Dschiheads
Cayley genehmigt â einen Spaten ausgehändigt. Es war sogar ein ganz nagelneuer, ein Klappspaten der Marke Digging, hergestellt von einer Firma namens Sepuk in Memphis. Memphis im Delta. Er roch noch nach dem Ãl, mit dem man ihn in der Fabrik eingesprüht hatte.
Mein Problem war, dass mein Versteck nicht an einem Sandufer lag, sondern an einem schlammigen Uferstreifen, der dicht mit Pflanzen bewachsen war, wodurch es zwar vom Fluss aus nicht entdeckt werden konnte, aber für einen Brunnen absolut ungeeignet war. Ich grub einen Schacht, doch das Wasser, das sich darin sammelte, blieb grau und trübe. Als ich es dennoch probierte, weil ich ziemlich Durst hatte, schmeckte es faulig und bescherte mir in der Nacht einen ekligen Durchfall, der mich drei Tage lang plagte. Mir zitterten die Knie, wenn ich mich hinkauerte, und mir wurde schlecht vom Gestank dessen, was aus mir herausspritzte.
In der zweiten Nacht lag ich wach, jederzeit bereit, aufzuspringen und ins Gebüsch zu eilen. Ich hatte wirre Gedanken. Offenbar hatte ich Fieber, denn ich fror trotz der Wärme. Mir war so elend zumute, dass ich sogar mit dem Gedanken spielte, mit meinem Rundboot über den Fluss ans andere Ufer zu rudern und ins Dorf â nach Hause â zurückzukehren.
Ich sah zu den Monden auf und fragte sie, was sie von der Idee hielten. Diese falschen Apostel rieten mir, mich Seiner Heiligkeit, dem GroÃarchon, auszuliefern und um Gnade zu winseln â und das bestärkte mich in meinem Entschluss, mein bisheriges Leben hinter mir zu lassen und mein Glück im Delta zu versuchen. Es gab kein Zurück. Seine rachsüchtige Heiligkeit würde mich hängen lassen, weil ich dem Fremden geholfen hatte zu fliehen.
Ich hoffte inständig, dass es die drei in den Orbit und auf ihr Schiff schaffen würden, das sie auf ihre Welt zurückbringen würde, denn ich traute Commander Cayley jede Teufelei zu.
In Ermangelung eines Brunnens hielt ich mich, wenn ich Durst hatte, an die Begleiterinnen des Flusses, schnitt mir da und dort ein zartes, frisch ausgetriebenes Trinkrüsselchen ab und zerkaute es. Sie enthielten einen süà schmeckenden Saft, der sowohl den Durst wie auch den Hunger stillte.
Und so wartete ich weiter, manchmal mitten in der Nacht aufschreckend, weil ich meinte, die Glocke eines FloÃes zu hören. Doch es waren immer nur die Vorspiegelungen der tückischen Apostel, die meine Sinne narrten.
SchlieÃlich aber war es so weit. Am frühen Morgen â es war noch dunkel, und es standen keine Apostel am Horizont, neun oder zehn Tage war es her, dass ich die Flottenstation verlassen hatte, in den Himmel sickerte das erste Licht â da hörte ich die Glocke eines FloÃes, und unmittelbar danach wurde der groÃe Gong des Tempels in meinem Dorf geschlagen. Bald darauf eilten die Männer und Frauen aus dem Dorf mit ihren vorbereiteten Körben voller Gemüse und Früchten, Brot und getrocknetem Fisch zu den Booten und ruderten hinaus, um das Floà rechtzeitig zu erreichen und ihr Geschäft zu machen.
Auch ich machte mich bereit, rollte den Schlafsack und die Sonnenschutzplane zusammen, zerrte den Anker aus dem Modder zwischen den Binsen und warf ihn ins Boot. Dann stieà ich mich mit dem Ruder vom Ufer ab und paddelte eilig in die Strömung. Minuten später zog der Bug des FloÃes an mir vorbei. Während auf der gegenüberliegenden Seite der Handel mit den Dorf bewohnern abgewickelt wurde, konnte ich auf meiner unbemerkt aufs Floà gelangen.
Dachte ich.
Ich erreichte den Rand des FloÃes, schleuderte meinen kleinen Anker über den äuÃeren Stamm und zerrte an der Ankerleine, bis ich spürte, dass er sich festgehakt hatte. Dann zog ich mein Boot dicht an das Floà heran und hielt inne, um zu verschnaufen.
Ich hatte die Augen einen Moment lang geschlossen, da hörte ich eine Stimme über mir.
»Was willst du?«
Ich hob den Kopf und sah im Morgenlicht einen Mann, breitschultrig, vielleicht vierzig Jahre alt, mit lockigem schwarzem Haar, das unter einem breiten Strohhut hervorquoll.
»Mitgenommen werden«, erwiderte ich atemlos.
»Aha.« Der Mann wog meinen Anker in der Hand, den er offenbar mühelos aus dem Holz gezogen hatte, und schien drauf und dran, ihn mir zurück ins Boot zu werfen. »Hast du Geld, um die Passage zu bezahlen?«
»Passage?«
»Die Fahrt auf dem FloÃ.«
Ich schüttelte den
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