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Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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Berührung voll auszukosten.«
    Â»Das wusste ich nicht. Ich habe sie immer für … na ja … hartschalig und empfindungslos gehalten.«
    Â»Das sind sie ganz und gar nicht. Beim Dongo hingegen wird der Panzer aus der Haut exprimiert. Er kann ihn abwerfen, wenn er zu klein geworden ist, und einen neuen ausbilden. Er ist mit Sehnen und Bändern mit der Haut verbunden, hat also kein Knochengerüst, mehr so etwas wie einen elastischen Schulp.«
    Â»Also eher ein entfernter Verwandter von Tintenfischen«, sagte Jonathan.
    Â»Ganz genau. Dieser Schulp dient als Aufhängung für die inneren Organe und die knochenlosen Extremitäten.«
    Â»Und die Nervenstränge …«
    Â»â€¦ sind an die Peripherie ausgelagert, aus welchen Gründen auch immer. Womöglich, um beim Zusammenschluss zu einer Riesenraupe Nervensignale mit dem Nachbarn auszutauschen, was weiß ich. Es gibt bislang keine Monografie dieser Wesen.«
    Â»Die wird wohl von uns erwartet.«
    Â»Da liegst du richtig, Jo.«
    Jonathan gab ein leises Brummen von sich. Dann sagte er: »Tatsächlich gibt es fast keine Beschreibungen der Tier- und Pflanzenwelt von Hot Edge. Im Wesentlichen nur den Expeditionsbericht von De la Motte/Palme, die mit ihrer nuklear betriebenen Barkasse vom Delta bis zu den Seen unterhalb des Haars hinaufgefahren sind, aus denen der Ontos entspringt.«
    Â»Wie haben sie mit der Barkasse die Katarakte überwunden?«, fragte Ailif.
    Â»Sie haben Breschen hineingesprengt. Und die wurden später erweitert, um eine Durchfahrt für die Flöße zu schaffen.«
    Â»Aha.«
    Â»Aber das waren Geographen und Handelsleute, die sich wenig für Biologie interessierten. Ihnen ging es um die Erschließung eines weitgehend unerforschten Kontinents. Sie haben zwar ein paar Dongos geschossen, als ihre Vorräte knapp wurden, aber sie fanden sie für den Verzehr ungeeignet und hielten sich lieber an Fisch.«
    Â»Die Reliefs scheinen ihnen entgangen zu sein«, sagte Maurya.
    Â»Ja, sie erwähnen sie mit keinem Wort. Entweder gab es die damals noch nicht, oder sie sind nachts daran vorbeigefahren, oder es herrschte Nebel, wie so oft hier.« Jonathan kratzte sich hinter dem Ohr. »Wir – Mr. Swift und ich – sind in diesem Zusammenhang übrigens auf ein merkwürdiges Detail gestoßen. De la Motte/Palme berichten, sie hätten von den allerersten Siedlern auf Hot Edge Dongo-Eier gekauft, für die exorbitante Preise verlangt wurden. Diese Eier seien lange in einem speziellen mit Kräutern versetzten Öl eingelegt gewesen und dadurch äußerst widerstandsfähig und hart geworden wie Diamanten. Sie seien farbig marmoriert und mindestens so groß wie Taubeneier gewesen.«
    Ailif zog die Augenbrauen hoch. »Was sagst du da, Jo?«
    Â»So steht es in dem Reisebericht.«
    Â»Aber ihr habt doch die Dongo-Eier gesehen, die ich in dem Gelegesack gefunden habe. Sie waren nicht größer als der Nagel meines kleinen Fingers. Halb durchsichtige fünfeckige Gebilde.«
    Plötzlich schlug Maurya mit der flachen Hand auf den Tisch. »Marsulen! Die Augen der Dongos werden als Marsulen gehandelt.«
    Ailif blickte sie fragend an.
    Â»Das ist die Lösung«, sagte Maurya.
    Â»Wie meinst du das?«
    Â»Mir gingen die fehlenden Augen nicht aus dem Sinn. Die damaligen Forscher irrten sich oder wurden irregeführt. Das waren keine Eier, das waren Augen. Augen von Dongos.«
    Â»Aber sie zerfallen zu Ruß, wie wir festgestellt haben.«
    Â»Wenn der Dongo stirbt, zerfallen sie zu Ruß. Aber wenn die Augen dem lebenden Dongo entnommen und in kürzester Zeit speziell behandelt werden, bleibt ihre Struktur erhalten beziehungsweise wird der Glaskörper – oder wie immer man dieses Organ nennen kann – in eine harte Substanz transformiert.«
    Â»Und wie soll das gehen?«
    Â»Nun, wie bei fast allen sehenden Tieren bestehen die Augen aus Kristallinen, also aus gelösten Proteinen – kugelförmige Zellen ohne Zellkern, die durchsich tig sind, um das Licht zu leiten.«
    Â»Das weiß ich, meine Liebe. Aber das hier scheint ein Sonderfall zu sein.«
    Â»Weißt du, was ich vermute?«
    Â»Nein. Sag es mir.«
    Â»Ich vermute, dass die Gitterstruktur des Kristallkörpers in kürzester Zeit zerfällt, wenn das Organ nicht in lebendes Gewebe eingebettet ist.«
    Â»Zu Ruß.«
    Â»Genau. Es

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