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Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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größeren Organismen zusammenballen. Schleimpilze etwa, Myxomyceten , auch Drachendreck oder Hexenbutter genannt, oder Plasmodien wie Physarum polycephalum , die pulsieren und dabei Gift verspritzen.«
    Â»Und denkt an die Quallen.« Ailif rieb sich nachdenklich das Kinn. »Sie bilden Staatsquallen, Portugiesische Galeeren, die sich vom Wind bewegen lassen, um neue Weidegründe zu erreichen.«
    Maurya schüttelte den Kopf. »Aber größere Lebewesen wie die Dongos? Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, Ailif?«
    Â»Erinnert ihr euch an die Schilde in Cayleys Büro? Da waren ein paar dabei, die miteinander verbunden waren, seitlich zusammengehakt. Und ich fragte den Commander, ob es bei den Dongos auch so etwas wie Siamesische Zwillinge gäbe. Er erwiderte, das wäre selten, käme aber gelegentlich vor. Seither ließ mich der Gedanke an sich verbindende Dongos nicht mehr los. Dann hörten wir von den Riesenraupen, die an den Felsen am Hochufer herabhängen und an den Fresken arbeiten. Da musste ich an Bauketten, wie sie Ameisen oder wilde Bienen bilden, denken. Und als ich dann die Reliefs sah, diese zusammengedrängten Körper der Dongos …« Ailif zog die Augenbrauen hoch.
    Â»Interessant«, brummte Jonathan.
    Maurya hob die Hände. »Und mich lässt die Frage nicht los, weshalb die Menschen hier lebendigen Dongos die Augen herausschneiden? Das ist barbarisch.«
    Â»Nun«, erwiderte Ailif, »wenn man sie für Tiere hält, hat man da wahrscheinlich weniger Skrupel. Wenn man sie essen oder haltbar machen kann, bevor sie zerfallen.«
    Maurya schüttelte sich. »Aber einem lebendigen Lebewesen die Augen herauszuschneiden …«
    Â»Darf ich dich daran erinnern, dass die Blendung eines Menschen bis in die beginnende Neuzeit eine häufig verhängte Strafe war. Sie wurde mit einem sogenannten Augenlöffel vollzogen, mit dem dem Delinquenten die Augäpfel herausgeschält wurden.«
    Â»Hör auf! Das ist ja fürchterlich.«
    Â»Ja, das ist es«, sagte Ailif kopfschüttelnd. »Aber zurück zu den Dongos. Ein intelligentes, künstlerisch begabtes Lebewesen, das kein eigenes Gehirn hat. Du hast recht, Maurya, das glaubt uns niemand.«
    Jonathan hob die Nase und schnaubte. »Gibt es nicht Lebewesen, deren Sensorium nicht in einem Zentralnervensystem beziehungsweise einem Gehirn zusammengefasst, sondern über die ganze Körperoberfläche verteilt ist?«
    Ailif nickte. »Ja, bei den Quallen etwa. Aber dass Quallen Kunstwerke geschaffen hätten, ist mir nicht bekannt.«
    Â»Aber es gibt Strandwürmer, die kein nennenswertes Zentralnervensystem, geschweige denn ein Gehirn aufweisen und trotzdem an der Brandungsgrenze im feuchten Sand raffinierte Spiralen und Strahlengebilde anlegen. Ich habe Aufnahmen davon gesehen.«
    Â»Kann man solche Instinkthandlungen Kunstwerke nennen?«
    Â»Schwerlich, aber Anfänge von Kunstfertigkeit sind das schon, würde ich meinen.«
    Â»Ich weiß nicht, Jo, ob uns das weiter bringt.«
    Â»Ich, ehrlich gesagt, auch nicht. Aber die Felsätzungen sind unbestreitbar da. Von wem sollten sie sonst stammen?«
    Â»Die Raupen«, seufzte Ailif. »Die Riesenwürmer.«
    Â»Dann müssen wir sie finden.«
    Â»Hm. Eine Frage an Sir Jonathan, unseren Empathen: Wo würdest du die Dongos in der belebten Welt einordnen?«
    Jonathan bürstete sich nachdenklich das Ohr mit der Vorderpfote. »Ins Unreine gesprochen: ein weit entfernter Verwandter der irdischen Schildkröte.«
    Â»Ist das dein Ernst?«
    Jonathan ließ sich auf den Boden plumpsen und legte den Kopf auf die Pfoten.
    Ailif schüttelte entschieden den Kopf. »Da bist du hoffnungslos auf dem Holzweg, mein Lieber.«
    Â»Weshalb?«
    Â»Die Schildkröte hat ein Skelett, und ihr Panzer ist ein fester Bestandteil davon. Er ist eine Wucherung der Wirbelsäule und der zusammengewachsenen Rippen. Der Bauch ist vom Plastron geschützt, einer äußerst harten Platte, und der Rücken vom Carapax , der bei den meisten ein Muster aufweist.«
    Â»Und von ihrer Haut.«
    Â»Das ist richtig, Jo, aber die bildet nur die äußere sensitive Schicht.«
    Â»Sensitiv?«, fragte Maurya verwundert.
    Â»Sogar sehr. Wenn man mit einer Bürste über ihren Panzer streicht, richtet sie sich auf, geht sie sozusagen auf den Zehenspitzen, um den Reiz der

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