Dschiheads
obwohl sich die Nachbarin, Mrs. Riteman, rührend um ihn gekümmert hat. Um dir Rückfragen zu ersparen, damit das Gespräch nicht Stunden dauert: Nein, ich war nicht bei ihm, als er starb. Mrs. Riteman hat ihn auf seinem letzten Weg begleitet. Ich habe schlieÃlich eine Familie mit zwei Kindern zu versorgen. Danke, es geht allen gut. AuÃerdem haben wir sehr viel Schnee im Norden, stellenweise vier Meter hoch. Selbst die groÃen Expresszüge kommen nicht mehr durch. Der Sibirian steckt vor Tullamore fest, die Passagiere mussten aus der Luft versorgt und schlieÃlich evakuiert werden. Du siehst, ich hatte keine Möglichkeit, Vater zu besuchen, aber ich wusste ihn bei Mrs. Riteman in guten Händen. AuÃerdem wohnt Doktor Boulder nur ein paar Häuser weiter. Ich hatte keine Ahnung, dass es Vater in letzter Zeit schlechter ging, aber mit dem Winter hat er sich ja schon immer schwergetan. Er hat ihn geradezu gehasst ⦠Wir wünschen dir eine gute Reise, Maurya. Komm gesund wieder zurück nach New Belfast!«
Maurya wischte sich Tränen aus den Augen. Jonathan stellte sich auf die Hinterpfoten und leckte ihr zärtlich die Wange.
Auch Ailif stand auf und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Tut mir leid, Liebes.«
»Du weiÃt ja am besten, wie es ist, wenn man seine Eltern verliert«, sagte Maurya und drückte Ailifs Hand an ihre Wange.
»Ja. Aber deine Mutter lebt doch noch.«
»Leben?«, erwiderte sie bitter. »Sie hat längst den Weg in die Dunkelheit angetreten. Sie kennt mich nicht mehr.«
Ailif nickte.
»Vier Meter Schnee«, seufzte Jonathan plötzlich sehnsüchtig. »Ich würde mich darin vergraben.«
| 28 |
Die »Brücke« des FloÃes war ein erhöhtes Podest, das von einem Geländer umgeben war. Eine schmale Treppe führte hinauf. Dahinter erstreckte sich eine lange, niedrige Baracke, die man mitten auf das Floà gesetzt, mit Streben gestützt und festgenagelt hatte. »Dort ist die Küche untergebracht«, sagte Enoch, der FloÃführer, »der groÃe Gemeinschaftsraum und dahinter die Mannschaftsquartiere.«
Ich betrachtete die Baracke. Sie war gegen die Sonne mit einer groÃen Silberplane überdacht.
»Da wird dein Arbeitsplatz sein.«
Ich nickte.
»In der Küche herrscht Mildred, unsere Köchin. Ihr Gehilfe heiÃt Korbinian. Er trägt eigentlich das Essen aus, aber er ist schon ziemlich betagt und kann nicht mehr so richtig. Immerhin sind es mehr als drei Kilometer FuÃmarsch jeden Tag mit der Essenskarre â die Stege sind ja nicht gerade, sondern verlaufen im Zickzack über die Stämme. Du wirst ihm zur Hand gehen.«
»In Ordnung.«
In diesem Moment kam ein älterer grauhaariger Mann den Steg entlang. Er war klein und hatte ein faltiges, ausgemergeltes Gesicht. Ein Lederriemen spannte sich über seine Schulter und Brust, mit dem er ein mit Körben beladenes Wägelchen hinter sich herzog. Das musste Korbinian sein.
»Das ist ein Teil der Vorräte, die wir in deinem Dorf eingekauft haben«, erklärte Enoch. »Hauptsächlich Feldfrüchte und Obst. Ein wenig Fleisch, Kaninchen und Hühner. Mit Fisch versorgen wir uns selbst â wir züchten sie unter dem FloÃ.«
Wir betraten das geräumige Innere der silbern verkleideten Baracke.
»Hier werden die Vorräte gebunkert und gekühlt. Wir haben leistungsfähige Kühlanlagen â schlieÃlich müssen wir die Ãquatorzone durchqueren.«
Wie ein junger Hund folgte ich Enoch durch die Räume.
»Und das ist Mildred«, sagte er, als wir in der Küche standen.
Ich hatte noch nie eine so dicke Frau gesehen. Die Beine, die unter ihrem braunen Rock hervorragten, waren gerötet und ungemein kräftig. Ihre Arme sahen aus, als hätte man an den Ellbogen zwei Sandsäcke aneinandergenäht. Die Hände waren fleischige Fort sätze mit dicken Fingern wie Würste daran. Zupackend, wie ich sah.
»Sie ist mehr als nur die Köchin, sie ist unsere eigentliche FloÃführerin. Sie hat zwar einen Hintern wie die Westküste Afrikas« â Enoch tätschelte Mildreds enormes Hinterteil â »aber eine spitze Zunge wie Kap Horn. Und â¦Â«
Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment nahm Mildred eine langstielige Pfanne â oder einen groÃen Schöpfer â von einem Haken und schlug das Ding Enoch über den Kopf, dass
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