Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
Vom Netzwerk:
bedarf der Nervenimpulse, um die kristalline Ordnung aufrechtzuerhalten. Bleiben die aus, setzt eine Art Schmelzprozess ein, weil sich die Positionsfehler akkumulieren. Der Diamant zerfällt zu Graphit, zu Ruß.«
    Â»Und du glaubst, dieser Prozess lässt sich verhindern, indem man das Auge aus dem lebenden Gewebe herauslöst?« Ailif wiegte zweifelnd den Kopf. »Ich weiß nicht.«
    Â»Du hast doch gehört, was Jespersen gesagt hat. Sie legen den Kristallkörper in ein spezielles Öl ein, das den Zerfall verhindert, seine Struktur sozusagen einfriert.«
    Â»Hm.« Ailif verflocht seine Finger im Nacken. »Dann sind diese Marsulen also Dongo-Augen, die einer speziellen Transformation unterworfen wurden.«
    Â»Genau.«
    Â»Maurya könnte recht haben«, sagte Jonathan. »Es würde auch erklären, weshalb sich Jespersen so zugeknöpft gezeigt hat, als wir ihn auf die fehlenden Augen angesprochen haben.«
    Â»Ist dir das auch aufgefallen, Jo?«
    Â»Allerdings. Ich spürte ein Zurückweichen, als würde er rasch alle Fenster schließen.«
    Maurya nickte. »Man kann die Klunker der geliebten Gattin um den Hals hängen. Oder man kann sie teuer verkaufen und dafür so wunderbare Dinge anschaffen wie Elektroboote und Lasergeschütze. Man braucht nur einen Flottenkommandanten, der die nötigen Verbindungen hat und beide Augen zudrückt.«
    Ailif schnippte unschlüssig mit den Fingern. »Das ist ein sehr schwerwiegender Verdacht, Maurya.«
    Â»Aber er liegt auf der Hand. Und er muss publik gemacht werden. Wir können doch nicht zusehen, wie diese Frömmler mit Einverständnis des örtlichen Flottenkommandanten einen Genozid an den Eingeborenen begehen, ihnen bei lebendigem Leib die Augen herausschneiden, um sich zu bereichern. Das muss an die Öffentlichkeit!«
    Â»Vorsicht, Maurya! Erstens haben wir nicht das Zipfelchen eines Beweises. Und zweitens: Wenn du recht hast und es eine derartige Komplizenschaft gibt, haben wir keine Ahnung, wie weit sie in der Hierarchie der Flotte nach oben reicht. Das könnten lukrative Geschäfte sein, in die womöglich sogar die Admiralität verwickelt ist, wer weiß? Also kein Wort. Wir machen unseren Job hier, fassen die Ergebnisse der Sektion zusammen, um daraus in Grundzügen eine Monografie zu skizzieren, und dokumentieren die Beschädigun gen an den Reliefs durch die Dschiheads.«
    Â»Aber wir müssen etwas unternehmen!«
    Â»Das werden wir. Zu gegebener Zeit.«
    Maurya schüttelte den Kopf. »Ich möchte zumindest versuchen, mit dem Großarchon zu verhandeln, damit er von diesem Vandalismus ablässt. Das sind wir uns schuldig, Ailif. Das sind wir diesem Planeten schuldig.«
    Jonathan klopfte mit dem Schwanz auf den Boden und blickte sorgenvoll vom einen zum anderen.
    Ailif dachte kurz nach, dann sagte er: »Na schön. Aber sonst kein Wort – zu niemandem, Maurya. Das gilt auch für dich, Jo. Wenn wir hier fertig sind, nichts wie weg. Keine Andeutung, bevor wir nicht sicher im Orbit und an Bord der Ballymena sind. Sonst laufen wir Gefahr, im Fluss zu landen oder irgendwo in der Wüste. Und was die Verhandlungen mit den Dschiheads betrifft – das übernehme ich. Ich lasse mich morgen ins Dorf hinüberbringen.«
    Maurya sah ihn empört an. »Ich komme mit.«
    Â»Auf keinen Fall.«
    Â»Aber warum nicht?«
    Â»Es wäre zu gefährlich für dich.«
    Â»Weil ich … unbeschnitten bin?«
    Â»Ach was! Ich will dich keiner wie auch immer gearteten Gefahr aussetzen, Liebes. Du hast ja gehört, wie uns Cayley dringend davon abgeraten hat, über den Fluss zu fahren.«
    Â»Klar. Es könnte ja etwas von seinen lukrativen Geschäften mit den Dschiheads ans Tageslicht kommen. Mit den Marsulen.« Maurya lehnte sich zurück und sah Ailif besorgt an. »Nimm wenigstens Jo mit.«
    Â»Nein. Kommt nicht infrage. In den Augen dieser Frömmler ist er kein Geschöpf Gottes, sondern ein Produkt der Hybris. Sie würden ihn vermutlich ohne zu zögern über den Haufen schießen.«
    Maurya seufzte. »Wo sind wir da nur hingeraten, Ailif?«
    Ailif zuckte mit den Achseln. »Sie nennen ihre Welt Paradise«, sagte er.

| 16 |
    Wie jeden Tag war ich mit meinem Vater vor Sonnenaufgang auf den Fluss hinausgefahren. Ich ruderte das Boot, er kontrollierte die Netze und räumte sie aus. Der Fang war wie

Weitere Kostenlose Bücher