Dschungel der Leidenschaft
sah das Funkeln in seinen Augen, und einen Moment lang stand die Zeit still.
Auch er erinnerte sich daran.
Aber was bedeutete das schon? Nicky verdrängte die Gedanken an die
Vergangenheit und trank einen Schluck heißen Kaffee.
„Schmeckt gut." Sie sprach betont sachlich, um den Bann zu brechen.
Brians Miene wurde ausdruckslos, und er stand auf. „Das Frühstück steht auf
idem Tisch. Croissants, Brötchen und Früchte. Ich nehme an, mehr möchtest du
nicht."
„Nein. Ich gehe mich jetzt waschen."
„Du brauchst dich nicht zu beeilen. Trink erst deinen Kaffee, wenn du möchtest."
Nicky sah zu, wie Brian aufstand, nach der Zeitung griff, sich setzte und die Füße aufs Bett legte.
Schweigend trank Nicky ihren Kaffee. Sie konnte Brians Gesicht nicht sehen,
weil die Zeitung es verdeckte. Alles war auf seltsame Weise vertraut und ...
beunruhigend. Rasch leerte Nicky die Tasse und stieg aus dem Bett.
Brian blickte auf und deutete auf einen Stuhl. „Deine Sachen sind gebracht
worden."
„Kaum zu glauben, dass ich bei all dem Kommen und Gehen geschlafen habe.
Ich habe nichts gehört."
„Du hast schon immer wie ein Murmeltier geschlafen", bemerkte Brian. „Weder Blitz noch Donner noch Krankenwagensirenen konnten dich wecken."
Nicky verzog das Gesicht. „Ein Beweis für ein reines Gewissen, hast du immer
gesagt."
Ihre Blicke trafen sich. „Hast du das noch?"
Ihr Herz schlug schneller. „Was meinst du damit?"
Brian faltete die Zeitung zusammen. „Nichts. Das habe ich nur so dahingesagt."
„Warum sollte ich kein reines Gewissen haben", beharrte Nicky. „Worauf willst du hinaus?"
Leichtes Schulterzucken. „Ich habe dich lange nicht mehr gesehen. Wer weiß,
vielleicht sucht dich der FBI." Brian legte die Zeitung fort und stand auf. „Soll ich dir Kaffee nachschenken?" fragte er höflich.
Nicky wusste, dass sie aus ihm nicht mehr, herausbekommen würde. „Ich mag
Anspielungen nicht", sagte sie spitz. „Und ich möchte im Moment keinen Kaffee mehr. Erst gehe ich mich anziehen."
Nicky nahm ihre Sachen und verschwand ins Bad. Nachdem sie sich gewaschen
hatte, begutachtete sie die Feuchtigkeitscreme, die das Hotel bereitgelegt hatte.
Mehr besaß sie nicht, aber das konnte ihr eigentlich auch gleichgültig sein. Es gab hier niemanden, den sie beeindrucken wollte. Wieder benutzte sie Brians Haarbürste. Mehr brauchte sie glücklicherweise nicht, um annehmbar auszusehen.
Sie frühstückten an dem kleinen Tisch und sprachen kaum.
Die Stille nervte Nicky. „Ich muss zusehen, dass ich meine Tasche und die
Papiere bekomme. Und etwas anzuziehen", setzte sie hinzu.
„Wir können nicht zu euch nach Hause zurückkehren. Du musst versuchen,
ohne die Sachen auszukommen." Brian bestrich ein Brötchen mit Butter und sah Nicky nicht an.
„Das kann ich nicht!" erwiderte sie gereizt. „Wenn die Dinge so liegen, sollte ich lieber in die Staaten zurückfliegen."
„Wahrscheinlich würdest du nicht mal bis zum Flughafen kommen. Im
Moment wäre das viel zu gefährlich." Brian trank seine Tasse leer und schenkte sich Kaffee nach.
Verbissen spießte Nicky ein Stück Papaya mit der Gabel auf. „Und was soll ich deiner Meinung nach tun? Mich hier bei dir verstecken? Ohne Kleidung und Geld?"
„Nein", erwiderte Brian kühl. „Wir müssen aus der Stadt verschwinden, ehe sie herausfinden, wohin ich dich gebracht habe, und dich aufspüren." Obwohl er ruhig sprach, überlief ein eisiger Schauder Nicky.
„Wenn du mir Angst einjagen wolltest, ist dir das gelungen."
„Gut. Dann hör auf, dich um Klamotten zu sorgen, und tu, was ich dir sage."
Tu, was Brian dir sagt, hörte sie im Geist ihren Vater mahnen.
„Ich lasse mich von dir nicht herumkommandieren!" begehrte Nicky auf.
„O doch, das wirst du." Ein flüchtiges Lächeln huschte über Brians Lippen. „Ich weiß, wie schwer es dir fällt, dich darein zu fügen, aber du brauchst mich. Denk an deinen Vater. Für ihn hängt alles davon ab, seine einzige Tochter in Sicherheit zu wissen."
„Bin ich bei dir sicher?"
Brian zog die Brauen hoch. „Hast du Angst vor mir?"
Ja, dachte Nicky. Sie hatte Angst. Vor der Wirkung, die er auf sie hatte, den Gefühlen, die er erneut in ihr wachrief. Aber das konnte sie ihm natürlich nicht sagen. Sie richtete sich kerzengerade auf.
„Selbstverständlich nicht", erwiderte sie pikiert. „Du hast doch aber hoffentlich nicht vor, mich in einem dunklen Keller einzuschließen, bis du den Eindruck hast, dass die
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