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Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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ging es wieder abwärts in den Fluss, wo wir hüfttief durchs Wasser geschleift wurden, prustend und lachend – und dann wieder hinauf.
    Manchmal machten wir es wie Gabriel, den wir schon öfter dabei beobachtet hatten, ließen die Hosen herunter, schlossen die Augen, machten den Zapfen steif und umarmten eine der Gefährtinnen des Flusses. Wir schmiegten uns an sie und rieben uns an ihrer weichen feuchten Haut, bis es uns den Atem verschlug. Der Fluss verschlang unseren Samen und trug ihn mit sich fort, um das Delta zu befruchten oder die Tiere in den Tiefen des Meeres.
    In der Zeit, die wir gemeinsam verbrachten, lehrte Anzo mich seine Sprache der Hände, das lautlose Sprechen, damit wir uns besser verständigen konnten, und es machte uns eine diebische Freude, wenn wir in der Gegenwart anderer miteinander »reden« konnten, ohne auch nur ein Wort zu sagen.
    Wenn wir bei den Wasserrädern waren, hielt er manchmal minutenlang inne und lauschte mit geschlossenen Augen.
    Ich hob die Hände und fragte: ›Was ist?‹
    Anzo legte den Finger an die Lippen, dann hob er ebenfalls die Hand, klappte die Finger und den Daumen zusammen und deutete auf seinen Mund. ›Sie reden‹, sagte er. ›Ich höre sie.‹
    Â»Wer redet?«
    â€ºDie Dongos.‹
    Â»Ich höre nichts.«
    Er nickte. Ich erstarrte in Bewunderung.
    Â»Sprechen sie zu dir? Fragen sie: He, Anzo, wie geht’s dir heute?«
    Er lächelte und schüttelte den Kopf. ›Nein, ich höre, wie sie miteinander reden. Wenn einer einen großen Fisch gefangen hat, ruft er die anderen herbei und lädt sie ein, an der Mahlzeit teilzunehmen. Sie sind sehr gesellig.‹
    Â»Was du nicht sagst. Gib zu, du flunkerst!«
    Er schüttelte erneut den Kopf, diesmal mit ernster Miene. ›Nein‹, sagte er, ›so sind sie.‹
    Â»Hören sie dich auch, wenn du etwas zu ihnen sagst?«
    Seine Augen hingen aufmerksam an meinen Lippen – wie immer, wenn jemand zu ihm sprach. Dann hob er die Schultern.
    Ich glaube, sie hörten ihn, denn manchmal tauchte einer von ihnen ganz in der Nähe auf, lautlos, und musterte uns mit seinen hell blitzenden Augen, die wie flüssiges Silber aussehen, blies den Rüssel in unsere Richtung leer und tauchte wieder unter.
    Und er sprach mit ihnen. Mit seiner inneren Stimme. Und sie hörten ihn, den Stummen. Und er hörte sie, taub wie er war.
    Und nun hatte ich ihn und sein Geheimnis verraten.
    Idiot, der ich war.

| 05 |
    Als die Sonne untergegangen war und der Abend kam, wurde die Glasfront der Cafeteria geöffnet, und sie traten auf die Terrasse hinaus. Im Westen schwebte immer noch ein kupferfarbenes Licht in der hohen Atmosphäre.
    Der heiße staubige Wind aus der Wüste war abgeflaut. Vom Fluss her war vage eine Milde zu spüren, die das Atmen erträglich machte und sich auf die Haut legte wie eine lindernde Hand.
    Â»Was wolltest du damit bezwecken, Ailif? Warum hast du ihn derart gereizt? Ich weiß, dass du Frömmigkeit nicht ausstehen kannst, aber wir sind auf seine Hilfe angewiesen.«
    Â»Ich wollte, dass er Farbe bekennt, damit wir wissen, woran wir sind.«
    Â»Und – zufrieden?«
    Â»O ja. Ich finde, es stinkt zum Himmel. Keinerlei Aufzeichnungen des früheren Commanders auf einem Flottenstützpunkt. Das gibt’s doch nicht.« Ailif schüttelte den Kopf. »Dieser Commander Wolf mag noch so ein Geheimniskrämer gewesen sein – er hat den Anstoß gegeben und dem Flottenkommando vorgeschlagen, dass eine wissenschaftliche Untersuchung vor Ort durchgeführt wird. Er muss doch dafür hinreichend Material gesammelt und hinterlassen haben.«
    Â»Bestimmt. Aber er wird erwartet haben, dass er da ist, wenn wir eintreffen, um uns persönlich ins Bild zu setzen und uns behilflich zu sein.«
    Â»Hm.«
    Â»Hältst du es für möglich, dass sein Verschwinden auch für ihn selbst überraschend kam?«
    Ailif blickte nachdenklich über den Fluss zum Dorf auf dem Ostufer hinüber. Ein paar Fischerboote waren zu sehen mit Gestalten darin; wahrscheinlich wurden für die Nacht Netze ausgelegt. »Du meinst, dass er einen Unfall hatte oder sogar … beseitigt wurde? Ich weiß es nicht.«
    Â»Du glaubst, dass Commander Cayley uns nicht die Wahrheit sagt?«
    Â»Ich glaube, er versucht uns etwas zu verheimlichen. Und das hat etwas mit diesen Frömmlern zu tun, da gehe

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