DS086 - Das Bohrloch-Monster
locken? Logisch konnte man dann eigentlich ableiten, daß Tant kein Versteck dreißig Meilen nördlich von One Road Cut hatte.
Aber dieser Schluß war falsch. Das Versteck war tatsächlich dort. Eine Ranch im alten Westernstil mit Korrals, Scheunen, einem Bunkhaus, einem hohen Windmühlrad mit einem Wassertank daneben und natürlich dem Ranchhaus selbst.
Es war kein Wasser in dem Tank, schon seit Jahren nicht mehr, und ebenso lange schien das Windmühlrad schon nicht mehr gepumpt zu haben.
Von dem Windmühlenturm zu dem Bunkhaus führte ein stark ausgetretener Fußpfad, und oben war der Windmühlenturm mit Brettern verschalt worden, aus einem sehr durchsichtigen Grunde, nämlich damit man ihn als Ausguck benutzen konnte. Mit einem guten Fernglas konnte man von dort aus das Gelände auf viele Meilen übersehen.
Doc Savage rief das Ranchhaus nicht an, als er darauf zukam. Man würde ihm von dort sowieso nicht geantwortet haben. Er beobachtete es nur eine Weile, horchte und entschied dann, daß niemand zugegen war und ging darauf zu.
Die Männer, die hier kürzlich gelebt hatten, hatten es sich gut gehen lassen. Leere Flaschen von teurem Whisky lagen überall herum, und die wenigen zurückgebliebenen Anzüge waren aus teurem Stoff und maßgeschneidert. Und die Frauen, die sie hier gehabt hatten, hatten nicht weniger flott gelebt, was man an den zurückgelassenen Röcken und den teuren Parfüms auf den Frisiertischen sehen konnte.
Überall herrschte ein großes Durcheinander. Nur das Wertvollste war offenbar eilends in Koffer gestopft worden. Ein Safe im Ranchhaus stand offen.
Waffen waren nicht zurückgelassen worden, aber überall lagen leere Patronenschachteln und ölverschmierte Putzlumpen herum, mit denen offenbar Waffen gereinigt worden waren.
Doc nahm Fingerabdrücke. Er fand so viele, daß er sicher war, daß Tants Outlaws hier eine ganze Zeit gelebt hatten. Dann hatten sie sich offenbar plötzlich in großer Eile abgesetzt. Den Spuren nach waren sie in Automobilen nach Osten, auf Pawhuska zu gefahren und mußten inzwischen aus den Osage Hills heraus sein.
Doc Savage verließ die Ranch zu Fuß, so wie er gekommen war, in einer Art Indianertrott, der ihn mindestens mit dem Tempo eines Radfahrers voranbrachte, und von dem ersten Telefon, zu dem er kam – es stand in einer Pumpstation, ein paar Meilen außerhalb von Pawhuska – rief er eine bestimmte Nummer an.
Als am anderen Ende der Hörer abgenommen wurde, war im Hintergrund eine Musikbox zu hören, und eine Stimme sagte: »Fujiyama Roadhaus.«
»Snook Loggard«, verlangte Doc, »lassen Sie mich eben mal mit ihm reden.«
Der kultivierte Ton war dabei aus Docs Stimme verschwunden; sie hatte den typischen Tonfall eines Kriminellen angenommen.
»Wer will da mit Snook sprechen?« fragte die ferne Stimme lauernd.
»Was geht Sie das an?« knurrte Doc. »Ein Kumpel. Sagen Sie ihm, es ist ein kleiner Cardinal.«
»Ein was?«
»Lassen wir das. Snook wird schon verstehen.«
»Na schön, ich werd’ mal sehen, ob hier jemand namens Snook ist«, sagte die Stimme, die offenbar dem Wirt des Roadhouses gehörte. »Hab’ den Namen noch nie gehört.«
Ein paar Augenblicke vergingen, dann meldete sich eine barsche Stimme am Telefon. »Also, was gibt’s? Hier ist nicht Snook, aber ich kann ihm was ausrichte n.«
»Hallo, Snook«, sagte Doc Savage.
»Oh, du bist’s! Dann hatte ’Sall also recht. Ich dachte schon, es sei jemand mit ’ner Cop-Plakette. Was ist los? War um bist du nicht in St. Louis? Als du mir sagen ließt, ’n kleiner Cardinal, hab’ ich sofort geschaltet. Nach den Baseballern in St. Louis, den Cardinals – klar, klar!«
Doc Savage knurrte: »Wollt’ dir nur ’nen Tip geben, Kumpel. St. Louis ist im Augenblick gar nicht sicher für Mamma Snooks kleinen Jungen. Streich es lieber für’s erste von deiner Besuchsliste. Mach’ deine Verbindungen lieber hier.«
»Keine Bange«, lachte Snook. »Ich kann schon auf mich aufpassen.«
»Na, dann okay«, grollte Doc.
»Danke für den Anruf«, sagte Snook krächzend. »Ich werde dich dem nächsten Deputy empfehlen, den ich treffe.«
Lachend hängte er auf.
Dem Gang nach schien mit der linken Hälfte von Snooks langem hageren Körper etwas nicht zu stimmen; er lahmte mit dem linken Bein, vielleicht war auch die ganze Körperseite gelähmt, aber inzwischen hatte er sich anscheinend so daran angepaßt, daß er beim Gehen ganz flott vorankam. Ansonsten hatte er den Mund voller schwarzer
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