Berge stehenden weißen Haarschopf vor ihn hintrat.
»Haben Sie hier irgendwas von einem rothaarigen Burschen gesehen?« fragte der vierschrötige Gentleman, der niemand anderer als Topsl Hertz war.
Der Bootsführer erging sich in einem Schwall von schlechtem Englisch, während er in die Richtung zeigte, die Louis Tester eingeschlagen hatte. Wonach Topsl Hertz und seine Begleiter eilig davonrannten. Der Bootsführer schickte ihnen Flüche hinterher, weil sie ihm nicht mal ein Trinkgeld gegeben hatten.
Louis Tester wußte, daß er mit seiner nassen Kleidung auf der Straße auffallen würde. Also duckte er sich in einem Straßencafé, setzte sich hinter eine Palme und bestellte sich einen Drink und eine Zeitung.
Er fand darin einen Artikel, der ihn sofort interessierte.
COLONEL RENWICK, HELFER DES BERÜHMTEN DOC SAVAGE, IN HAVANNA
Der Schatten des Namens eines der ungewöhnlichsten Männer unserer Zeit ist für ein paar Tage auf Havanna gefallen.
Colonel Renwick, einer der fünf Helfer des Bronzemanns, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Bedrängten zu helfen und Bösewichte zur Rechenschaft zu ziehen, ist eingetroffen. ›Renny‹ Renwick ist außerdem weltweit als führender Ingenieur bekannt.
Bei einem Interview heute im Hotel Mirma erklärte Colonel Renwick, nur gekommen zu
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