Dschiheads
eins heraus und hielt es gegen das Licht â im Innern war ein tropfenförmiger Keim zu erkennen. Er schüttelte den Kopf. »Scheint ein Weibchen zu sein. Ein dünner Kanal führt nach unten und endet neben dem Anus. Ein Geschlechtsorgan ist nicht zu erkennen.« Er schnitt eines der hinteren GliedmaÃe auf. »Und das hier scheinen eher verkümmerte Rüssel zu sein als Fortbewegungsmittel, knochenlos und vermutlich nur zum Rudern geeignet, aber von einer Vielzahl von Muskeln bewegt.« Er streifte die Handschuhe ab und legte sie beiseite. »Jede Menge Stoff zum Nachdenken.«
»Die Sektion hat wenig gebracht«, fasste Ailif zusammen, als sie kurz darauf in der Cafeteria saÃen und Eistee tranken.
»Das würde ich nicht sagen«, erwiderte Maurya. »Wir haben nun eine genaue Vorstellung vom äuÃeren und inneren Aufbau dieser Lebewesen.«
»Das schon, aber letztlich mehr Rätsel als definitive Ergebnisse. Zum Beispiel: Welche ist nun die dominierende Spezies?«
»Es gibt keine«, sagte Jonathan entschieden.
»Was willst du damit sagen?«
»Wenn ich mit den Achseln zucken könnte, würde ich jetzt mit den Achseln zucken.«
Maurya lachte. »Ich sehe dich mit den Achseln zucken. Es sieht possierlich aus.«
»Possierlich?« Jonathan lieà den Schwanz sinken und sah sie überrascht an.
»Ja.«
»Also gut. Ich zucke mit den Achseln und sage: Weder die Glasflöhe, wie sie hier die Ameisen oder Termiten nennen, noch die Dongos sind die dominierende Spezies. Erst wenn sich beide zusammenschlieÃen, sind sie zu Intelligenzleistungen fähig. Die beiden Spezies müssen zusammenwirken â so sehe ich das.«
»Und fähig zu künstlerischer Kreativität?«, fragte Maurya.
»Ja.«
»Hm.« Ailif rieb sich nachdenklich das Kinn. »Diese Argumentation hat etwas für sich. Die Glasflöhe besetzen die Ganglien der Dongos und beeinflussen sie durch Bisse oder etwas anderes. Aber ist es ein symbiotisches oder ein parasitäres Verhältnis?«
»Ich habe das Gefühl, ein symbiotisches. Beweisen werden wir das erst können, wenn wir feststellen, was die Glasflöhe von der Gemeinsamkeit haben. Jedenfalls kann es kein selbstloses Verhalten sein, so etwas pflegt sich in der Natur nicht zu entwickeln. Es ist immer ein Tauschgeschäft.«
»Völlig richtig, Jo. Ich tippe auf irgendeine Substanz, die von den Dongos produziert wird, wenn die Glasflöhe sie befallen. Vielleicht etwas, das die Königin für ihre Fruchtbarkeit braucht.«
»Und im Gegenzug stellen ihnen die Glasflöhe die Säure zur Verfügung, mit denen sie ihre Reliefs ätzen können«, sagte Maurya.
»Es klingt logisch.« Jonathan streckte sich. »Was aber, wenn es eine parasitäre Verbindung ist?«
»Das wäre übel«, sagte Ailif.
»Ja, es gibt Parasiten, die sich nicht im Darm oder in der Leber, sondern direkt im Gehirn einnisten und ihren Wirt steuern. Wie etwa der Egel Leucochloridium paradoxum , der für seinen Wirtswechsel von der Schnecke in den Darmtrakt eines Vogels das Tier zu artfremdem Verhalten zwingt. Er dringt in die Augenfühler ein, sodass sie wie schmackhafte Raupen aussehen, und lässt die Schnecke an den Halmen nach oben kriechen, wo sie leichter von den Vögeln entdeckt und gefressen wird.«
Maurya grinste. »Aber Jo, du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass die Glasflöhe die Dongos zwingen, Reliefs von Dongos in den Fels zu ätzen.«
»Immerhin besetzen sie das Gehirn und stimulieren es«, sagte Ailif.
»Was wiederum eher auf ein parasitäres Verhältnis hindeutet«, sagte Jonathan.
»Hm.« Ailif lehnte sich zurück. »Wisst ihr, was ich glaube? Ich glaube, die Glasflöhe stimulieren die Dongos, sich zu diesen Riesenwürmern zusammenzuschlieÃen. Sie verhaken sich ineinander und bilden eine gröÃere Lebensform, um bei einer Bedrohung kampffähig zu sein. Und um sich künstlerisch zu betätigen.«
»Also keine Reptilien«, sagte Maurya.
»Nein. Im Gegensatz zu New Belfast gab es auf dieser Welt nie Echsen.«
»Man kennt eine Menge Organismen«, sagte Jonathan, »die sich zu gröÃeren, wehrhaften Gebilden zusammenschlieÃen.«
»Schwärme?«, fragte Maurya.
»Ja, man kann auch Schwärme unter diesem Gesichtspunkt betrachten, aber ich meine Einzelwesen, die sich zu
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