Dschiheads
sind âºReliefsâ¹?«
»In Fels gehauene Bilder.«
»Nein. So etwas habe ich noch nie gesehen.«
»Aber woher hast du dann â¦Â«
»Das sind nicht meine Hefte, Miss Maurya. Die sind von Anzo, meinem verschwundenen Freund. Er hat die Zeichnungen gemacht.«
»Dann war er also am Hochufer und hat sie abgemalt.«
»Niemals. Das ist viel zu weit flussaufwärts. Wie hätte er je dorthin kommen sollen? Das schafft man nur mit einem Elektroboot, und so etwas besitzt ausschlieÃlich der GroÃarchon. Und er lässt es niemanden benutzen, auÃer er ist selbst dabei.«
»Nun, man kann es sich ja mal unerlaubt ausborgen.«
»Unmöglich! Es ist im Bootshaus eingeschlossen. Da kommt niemand ran. AuÃerdem wüsste ich, wenn Anzo je dort gewesen wäre. Er hätte es mir erzählt.«
Maurya blickte mich ungläubig an. »Hast du das gehört, Ailif?«
»Ja. Zeig mal her!«
Ailif lag auf dem Bett, um seinem Bein Ruhe zu gönnen. Es heilte zwar gut, aber der Oberschenkel war schrecklich dünn geworden. Die Fletschjungen hatten ihn geradezu ausgeweidet, hungrig, wie sie gewesen waren.
Maurya reichte ihm die Hefte. Während er darin blätterte, wurden seine Augen immer gröÃer.
»Das ist ja wirklich unglaublich«, murmelte er. »Das sind beinahe fotografisch exakte Darstellungen der Kunstwerke.« Er sah mich an. »Und du sagst, dein Freund sei niemals dort gewesen?«
»Nein. Das wüsste ich. Er hat mir gesagt, er hätte das geträumt.«
»Was steht hier?«, fragte Maurya und deutete auf eine bestimmte Stelle. »Es ist kaum leserlich. âºWir müssen uns zusammenschlieÃen, wenn wir in Not sind.â¹ Und hier: âºZusammen widerstehen wir der Gefahr.â¹ Oder da: âºZusammen gedenken wir unserer GröÃe.â¹Â« Sie schüttelte den Kopf. »Wie kommt dieser Anzo zu solchen Aussagen?«
»Wohlfeile Sprüche«, knurrte Ailif.
»Nicht, wenn du das âºzusammenâ¹ wörtlich nimmst.«
»Du meinst â¦Â«
»Ja, ich meine, das ist wörtlich gemeint«, sagte Maurya.
Ich hatte keine Ahnung, worüber die beiden da sprachen. »Anzo konnte verstehen, was die Dongos zueinander sagten, und er hat es aufgeschrieben«, sagte ich. »Das hat er jedenfalls behauptet.«
Ailif murmelte ein Wort, das ich nicht verstand: »Empathie« oder so ähnlich. Ich wusste nicht, was es bedeutete.
»Sagtest du nicht, er sei taubstumm gewesen«, fragte er dann.
»Er konnte nicht sprechen wie wir, aber wir haben uns mit den Händen unterhalten.«
»Taubstummensprache ⦠Wer hat sie euch beigebracht?«
»Anzos Mutter konnte sie. Und dann hat Anzo mir gezeigt, wie es geht.«
»Wie ist dein Freund eigentlich verschwunden?«, fragte Maurya.
»Als der GroÃarchon gemerkt hat, dass wir uns mit den Händen unterhalten konnten, ist er so wütend geworden, dass er uns mit der Rute geschlagen hat. Anzo musste mehr einstecken als ich. Ich durfte das Schulzimmer verlassen, er musste bleiben. Da habe ich ihn das letzte Mal gesehen. Seine Mutter hat ihn in der Nacht gesucht und war von da an auch verschwunden. Die Leute sagten, der GroÃarchon habe sie beide für ihre Sünden bestraft und in den Fluss geworfen.« Ailif und Maurya tauschten einen besorgten Blick aus, also fügte ich schnell hinzu: »Aber am Morgen danach kam ein Floà vorbei. Vielleicht haben sie die Gelegenheit genutzt und sind beide an Bord gegangen. Und geflohen.«
»Ohne eine Nachricht zu hinterlassen?«, sagte Maurya.
Ich zuckte mit den Achseln.
»Und was ist mit dir, Suk? Werden dich deine Eltern nicht vermissen, wenn du einfach weggehst?«
Ich zuckte abermals mit den Achseln. »Meinen Vater mag ich ganz gern, aber meine Mutter ist unausstehlich. Sie ist laut und gottesfürchtig. Schrecklich gottesfürchtig. Sie schreibt uns alles vor, und Vater tut, was sie sagt.« Ich schüttelte den Kopf. »Nein, ich komme schon allein zurecht. Ich will auf keinen Fall ins Dorf zurück. Der GroÃarchon würde mich aufhängen oder totschlagen lassen.« Ich hatte vor Augen, wie er den lebendigen Dongos die Augen herausschnitt. Nein, um keinen Preis wollte ich zurück nach Hause!
Ailif nickte. »Wir werden versuchen, deinen Eltern eine Nachricht zukommen zu lassen. Das wird uns Commander Cayley nicht verbieten
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