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Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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Zustände, die hier unter meinem Vorgänger herrschten.«
    Â»Aber Sie müssen doch etwas tun können!«
    Â»Ich kann Seine Heiligkeit nur um Gnade bitten. Und das habe ich getan. Mehr kann ich nicht tun.«
    Â»Das hat er tatsächlich«, sagte Jonathan, als sie wieder allein auf Mauryas Zimmer waren. »Er hat in der Nacht einige lange Gespräche mit dem Großarchon geführt. Mr. Swift hat sie mitgehört. Cayley hat sich auch mit dem Flottenkommando auf New Belfast in Verbindung gesetzt. Aber dieses Gespräch war verschlüsselt – wir konnten nicht verstehen, was gesagt wurde.«
    Â»Wahrscheinlich müssen die erst ihre Juristen konsultieren«, erwiderte Maurya mit belegter Stimme.
    Â»Bestimmt. Ohne deren Rat wird grundsätzlich nichts entschieden.«
    Â»Und das kann dauern.«
    Â»Ich weiß es nicht, Maurya, aber das ist anzunehmen.«
    Â»Um was ging es bei den Verhandlungen mit dem Großarchon?«
    Â»Cayley hat ihn, wie er sagte, gebeten, Ailif zu verschonen. Ja, er hat ihn geradezu angefleht. ›Ich bitte Euch auf Knien, Eure Heiligkeit‹, hat er gesagt. ›Wenn Ihr ihn hängen lasst, bringt uns das in allergrößte Schwie rigkeiten. Die Flotte wird das nicht hinnehmen, denn sie hat den Professor mit der Untersuchung dieser sogenannten Kunstwerke beauftragt.‹ Dann sagte er noch – tut mir leid, Maurya: ›Nehmt ihm eine Hand oder ein Auge, aber lasst ihn am Leben.‹ Worauf der Großarchon höhnisch fragte: ›Was ist schon das Auge eines Menschen wert?‹ Das deckt sich mit unserer Vermutung, was die Herkunft der Marsulen betrifft.«
    Â»Die Marsulen können mir gestohlen bleiben.« Maurya begann wieder zu weinen. »Ist das nicht grauenhaft? Ailif mit dem Tod zu bedrohen!«
    Â»Ich spüre deine Angst Maurya. Aber Ailif geht es den Umständen entsprechend gut – das entnehme ich den Daten seiner Telemetrie.« Jonathan verschwieg, was der Großarchon zum Schluss gesagt hatte. ›Ich habe den Alleinigen und Einzigen Gott‹, hatte er zum Kommandanten gesagt, ›der in meinem Herzen wohnt, gefragt, wie ich urteilen soll. Nach langem Schweigen hat er geantwortet: Er sei des Todes.‹
    Maurya packte Jonathans dicken Kopf mit beiden Händen und drückte ihn schluchzend an die Brust. »Hat er Schmerzen?«
    Jonathan schlug unschlüssig zwei-, dreimal den Schwanz auf den Boden. »Ich glaube nicht. Aber er hat Durst. Und er ist voller Zorn.«
    Â»Jo, ich …« Sie brach ab und weinte hemmungslos.
    Â»Wir dürfen nicht verzagen, Maurya. Noch besteht die Hoffnung, dass sich der Großarchon umstimmen lässt. Sonst könnte es für ihn vorbei sein mit den einträglichen Marsulen-Deals.«
    Â»Damit wird es ohnehin bald vorbei sein. Was könnte ihn so aufgebracht haben, dass er so unnachsichtig reagiert?«
    Â»Nun«, sagte Jonathan, »Ailif ist nicht gerade ein diplomatischer Typ. Vielleicht ist er etwas zu forsch aufgetreten. Einen Kotau hat er sicher nicht gemacht und bestimmt keine Prostratio wie der Commander.«
    Â»Nein, bestimmt nicht. Er macht keinen Hehl aus seiner Verachtung für fromme Menschen.«
    Â»Leider. Das wird es sein, was ihn in Schwierigkeiten gebracht hat.«
    Â»Was können wir nur tun, Jo?«
    Â»Ich fürchte, wir können nichts tun. Wir können nur hoffen, dass der Großarchon es sich überlegt und Gnade walten lässt – angesichts der Unannehmlichkeiten, die er sich einhandelt, wenn er bei seinem Urteil bleibt.«
    Maurya schloss die Augen. »O Gott! Wir hätten ihn nie allein gehen lassen dürfen, Jo.«

| 18 |
    Am folgenden Morgen hatten sich schon lange vor Sonnenaufgang etliche Dorfbewohner auf dem Tempelplatz versammelt. Natürlich war auch meine Mutter darunter. Ich duckte mich tiefer in mein Boot, um nicht von ihr gesehen zu werden.
    Der Baldachin war aufgerichtet, der Thron aufgestellt.
    Die Schlinge des Galgens hing drohend vor dem heller werdenden Himmel.
    Nach einer Weile öffnete sich die Tür des Tempels, der Großarchon erschien in vollem Ornat, erkletterte das Podest und nahm auf dem Thronsessel Platz. Er ließ ein paar Minuten verstreichen, dann sprach er das Morgengebet. Die Anwesenden fielen ein. Nach einer weiteren Minute des Schweigens sagte er: »Ich werde ein Exempel statuieren. Dieser Eindringling von einer anderen Welt hat frevelhaft gehandelt. Dieser

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