Dschiheads
Pfefferminzbonbons â und die Hitze seines überdimensionalen Kropfes dicht an meiner Wange spürte, in dessen Innern es knarzte und pfiff wie in einem zum Bersten geblähten Hautsack. Und sein ge ölter Bart stank, als hätte er ihn versehentlich in einen Teller kalter, fettiger Fischsuppe gehängt.
Nein, ich mochte ihn nicht. Ich verabscheute ihn. Weshalb hat Gott der Herr nicht Nuter, den Schreiner, oder Esra, den Gemüsehändler, als GroÃarchon und Lehrer genommen, um die Erwählten zu führen. Beides sind gottgefällige und sanfte Männer, besonders Esra mit seiner Knollennase zwischen den dicken Tränensäcken unter den gutmütigen Augen, Esra, der während der Predigt im Tempel immer so hemmungslos weint, dass Ströme von Tränen unter seinen Lidern hervorquellen, die seinen langen schwarzen Bart nässen, bis er glitzert wie frischer Teer, um schlieÃlich auf seine Hemdbrust zu tropfen, wo sie sich mit dem Schweià vermischen, den ihm die Hitze unablässig aus seinem dicken weichen Körper treibt.
| 07 |
Ailif blickte Maurya mit trüben Augen an, als sie sich zum Frühstück in der Cafeteria trafen.
»Etwas zu viel erwischt bei der Willkommensparty gestern?«, fragte sie spöttisch lächelnd.
Er gab ein Schnauben von sich. »Akklimatisierungsschwierigkeiten. Ich habe kaum geschlafen. Diese Hitze.«
»Du musst nur die Klimaanlage richtig einstellen.«
»Ich vertrage diese fächelnde kalte Luft nicht.« Er schluckte. »Macht mir Halsschmerzen.«
»Ach, du Ãrmster«, sagte sie mitfühlend. »Lass deinen Schnauzer nicht so hängen. Du siehst aus wie ein trauriges Walross.«
Sie konnte ihm kein Lächeln entlocken. Er blickte grämlich in seine Kaffeenuss, die er mit beiden Händen festhielt, als hätte er Sorge, sie könnte sich über die Tischplatte davonmachen. Dann rieb er sich die Schläfen.
»Hast du Kopfschmerzen?«
»Nein, meine Herden spielen verrückt bei der Hitze hier.«
»Deine Herden? Du meinst deine Moving Tattoos?«
»Nein. Ich meine meine eigenen Herden«, seufzte er. »Die auf meiner Stirn und an meinen Schläfen ihre Weidegründe haben.«
Sie blickte ihn misstrauisch an. »Ich verstehe kein Wort, Ailif.«
Er flocht die Finger im Nacken, lehnte sich zurück und streckte die Beine aus. »Es ist eine merkwürdige Geschichte«, sagte er. »Willst du sie wirklich hören?«
»Ja. Erzähl!«
»Also, es ist schon einige Jahre her. Ich hatte gerade meinen Lehrauftrag erhalten. Da plagte mich ein Ekzem.« Ailif kratzte sich unwillkürlich am rechten Ellbogen. »Eher lästig als schmerzhaft. Ein Kollege empfahl mir einen guten Dermatologen. Maturin hieà er oder Matutin, ich weià nicht mehr genau. Er hatte eine nagelneue Praxis in der Nähe der Uni. Er selbst war auch nagelneu von der Erde eingetroffen, ein junger Mann Mitte dreiÃig, mit einer prächtigen blonden Locke, die ihm immer wieder über die Schläfe rutschte. Er hatte den Bedarf an Dermatologen in den Kolonien erkannt. Viele der Siedler kommen nicht zurecht mit den fremdartigen Organismen â Pollen, Viren, Kontaktgiften. Es grassieren Hautausschläge und Allergien. Es gibt Moleküle, erklärte der Arzt, etwa Aminosäuren, die aus falschen Atomen aufgebaut sind, die der menschliche Organismus zwar einlagern, mit denen er aber nichts anfangen kann, was unweigerlich zu Fehlfunktionen führt, das heiÃt Erkrankungen, Allergien beispielsweise oder gar Krebs. Er verschrieb mir irgendeine Salbe. Als ich mich von ihm verabschiedete â ich war schon fast aus der Tür â, sagte ich beiläufig, dass mir manchmal so war, als liefen mir winzige Spinnen über die Stirn und die Schläfen, vor allem nachts und wenn es besonders warm ist. Er nickte ernsthaft und schob seine Locke aus der Stirn. âºNehmen Sie doch bitte noch mal Platzâ¹, sagte er und nahm eine suppentellergroÃe beleuchtete Lupe zur Hand. âºDas ist keineswegs Einbildung, Professor. Es spricht für die Sensibilität Ihrer Haut.â¹ Ein riesiges haselnussbraunes Auge schwebte durch mein Blickfeld, und an meinem Ohr sagte seine Stimme: âºHm, bemerkenswert dicht besiedelt.â¹ â âºWas? Wie meinen Sie das?â¹, fragte ich. â âºEs sind zwar keine Spinnen, Professor Avrams, aber es sind Milben, Haarbalgmilben, um genau zu sein:
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