Dschiheads
werden bei den Selektierten nichts erreichen. Gar nichts. Das garantiere ich Ihnen. Sie werden nicht mit Ihnen reden und keine Ihrer Fragen beantworten.« Cayley scheute sich, den Blick zu heben.
»Und weshalb nicht?«
Der Kommandant bürstete mit Daumen und Zeigefinger sein schmales Bärtchen, bevor er antwortete. »Weil Sie ⦠entschuldigen Sie bitte ⦠weil Sie unrein sind.«
»Unrein?«
»Verzeihen Sie, aber ⦠Sie sind unbeschnitten. Sündig.«
»Jetzt aber â¦Â«, sagte Ailif zornig.
Jonathan erhob sich und stieà ein Jaulen aus, in dem Empörung mitschwang.
Maurya stieà ein zischendes Lachen aus, eine Mischung aus Ãberraschung und Entrüstung. »Commander, in welchem Jahrhundert leben wir denn, um Himmels willen? Ich â¦Â« Sie presste die Hand auf den Mund, trotzdem entrang sich ihr ein kleines Schluchzen.
»Werden Sie nicht beleidigend!«, wies Ailif Cayley mit erhobener Stimme zurecht. »Wo gibt es denn heute noch so etwas?«
»Hier, Professor Avrams. Es liegt mir fern, Sie zu beleidigen. Ich will Sie lediglich auf die Schwierigkeiten der Situation aufmerksam machen. Diese Menschen hier am Fluss leben nicht in der Gegenwart. Aber wir müssen mit ihnen auskommen. Wir sind auf sie angewiesen.«
Jonathan blickte verwirrt vom einen zum anderen, senkte den Schwanz und grollte heiser: »Unrein.«
Der Kommandant warf ihm einen irritierten Blick zu. »Was sagt er?«
Jonathan knurrte drohend.
»Fragen Sie ihn doch selbst«, schlug Ailif sarkastisch lachend vor. »Sir Jonathan ist ein intelligentes Wesen.« Jetzt solltest du einen von deinen Fürchterlichsten ziehen lassen, dachte er grinsend, aber Jonathan bewies seine gute Erziehung und hielt sich zurück.
»Was für ein Empfang«, murmelte Maurya kopfschüttelnd.
Der Kommandant sprang auf und breitete Entschuldigung heischend beide Arme aus, doch sein Gesicht strafte die Geste Lügen. Er blickte kalt und unnachsichtig. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden. Apropos Empfang â ich habe für morgen eine kleine BegrüÃungsparty arrangieren lassen. Dann werden Sie die Leute kennenlernen, die auf dem Stützpunkt arbeiten. Auch meine Frau wird da sein. Sie hat es sich nicht nehmen lassen, Sie persönlich zu begrüÃen, und wird morgen aus Menama eintreffen. Sie wohnt dort. Das Delta ist ihr lieber. Hier im Glast ist es ihr zu ungemütlich.«
»Das kann ich ihr nachfühlen«, sagte Ailif. »Diese geballte Frömmigkeit hier â¦Â«
»Ailif, ich â¦Â«
»Schon gut, Maurya. Wir bedanken uns für die Einladung, Commander. So habe ich mir die Situation nicht vorgestellt. Sie haben mir genug Stoff zum Nachdenken gegeben.«
»Sollten Sie Wünsche oder Fragen haben, wenden Sie sich an Mr. Jespersen.«
»Eines noch, Commander. Bevor wir mit der Untersuchung beginnen, hätten wir uns gerne ein wenig in die Unterlagen eingearbeitet.«
Cayley, schon halb an der Tür, blieb stehen und wandte den Kopf. »Welche Unterlagen?«
Ailif breitete die Arme aus. »Die Aufzeichnungen Ihres Vorgängers zum Beispiel.«
»Ich weià nichts über solche Aufzeichnungen.«
Ailif sah den Kommandanten entgeistert an. »Soll das heiÃen, dass â¦Â«
»Hören Sie, Professor Avrams, Commander Wolf war ein misstrauischer Mann. Er hat seine Aufzeichnungen ausschlieÃlich seinem PS-Computer anvertraut. Und den trug er stets bei sich. Auch als er zu seiner Expedition in den Glast aufbrach, nehme ich an.«
»Keine Kopien im lokalen Flottennetz?«
»Meines Wissens keine. Entschuldigen Sie mich jetzt bitte.« Der Kommandant eilte zur Tür hinaus.
Jonathan schüttelte sich heftig, als käme er gerade aus einem Regenguss.
»Ein eiskaltes Arschloch«, knurrte Ailif. »Und wahrscheinlich ebenso fromm wie die anderen Idioten hier.«
»Unrein«, flüsterte Maurya kopfschüttelnd. Sie konnte es noch immer nicht fassen.
»Der Mann hat keinen guten Geruch«, schnaubte Jonathan und schüttelte sich erneut.
»Das rieche ja sogar ich«, sagte Ailif.
»Mir ist zum Bellen zumute.«
»Tu dir keinen Zwang an, Jo.«
| 04 |
Anzos Vater, Alexander hieà er, stammte aus der Gemeinde, hatte aber eines Tages kurz entschlossen das Dorf verlassen, als ein Floà den Ontos herabkam, war mit seinem Boot hinausgepaddelt und an Bord gegangen.
Weitere Kostenlose Bücher