Dschiheads
immer ziemlich kläglich: sechs oder sieben handgroÃe Fische, sonst nur Kroppzeug, das man gleich wieder ins Wasser hätte schmeiÃen können, doch Vater tat es nicht, weil er wusste, dass er sich die Schelte seiner Frau zuziehen würde, sollte er es wagen, eine Gottesgabe zu vergeuden. Mutter pflegte das eklige und stachelige Zeug auszukochen und uns vorzusetzen und die Fische zu verkaufen. Ich fand es ungenieÃbar und begnügte mich mit dem Gemüse und den Kartoffeln, die sie in der Brühe mitkochte.
Nachdem wir das Boot unterhalb unseres Hauses am Ufer festgemacht hatten, ging ich durch das Dorf Richtung Schilf flussabwärts, wo ich mein Rundboot versteckt hatte, in dem ich, unter Schilfmatten verborgen, meine Besitztümer aufbewahrte. Als ich am Tempelplatz vorbeikam, bemerkte ich Unruhe und Betriebsamkeit. Ich sah, wie sich Gabriel eine Handvoll Stricke in die Hosentasche stopfte. Dann, wie Metzger Grote aus dem Tempel kam. Vermutlich hatte Seine Heiligkeit ihn zu sich gerufen. Grote hatte seinen Axtstiel dabei, mit dem er unternehmungslustig in die linke Handfläche schlug: sein grausiges Werkzeug, dunkel von Blut und gesprenkelt mit Fischschuppen, mit dem er mit einem präzisen Hieb ins Genick die Kreaturen des Flusses zu erschlagen pflegte.
Oh, oh!, dachte ich. Da liegt etwas in der Luft.
Neugierig geworden, legte ich mich in meinem Rundboot auf die Lauer. Und tatsächlich, es war noch keine Viertelstunde vergangen, da hörte ich das Schnurren eines Elektroboots, das von der Station über den Fluss kam und auf den Bootssteg zuhielt. Es war Ionas, der Sohn des Bäckers, der drüben bei der Flotte Dienst tat. Er machte nicht fest, sondern fasste nur nach einer der Anlegestangen. Er brachte einen Passagier mit: einen groÃen schwarzen Mann, breitschultrig, mit kahlem Schädel und einem Schnauzbart über der Oberlippe, dessen Spitzen wie ein stattliches Geweih abstanden. Der Mann kletterte auf den Steg und hob dankend die Hand, und Ionas steuerte das Boot wieder auf den Fluss hinaus.
Sie haben dich erwartet, schoss es mir durch den Kopf. Sie wurden von der Station vorgewarnt. Das ist eine abgekartete Sache, eine Falle.
Der Fremde blickte sich kurz um. Dann ging er gemessenen Schritts über den Steg auf die Treppe zum Tempelplatz zu. Und stieg sie hinauf!
Oh, oh! Das konnte nicht gutgehen. Hatte ihm denn, um Himmels willen, niemand gesagt, dass man den geheiligten Boden des Tempelplatzes nur mit entblöÃten FüÃen betreten durfte!
Der Mann machte keine Anstalten, sich seiner Schaftstiefel zu entledigen, sondern stapfte damit auf das Tempeltor zu. Dann hob er die Hand, ballte sie zur Faust und â ich hätte sie am liebsten festgehalten â schlug mit den Knöcheln gegen das Holz. Ich hatte die Hand auf den Mund gepresst, um einen Angstschrei zu unterdrücken.
Es kam, wie es kommen musste: Das Tor sprang auf, und Seine Heiligkeit erschien in voller Montur. Lilafarbene Soutane, die eng anliegende Kappe aus schwarzgrün gemustertem Kuangaleder, deren Klappen ihm bis auf die Schultern fielen, die Augenhöhlen lila geschminkt. Er sah wahrhaft bedrohlich aus. Ja, der Teufel persönlich konnte nicht eindrucksvoller aussehen!
Ich hörte das Pfeifen seines Blähhalses, der ihm aus der Soutane quoll, und dann einen unartikulierten Schrei. Seine Heiligkeit, der GroÃarchon, deutete auf die FuÃbekleidung des Besuchers. Unwillkürlich duckte ich mich, damit ich nicht entdeckt wurde, und als ich den Kopf wieder zu heben wagte, waren sie schon über ihm. Sie hatten sich in der Nähe versteckt gehabt. Gabriel und Michael packten den Fremden rechts und links an den Armen, und Grote, der sich von hinten anschlich, hob seinen schrecklichen dunklen Axtstiel und drosch mit aller Kraft auf den kahlen Schädel des Schwarzen. Der Mann drehte sich halb um, und Grote schlug ein zweites Mal zu. Der Fremde ging in die Knie und schüttelte benommen den Kopf. Blut lief ihm über die Stirn. Er hob die Hand, wollte es abwischen, doch Grotes Gesellen rissen seine Arme nach hinten und machten Anstalten, ihn mit Stricken zu fesseln.
»Vorne!«, schrie der GroÃarchon. »Er soll seine Henkersmahlzeit mit eigenen Händen genieÃen können.«
Die beiden Gehilfen verstanden nicht, was der GroÃarchon meinte, und blickten ihn fragend an.
»Die Arme nach vorne fesseln, ihr Idioten!«, bellte der GroÃarchon zornig. »Und
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