Dschiheads
Seither habe ich keinen Kontakt mehr mit der Station. Also habe ich Vorkehrungen getroffen.«
»Du hast einen Sender im Kopf?«
»Nicht im Kopf. Unter der Kopfhaut.« Er fingerte auf seiner Schädeldecke herum. Die Wunde hatte wieder zu bluten begonnen.
»Der GroÃarchon ist ein rachsüchtiger Mann«, sagte ich. »Und durch und durch böse.«
»Aber ich habe ihm nichts getan. Ich wollte nur ein paar Fragen stellen. Ihn um etwas bitten.«
»Du hast den Alleinigen und Einzigen Gott beleidigt.«
»Wie das?«
»Du hast deine Stiefel nicht ausgezogen, als du den Tempelplatz betreten hast.«
»Ist das etwa eine Todsünde ?«
»In seinen Augen schon.« Ich lächelte gequält. »Im Nachhinein kannst du aber froh sein, dass du sie nicht ausgezogen hast. Sonst hätte der Fletsch dein ganzes Bein zerstochen und nicht nur den rechten Oberschenkel.« Ich deutete auf die abgebrochene Ranke, die sich im Leder seines Stiefels verhakt hatte.
Er griff danach.
»Nicht anfassen!«, rief ich, zog mein Fischermesser aus der Scheide und schnitt die Ranke vorsichtig ab.
Der Schwarze gab ein tiefes Schnaufen von sich. »O Mann, ich habâs wirklich vergeigt.«
»Was meinst du damit, Mister?«
»Verbockt. Vermasselt. Meine Mission war ein Schlag ins Wasser â im wahrsten Sinne des Wortes. Aber es hat sich wieder einmal bewahrheitet: Trau nie einem Frommen.«
Ich nickte. Ich hatte das Boot inzwischen festgemacht und zog die dunkle Plane aus dem Korb. »Die Plane aus Silberfolie benutzen wir besser nicht. Die sieht man von weitem.«
»Du bist ja gut ausgerüstet, mein Junge.«
»Ja. Ich hatte geplant abzuhauen. Mich irgendwo am Fluss zu verstecken, bis ein Floà vorbeikommt, mit dem ich ins Delta hinunterfahren kann.«
»Weshalb?«
»Um einen Freund zu suchen. Er ist verschwunden, nachdem der GroÃarchon ihn misshandelt hat.«
»Aber er lebt noch.«
»Das hoffe ich. Er heiÃt Anzo. Ich hänge sehr an ihm.«
»Und wie heiÃt du, mein Junge?«
»Ich heiÃe Suk.«
»Freut mich, dich kennenzulernen, Suk. Ich bin Ailif.«
»Okay, Mister Ailif.«
»Ailif genügt.«
»Dann zieh bitte deine Hose aus, Ailif.«
»Wieso?«
»Ich muss die Stiche untersuchen.«
Ãchzend entledigte sich Ailif seiner Hose, und ich sah, dass er nicht weniger als sieben Stiche im rechten Oberschenkel hatte. Ihm stand also einiges bevor.
»Was ist das?«, fragte ich. Unterhalb des Knies und oberhalb der Stiche war jeweils ein farbiges Band zu sehen, das aus winzigen Tieren zu bestehen schien, die sich fest ineinander verhakt hatten. Ich betrachtete die Gebilde mit einer Mischung aus Schauder und Neugier. »Ist das ein Schmuck?«
Ailif lachte. »Das sind meine persönlichen Schutztruppen.«
»Wie?«
»Sogenannte Moving Tattoos. Es sind Hunderte von mechanischen Intelligenzen, die meinen Körper bewohnen und mich beschützen. Sie leben von meinem Stoffwechsel.«
Ich nickte, hatte aber keinen Schimmer, was er mit alldem meinte.
»Sie waren es, die in stundenlanger, mühseliger Arbeit meine Fesseln durchgeraspelt haben.«
Ich machte groÃe Augen. »Deshalb fielen sie dir auf wunderbare Weise ab, als sie dich aus dem Bootshaus holten.«
»Ja. Also, was ist jetzt mit diesen Stichen?«
Ich wollte ihm nicht die ganze Wahrheit sagen. Ich sagte nur: »Da kommen einige Schmerzen auf dich zu, Ailif. Aber du bist ein kräftiger Mann. Du wirst es überstehen.«
Als er aufstand und ins Schilf ging, um sich zu erleichtern, sah ich, dass er hinkte. Das war der Anfang. Also machte ich mich auf die Suche nach Todelen, den kleinen runden Pilzen, die den Schmerz lindern. Sie wuchsen in Ufernähe.
Nachdem ich eine Handvoll davon gefunden hatte, ging ich zum Boot zurück und reichte Ailif die Wasserflasche. »Trink, so viel du kannst.«
»Ist das Wasser aus dem Fluss?«
»Nein, aus dem Brunnen. Du kannst es unbesorgt trinken. Ich habe einen ausreichenden Vorrat dabei.«
»Du hast wirklich gut vorgesorgt.«
Ich zuckte mit den Achseln. »Manchmal muss man lange warten, bis ein Floà vorbeikommt.«
Inzwischen ging die Sonne auf. Ein Feuerfunke erblühte am Horizont, und Sekunden später fegte das Licht über die Dünen wie ein Sturmwind.
Ich sah Ailif an. »Du hast lange im Glast gelebt, nicht wahr?«
»Ich
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