Dschungel der Leidenschaft
hatte sie wirklich nie bedrängt. Er brauchte nur auf jene besondere Art zu lächeln, sie sanft zu berühren, zu küssen ... und sie war entflammt gewesen. Oh, du liebe Zeit, sie wusste nicht, wie sie die Nacht mit Brian neben sich im Bett überstehen sollte.
Sie zwang sich, ruhig zu bleiben. „Gut", sagte sie betont sachlich. „Ich trockne mir nur noch die Haare und putze die Zähne."
„In meiner Rasiertasche sind Zahnpaste und Zahnseide. Bedien dich." Brian war so gelassen, so höflich.
„Danke." Nicky ging ins Bad und spürte, dass ihre Beine zitterten. Sie betrachtete sich im Spiegel. Ihr Gesicht war gerötet, und die Augen glänzten unnatürlich. Eine nervöse Jungfrau! Verrückt!
Wütend riss sie sich das Handtuch vom Kopf und schaltete den Fön ein, der an der Wand montiert war. Nicky stellte ihn auf Höchststufe und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, damit es schneller trocknete. Ihre Brust fühlte sich wie zugeschnürt an, und einen schrecklichen Augenblick lang befürchtete sie, in Tränen auszubrechen.
Doch es gelang ihr, sich zu fangen, und der Moment ging vorüber.
Ihr Haar war sehr kurz und von Natur aus lockig, so dass es bald trocken war.
Nicky nahm die Zahnbürste aus der Verpackung und sah sich nach Brians
schwarzer Kulturtasche mit seinen Toilettenartikeln um. Es war dasselbe
funktionale Modell, wie er es immer besessen hatte, nur vermutlich eine neuere Version. Daneben lag eine Haarbürste. Zögernd nahm Nicky sie auf und bürstete sich das trockene Haar in Form.
Die Tasche stand offen. Nicky nahm die Zahnpasta heraus und putzte sich die
Zähne, dann suchte sie nach der Zahnseide. Es kam ihr wie ein Einbruch in seine Intimsphäre vor, seine Toilettensachen durchzugehen, aber er hatte sie ja dazu aufgefordert. Der Behälter enthielt die üblichen Dinge ... Rasierer, Rasierschaum, Deo, Schmerztabletten, Zahnbürste und die Zahnseide. Nicky nahm sie heraus, schnitt ein Stück ab und legte die Packung wieder in die Tasche.
Als Nicky ins Zimmer zurückkehrte, saß Brian vor dem Fernseher. Er hatte Schuhe und Socken abgestreift und die nackten Füße aufs Bett gelegt. Selbst seine Füße waren ihr so vertraut. Sie hätte sie unter Tausenden wiedererkannt.
Vor dem Bett blieb Nicky zögernd stehen. Jetzt hätte sie den Bademantel
ausziehen und zwischen die Laken schlüpfen müssen, doch sie genierte sich, weil Brian zusehen konnte. Solange sie verheiratet gewesen waren, hatte sie stets nackt geschlafen. Aber sie waren nicht mehr verheiratet, und wenn sie schon mit ihm im selben Bett schlafen musste, würde sie zumindest etwas anziehen.
„Hast du etwas, in dem ich schlafen kann?" fragte sie. „Ein T-Shirt?"
Brian sah sie an, als müsste er die einfache Bitte erst verarbeiten. Dann deutete er auf die Kommode. „Zweite Schublade rechts. Das blaue dürfte die richtige Länge haben."
Machte er sich über sie lustig? Nicky fand das T-Shirt, kehrte ins Bad zurück und zog es an. Gut, dass Brian so groß war. Das Hemd ging ihr bis zu den Schenkeln.
„Reizend", bemerkte Brian, als Nicky zurückkehrte, und seine Stimme klang leicht amüsiert. „Glaubst du wirklich, das könnte mich davon abhalten, dich zu nehmen, wenn ich es wollte?"
„Ach, sei still", erwiderte Nicky aufgebracht.
Brian lachte. „Du bist überdreht, Mädchen. Leg dich schlafen."
Leichter gesagt als getan. Das Bett war bequem, die Laken waren kühl und
frisch, doch Nicky fühlte sich verkrampft. Sie lauschte den leisen Geräuschen des Fernsehers, und es kam ihr endlos vor, bis Brian das Gerät ausschaltete. Hatte er gewartet, dass sie einschlief, ehe er ins Bett kam? Sie hörte ihn im Zimmer herumlaufen, dann ging er ins Bad, und das Rauschen der Dusche war zu hören.
Im Geist sah Nicky ihn unter dem Wasserstrahl vor sich, nackt, nass, eingeseift, mit Schaum im Brusthaar. Es war so einfach, ihn sich vorzustellen. Sie kannte Brians Körper so genau, wusste, wie er sich anfühlte, wenn er mit ihrem verschmolz.
Erinnerungen überschwemmten sie, und ihr Körper reagierte mit verräterischem
Verlangen.
Klopfenden Herzens setzte sich Nicky im Bett auf.
Das war doch verrückt! Sie war verrückt. Hier durfte sie nicht bleiben. Sollte sie jemanden anrufen? Aber wen? Sie hatte ja nicht mal etwas Richtiges anzuziehen.
Das Ganze war wie in einem schlechten Film.
Die Dusche wurde abgestellt. Hastig glitt. Nicky wieder unter das Laken, schloss die Augen und lag stocksteif da. Brian trocknete sich ab ... das Gesicht, die
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