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Dschungel der Leidenschaft

Dschungel der Leidenschaft

Titel: Dschungel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen van der Zee
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auf denen Tee angebaut wurde, wie Nicky wusste. Dann fuhren sie durch chinesische Dörfer, in denen die Besitzer kleiner Läden ihre Waren bis auf den Gehsteig hinaus feilboten. Die Leute wohnten über den Läden, wie Pflanzentöpfe und Wäsche auf der Leine verrieten. Die verschiedenen völkischen Gruppen, aus denen sich die Bewohnerschaft Malaysias zusammensetzte, ergaben ein farbenfrohes, gegensatzreiches Bild.
    Brian wirkte geistesabwesend und machte keinen Versuch, sich mit Nicky zu
    unterhalten. Sie betrachtete ihn von der Seite und fragte sich, worüber er
    nachdenken mochte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn begleiten würde, und möglicherweise störte sie ihn.
    „Tut mir leid, dass ich dir ein Problem verursacht habe", sagte Nicky. „Du hattest mich ja nicht eingeplant."
    „Es ist kein Problem." Brian sah sie kurz an. „Es sei denn, wir machen eins daraus."
    „Wie meinst du das?"
    Er zuckte die Schultern. „Wir sind uns ja nicht gerade fremd, und
    bedauerlicherweise ist unsere damalige Beziehung nicht gutgegangen."
    „Das liegt lange zurück", erwiderte Nicky sachlich. „Und ich habe nicht die Absicht, daraus ein Problem zu machen."
    „Gut. Ich nämlich auch nicht."
    Verlegen dachte sie daran, wie sie am Morgen in Brians Armen aufgewacht war.
    Das hatte sich als Problem erwiesen. Als sehr ernstes sogar.
    Mittags stärkten Nicky und Brian sich in einem malaysischen Dorf mit nasi lemak, in Bananenblätter gewickeltem, würzigem Kokosnussreis mit Fisch, Ei und Gurke, der mit den Fingern gegessen wurde. Während sie aßen, machte Nicky sich im Geist darüber Notizen, während kleine Kinder sie neugierig anstarrten und verhüllte moslemische Frauen auf dem Weg zur Moschee waren, um dort ihr Mittagsgebet zu verrichten. Nicky versuchte, sich die Einzelheiten und Farben einzuprägen ... den schlaf enden Hund im Schatten eines Hausdachs, die kunstvoll geschnitzten Veranden einiger Häuser ...
    „Hier", unterbrach Brian ihre Betrachtungen und reichte ihr ein Notizbuch mit Schreiber über den Holztisch. Ihre Blicke begegneten sich, und Nicky bemerkte, dass Brian schwach lächelte.
    „Danke." Sie erwiderte das Lächeln. „Da kann ich nicht widerstehen."
    „Das weiß ich." Seine Stimme klang unerwartet warmherzig. „Ich sehe es dir an.
    Deine Augen haben dann einen ganz bestimmten Ausdruck."
    Nicky wischte sich die Finger mit der Papierserviette ab und war seltsam gerührt von Brians Geste. Schweigend begann sie, ihre Eindrücke niederzuschreiben, die sie später ausarbeiten wollte. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass sie ihr Notizbuch zu Hause vorfand. Sie hatte vorgehabt, ihre Aufzeichnungen heute im klimatisierten Büro ihres Vaters in den Computer einzugeben. Statt dessen befand sie sich mit ihrem geschiedenen Mann viele Stunden von Kuala Lumpur entfernt in einem malaysischen Dorf, aß Reis aus einem Bananenblatt und besaß nichts weiter als das, was sie auf dem Leib trug.
    Nicky legte den Schreiber nieder. „Ich weiß, du hast andere Sorgen", begann sie vorsichtig, „aber ich brauche ein paar Dinge mehr als das, was ich anhabe ..."
    „In dem Haus gibt es genug Zeug, das du dir ausborgen kannst. Lisette hat
    bestimmt nichts dagegen."
    „Aber ichi" Sie kannte die Frau ja nicht einmal. „Ein T-Shirt oder Jeans sind in Ordnung, aber fremde Unterwäsche tragen ..."
    Brian lachte nur. „Schon gut. Sicher gibt es hier irgendwo einen Markt.", antwortete er.
    Von der Kellnerin erfuhren sie, dass sich weiter unten an der Straße ein Basar befand. Brian bezahlte das Essen, und sie bestiegen den Land Cruiser.
    Erst jetzt wurde Nicky bewusst, dass sie Brian um Geld bitten musste. Als wäre sie nicht schon genug von ihm abhängig! Zähneknirschend blickte sie geradeaus.
    Brian warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. „Was gibt's?"
    „Ich habe kein Geld." Sie seufzte. „Würde es dir etwas ausmachen, mir etwas zu leihen?"
    Er sah sie erneut an und zog eine Braue hoch. „Du machst ein Gesicht, als ob du mich nur höchst ungern darum bitten würdest."
    „Es ist nicht meine Art, mir Geld zu borgen!" murrte Nicky.
    „Und schon gar nicht von deinem Exmann", setzte Brian trocken hinzu.
    „Richtig."
    „Unter den gegebenen Umständen würde ich keine große Sache daraus machen", riet er gelassen. „Es macht mir nicht das geringste aus, dir Geld zu leihen."
    „Ich zahle es dir zurück", betonte Nicky.
    Brian verdrehte die Augen. „Bitte vergiss es nur nicht."
    „Ich hasse es, abhängig zu sein!"

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