Dschiheads
es nur so dröhnte. Irgendetwas spritzte, aber kein Blut, wahrscheinlich war noch etwas in der Pfanne oder dem Schöpflöffel gewesen. Der Strohhut des FloÃführers segelte davon.
»⦠und wie du siehst, ist sie eine herzensgute Frau, die nur das Beste für uns alle will.«
Mildreds breites, rotbackiges Gesicht erstrahlte zu einem Lächeln. »Enoch, du bist unverbesserlich«, sagte sie und begann zu lachen, erst leise, dann immer lauter. Ihr ansehnlicher Bauch hüpfte, und ihre noch ansehnlicheren Brüste wogten unter der gelb karierten Schürze. Dann griff sie nach Enochs Händen, und sie tanzten lachend viermal, fünfmal umeinander, Mildred immer noch den Schöpfer oder die Pfanne in der Hand, bis sie ihn mit einer Verbeugung aus ihrer Umarmung entlieÃ.
Ich musste ebenfalls lachen. In was für eine heitere Welt war ich hier geraten!
Der faltige, grauhaarige Mann blickte zur Tür herein.
»Lass ruhig alles drauÃen stehen, Korbinian«, sagte Mildred zu ihm. »Ich räume das Zeug schon auf.«
Ich sah zu Enoch. »Soll ich â¦Â«
Der FloÃführer nickte. »Ja, du kannst dich hier nützlich machen und ihr zur Hand gehen.« Er wandte sich Mildred zu. »Hast du etwas zu trinken für den Jungen?«
»Tee oder Wein?«, fragte die Köchin.
»Tee«, sagte ich erfreut.
»Wein«, krächzte Korbinian.
»Afrika ist ein Land auf der Erde, aus dem dunkelhäutige Menschen kommen«, sagte ich zu Enoch, als wir in dem groÃen Gemeinschaftsraum an einem langen Tisch saÃen. Der FloÃführer hatte sich Rotwein eingeschenkt, während ich dankbar gekühlten Tee schlürfte.
»Oho«, brummte er. »Du hast in der Schule nicht nur beten und Hosiannasingen gelernt, sondern auch was Nützliches.«
»Das habe ich nicht in der Schule gelernt, sondern von dem dunkelhäutigen Mann, den ich aus dem Fluss gerettet habe. Ein Professor von New Belfast, der hier die Dongos untersuchen wollte.«
Enoch sah mich überrascht an. »Und â hat er sie untersucht?«
»Ich glaube, ja. Aber die Dschiheads haben ihm ganz schön Schwierigkeiten gemacht, der GroÃarchon wollte ihn sogar aufhängen. Doch er ist ihm entwischt und in den Fluss gesprungen. Dort habe ich ihn rausgezogen.«
»Hm. Ich habe von den fremden Wissenschaftlern gehört. War da nicht auch eine Frau?«
»Ja, Professor Maurya. Eine sehr schöne Frau.«
Enoch schmunzelte. »Verstehst du davon auch schon was?«
»O ja. Sie hat mich sogar geküsst. Ich bin fast ohnmächtig geworden.«
»Da sieh mal einer an!«, sagte Korbinian, der neben uns saà und dessen Augen vom Wein allmählich zu funkeln begannen.
Verlegen trank ich einen Schluck Tee, dann fragte ich: »Was ist an der Westküste von Afrika so bemerkenswert?«
Korbinian und Enoch sahen sich an und lachten.
»Nun«, sagte Enoch. »Sie sieht aus wie ein enormes GesäÃ. Das musst du dir gelegentlich auf einer Erdkarte ansehen.«
»Und was ist Kap Horn?«
»Der spitze Zipfel von Südamerika gleich daneben.«
»Aha.«
Der FloÃführer stand auf. »Komm. Ich zeige dir, wo du schlafen wirst.«
Enoch führte mich durch einen Gang, der sich an den Gemeinschaftsraum anschloss, zu einer kleinen Kammer, die eine Pritsche und einen Schrank enthielt. Dort konnte ich meine wenigen Sachen verstauen, vor allem die Tasche mit Anzos Heften. Wäsche und Kleidung zum Wechseln hatte ich ohnehin keine â ich würde das, was ich am Leib trug, gelegentlich waschen müssen.
Gleich daneben waren eine Dusche und eine Gemeinschaftstoilette. »Macht man da direkt in den Fluss?«, fragte ich.
»Nicht direkt«, erwiderte Enoch, bückte sich und öffnete eine Falltür im Boden.
Ich fuhr erschrocken zusammen, als ein Fisch heraufschnellte. Tatsächlich wimmelte das Wasser unterhalb der Luke nur so von glitzernden zappelnden Leibern.
»Hier züchten wir unsere Fische«, sagte Enoch.
Neugierig blickte ich in die Luke. »Ganz schön viele da unten.«
»Sie haben Platz genug. Der Käfig â ein festes Netz â reicht zweieinhalb Meter tief ins Flussbett.« Enoch griff nach einer Schale, schöpfte aus einem Sack neben der Luke kleine gepresste dunkelbraune Stumpen und schüttete sie in die Ãffnung. Sofort schossen ein halbes Dutzend handlanger Fische herauf und fielen
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