Dschiheads
bindet ihm die Unterarme fest zusammen, damit er nicht an den Stricken herumnesteln und sie lockern kann.« Dann wandte er sich mit funkelnden Augen dem Schwarzen zu. »Du bist des Todes, Fremder. Du hast heiligen Boden verunreinigt. Du wirst zur Hölle fahren â dorthin, wo du herkommst, du schwarzer Teufel!«
Der Fremde versuchte verzweifelt, auf die Beine zu kommen, aber die beiden Gehilfen rangen ihn nieder und Grote hob abermals den Axtstiel. Dann schleiften sie den Gefesselten über den Steg zum Bootshaus am Ufer und sperrten ihn dort ein.
Erst als sie verschwunden waren und sich Seine Heiligkeit wieder in den Tempel zurückgezogen hatte, wagte ich es, mein Versteck zu verlassen. Ich zitterte am ganzen Körper vor Empörung und Angst.
Doch was ging mich der Fremde an?
Am Abend holten Grotes Gehilfen die Einzelteile des Galgens aus dem Magazin des Tempels, bauten sie auf dem Tempelplatz zusammen und richteten ihn auf. Sie wollten den Fremden allen Ernstes hinrichten! In dieser Nacht konnte ich nicht schlafen, sah immer wieder das blutüberströmte Gesicht des Schwarzen vor mir.
Doch am nächsten Morgen geschah nichts. Vater und ich fuhren wie immer auf den Fluss hinaus. Den ganzen Tag ragte der Galgen drohend in den Himmel, baumelte die Schlinge im Wind.
Wir hatten keinen Unterricht, und Seine Heiligkeit, der GroÃarchon, lieà sich nicht blicken, also verbrachte ich den Tag in dem leeren Haus, in dem Anzo mit seiner Mutter gewohnt hatte. Die Pflanzen im Garten waren allesamt verdorrt und durch den Sturm gröÃtenteils unter Sand begraben, weil sie nicht geschützt worden waren. Es sah trostlos aus. Ich entdeckte FuÃspuren, also war seither jemand hier gewesen. Wahrscheinlich wieder Grotes Gehilfen. Das Haus war ausgeplündert und dem Verfall preisgegeben. Aber ich hatte Anzos Hefte gerettet und sie in der wasserdichten Tasche in meinem Boot verstaut!
Kurz nach Sonnenuntergang sah ich Hede, die Frau des Bäckers, mit einem Korb und einem Krug zum Bootshaus gehen. Sie brachte dem Gefangenen etwas zu essen und zu trinken. Gabriel begleitete sie und schloss ihr auf. Dann hörte ich zwei, drei klatschende Schläge â Gabriel lieà es sich nicht entgehen, den Wehrlosen zu misshandeln. Doch offenbar ging Hede dazwischen, und es entspann sich ein heftiger Wortwechsel, der von Hedes schriller Stimme dominiert wurde. Kurz darauf kamen sie wieder heraus, und Gabriel schloss mürrisch das Bootshaus ab.
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»Er hatte versprochen, mit uns in Kontakt zu bleiben, aber er reagiert nicht auf meine Anrufe. Und er lässt auch nichts von sich hören. Irgendetwas stimmt da nicht.«
»Beruhige dich, Maurya«, sagte Jonathan. »Ja, du hast recht: Irgendetwas stimmt nicht. Aber er lebt und ist wohlauf â ich empfange seine Telemetriedaten. Nur sein Kopfhaut-Implantat scheint gestört zu sein. Vielleicht â¦Â«
»Was?«
»⦠vielleicht hat er einen Schlag auf den Kopf erhalten, der das Implantat beschädigt hat.«
»Um Himmels willen, Jo! Wir müssen Commander Cayley informieren, dass er etwas unternimmt. Ein Schlag auf den Kopf â¦Â«
»Es ist nur eine Vermutung.«
»Ich habe ihn ja gewarnt«, sagte der Kommandant und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er wirkte nervös und übernächtigt. »Es ist gefährlich, sich mit diesen Leuten einzulassen.«
»Was haben sie mit ihm gemacht?«, fragte Maurya, die den Tränen nahe war.
»Der GroÃarchon hat ihn festnehmen und einsperren lassen.«
Maurya sah den Kommandanten ungläubig an. »Und nun? Wird ihm ein Prozess gemacht, oder was geschieht?«
»Ich fürchte, Frau Professor, dass der GroÃarchon kurzen Prozess machen will, wie er das schon öfter getan hat.«
»Sie meinen, er könnte Ailif ⦠hinrichten lassen? Das ist doch nicht möglich!«
»Das ist durchaus möglich.«
»Und Sie unternehmen nichts gegen diese Ungeheuerlichkeit?«
Der Kommandant stieà ein sarkastisches Lachen aus. »Was glauben Sie, was ich schon alles unternommen habe? Ich habe in dieser Nacht kein Auge zugemacht«
»Weshalb schicken Sie nicht ein paar von Ihren Männern hinüber und holen ihn raus?«
»Glauben Sie, einer von meinen Männern würde die Hand gegen seine Freunde oder Verwandten oder gar gegen Seine Heiligkeit erheben? Undenkbar! Das gäbe einen Aufstand, und wir hätten wieder die
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