Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
mit einem absolutistischen Popanz an der Spitze. Das ist wahrhaft grotesk.«
    Jespersen zuckte mit den Achseln.
    Ailif fasste den Tempel ins Auge, der sich hinter der Häuserzeile erhob. Ein stattliches Gebäude aus Holz, das die Sonne silbern gefärbt hatte. Dazu grün lasierte Dachziegel. Mehr ein wuchtiger Wehrbau als ein Gotteshaus.
    Inzwischen war der Himmel dunkel geworden wie tiefblaue Seide. Auf der anderen Seite des Flusses waren die ersten Lichter zu sehen. Ihr Widerschein spiegelte sich auf dem Wasser.
    Maurya spürte einen Stich auf dem linken Handrücken. Ȇbertragen diese Biester Krankheiten?«, fragte sie Jespersen.
    Â»Noch nicht, Madam. Dazu ist der Mensch noch nicht lange genug auf dieser Welt. Aber irgendwann wird das der Fall sein, wenn die Erreger auf den Geschmack gekommen sind.«
    Fünf der sechs Apostel waren in der Dämmerung aufgereiht, eine Flotte von silbernen Barken – zwei große, drei kleinere –, die in die dunkelnde Weite des Abends hinausfuhren. Darüber New Belfast und Eisauge, die beiden äußeren Planeten. Sie standen hoch am Himmel: New Belfast ein Smaragd, Eisauge ein Diamant.
    Ãœber die Flanken der Dünen hatte sich Dunkelheit ergossen. Sie sahen im vielfarbigen Mondlicht aus wie gewaltige hellhäutige Tiere, die für die Nacht unter den Sternen lagerten. Dann und wann warf der Nachtwind auf ihren Graten Sand auf, als spielte er in ihren Mähnen.
    Jespersen blickte besorgt zu den Monden auf. »Heute haben sich die Apostel zusammengerottet«, sagte er. »Das bedeutet einen Tidenhub von mehr als hundert Metern. Wenn die Flutwellen sich gegenseitig auf die Schulter steigen, haben wir Monsterwellen wie Gebirge. Können Sie sich vorstellen, was da an der Küste los ist? Und im Delta? Wenn die Dijkengel bis in den Himmel steigen. Das sind die Tage der Heimsuchung. So nennen sie die Bewohner. Gott steh ihnen bei.«
    Â»Dijkengel? Das sind die einheimischen Mangroven«, vergewisserte sich Ailif.
    Â»Das sind die Wälder an der Küste. Ineinander verhakte elastische Bäume, die Luftkammern ausbilden, mit der Flut aufschwimmen und bis hundert Meter hohe Barrieren bilden können, die selbst Monsterwellen von gleicher Höhe standhalten. Bei Ebbe lassen sie die Luft ab und sinken in sich zusammen.«
    Â»Und die Fische, die sich in ihren Ästen verheddert haben, werden aufgelöst und einverleibt.«
    Jespersen zuckte mit den Achseln. »So ist es nun mal – jeder nährt sich von jedem.«
    Â»Die Konstellationen der Monde sind ein wunderschönes Schauspiel«, sagte Maurya.
    Â»Nun ja, Madam. Sie werden sich noch wundern.«
    Â»Weshalb?«
    Â»Sie können sehr angsteinflößend sein in den langen Nächten. Jeder hat seine eigene Ausstrahlung. Sie rauben einem den Schlaf, ängstigen einen und lasten auf der Seele, und manchmal verstricken sie einen in unentwirrbare dunkle und blutige Träume, aus denen man nur schwer wieder herausfindet.«
    Jespersen blickte sie an. Der Widerschein der Monde glitzerte in seinen seltsamen Augen. Maurya lief es kalt über den Rücken.
    Jonathan ließ sich mit einem Seufzer auf den Teppich in Mauryas Zimmer sinken, speichelte mit der Zunge seine Vorderpfoten ein und widmete sich der Körperpflege.
    Â»Ich hab dich heute doch schon gründlich durchgebürstet«, sagte Maurya zu ihm.
    Â»Gönn mir bitte meine Rituale«, erwiderte er. »Das gehört zu meiner Wellness. Außerdem habe ich derzeit nicht viel zu tun.«
    Â»Ich hätte eine Aufgabe für dich, Jonathan«, sagte Ailif. »Für dich und für Mr. Swift.«
    Jonathan hob den Kopf und blickte ihn erwartungsvoll an.
    Â»Setz dich mit dem Universitätsnetz in New Belfast in Verbindung und sieh zu, dass du etwas über die Ur sprünge dieser Sekte herausfindest, mit der wir hier kon frontiert sind. Sie nennen sich ›Dschiheads‹. Es ist eine Splittergruppe oder vielmehr Restgruppe der berüchtig ten ›Krieger Gottes‹, einer fanatischen Sekte, die schon auf der Erde und später in den Glaubenskriegen auf New Belfast für blutige Anschläge verantwortlich war.«
    Â»Mach ich. Ich aktiviere Mr. Swift und schicke ihn auf Erkundungsreise.«
    Â»Viel Erfolg!«
    Â»Dürfte ein mühsamer Dialog werden über zwanzig Lichtminuten Entfernung.«
    Â»Mr. Swift soll einen Katalog erstellen und die Fragen so bündeln,

Weitere Kostenlose Bücher