Dschiheads
ich jede Wette ein. Es ist doch eine absolut groteske Situation: Ein Stützpunktkommandant umgibt sich mit fanatisch Gläubigen, mit Menschen, die einen Hirnschaden haben.«
»Nun übertreib nicht. Nicht jeder gläubige Mensch ist krank oder ein gefährlicher Irrer.«
Ailif hob den Zeigefinger. »Latent ja«, sagte er nachdrücklich. »Das hat die Vergangenheit gezeigt. Religionen sind brisante Meme, die keine Toleranz kennen, aber sie ständig für sich reklamieren, weil sie wissen, dass man unter diesem philosophischen Schutzmantel, den ihnen die Aufklärung geschneidert hat, trefflich gedeihen kann. Das hat man nur lange nicht wahrhaben wollen, vor allem nicht unter den Aufgeklärten und Liberalen selber.« Er deutete mit einem Nicken über den Fluss. »Und da drüben ist eine genetische Auswahl der miesesten Typen versammelt. Deren Vorfahren lieber einen zweiten Exodus auf sich genommen haben, als sich behandeln zu lassen.« Er schüttelte den Kopf. »Was haben die sich da oben in New Belfast nur gedacht? Schicken einen Neger und eine Unbeschnittene an die Glaubensfront.«
»Könnte das Absicht gewesen sein?«
Ailif hob die Schultern. »Ich hätte mich gründlicher vorbereiten sollen. Ich habe mich nie näher mit diesen Sekten befasst.«
»Du hattest keine Veranlassung. Wir sind mit einer Situation konfrontiert, die wir nicht erwartet haben. Anstatt einen Flottencommander anzutreffen, der uns mit offenen Armen empfängt, uns unter seinen Schutz stellt und uns in jeder Weise behilflich ist â¦Â«
»⦠sehen wir uns einer Horde von Frömmlern gegenüber, denen wir lästig sind und die uns buchstäblich zum Teufel wünschen.« Ailif seufzte und kraulte Jonathans Nackenfell. »Vielleicht war von vornherein geplant, dass wir mit unserem Auftrag scheitern.«
»Weshalb?«
»Keine Ahnung. Die Lobby der Dongometzger? Kaum vorstellbar bei der Fleischqualität. Nichts für Gourmets, will mir scheinen. Warten wirâs ab. Wir müssen das Beste daraus machen.«
Am Rand der Terrasse entlang des Flussufers waren breite mannshohe Rahmen aufgestellt, in denen es unablässig irrlichtete und knisterte. Insekten, vom fahlblauen Schein in den Rahmen gelockt, flammten auf, wurden in Nullzeit auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und als Funken ins All geschleudert.
»Wir ernten sie ab, wenn sie aus dem Schilf aufsteigen«, sagte Jespersen, der sich zu ihnen gesellt hatte. »Aber es bleiben, weià der Himmel, immer noch viel zu viele von den Plagegeistern übrig.«
Er hatte sich umgezogen, trug Jeans und ein hell blaues Polohemd. Zum Duschen hatte er offenbar keine Zeit gefunden. Er roch vernehmlich. Sein persönliches Repellant?, fragte sich Maurya.
»Früher haben wir es mit Schwalben versucht.«
»Mit Schwalben?«, fragte Ailif verblüfft.
»Ja. Das war eine Idee von Commander Wolf. Der hatte öfter solche ausgefallenen Ideen, wenn es um die Ãkologie ging. Und wenn er sich etwas vorgenommen hatte, setzte er Himmel und Hölle in Bewegung, um es zu verwirklichen. Er hat im Delta einen Händler aufgetrieben, der alle möglichen Vögel von der Erde importierte und sie züchtete. Ganze Volieren voll.« Jespersen beschrieb mit beiden Händen einen Kreis. »Habâs gesehen, als wir sie abholten. Und die hat er â ich meine Commander Wolf â als umweltfreundliche Wunderwaffe gegen die Insekten einsetzen wollen. Es hat aber nicht so recht funktioniert, wie er sich das vorgestellt hatte, trotz des überwältigenden Nahrungsangebots. Sie kamen mit der Hitze nicht zurecht. Und wenn sie dicht über die Wasseroberfläche flogen, um zu trinken« â er lachte â »landeten sie früher oder später im Magen eines Kuanga.«
»Das sind die Echsen, die hier im Fluss leben«, sagte Maurya.
»Eher Wasserschlangen. Irgendetwas dazwischen. Widerliche Biester.« Jespersen krümmte die Finger. »So lange Zähne â und giftig. Können Menschen umbringen damit.«
»Die müssen aber ganz schön flink sein, um sich eine Schwalbe aus der Luft zu schnappen, die übers Wasser streift«, warf Ailif ein.
Jespersen wägte den Kopf. »So schnell sind die gar nicht, aber sie scheinen so etwas wie hellseherische Fähigkeiten zu haben. So eine Art sechsten Sinn, weil sie sich immer an Stellen einfinden, wo Sekunden
Weitere Kostenlose Bücher