Dschungel der Leidenschaft
hatte sie seinen Gleichmut bewundert. Es gäbe nur wenige Dinge im Leben, die es wert seien, sich darüber aufzuregen, hatte er einmal gesagt.
Doch jetzt arbeitete etwas in ihm.
Vielleicht wollte er nicht erinnert werden an das, was einmal gewesen war.
Seufzend folgte Nicky ihm zum Land Cruiser.
Nach einer Weile bestimmten bewachsene Bergketten und schattige Täler die
tropische Landschaft. Die Luft wurde kühler, der Verkehr schwächer, und die
Dörfer wurden kleiner. Brian und Nicky kamen an blühenden Marktgärten vorbei, in deren kühler Bergluft Gemüse und Früchte in üppiger Vielfalt wuchsen.
Auf einer Bergkuppe erhob sich ein weitläufig angelegtes Urlaubshotel. „Paradise Mountain Resort" kündigte ein Straßenschild an. Hier vergnügten sich Touristen und wohlhabende Leute aus Kuala Lumpur, die vor der schwülen Tropenhitze an der Küste flüchteten, wie Brian Nicky erklärte. Halb verborgen hinter Büschen und Bäumen entdeckten sie hier und da eindrucksvolle Privatvillen an den Berghängen.
Eine halbe Stunde später kamen sie durch ein weiteres kleines kampung, hinter dem die Straße unvermittelt aufhörte und sich als schmaler, holpriger Weg in die Berge hinauf wand. Um sich her erblickte Nicky jetzt nur noch dichten Dschungel, der den Weg überwucherte, um sich den entrissenen Boden wieder einzuverleiben.
Vom Himmel war nichts mehr zu sehen, weil die mächtigen Bäume sich über dem
schmalen Pfad wie eine Domkuppel schlössen.
„Wie lange geht das noch?" fragte Nicky, die sich an der Tür festhalten musste und die Holperfahrt keineswegs als vergnüglich empfand.
„Noch etwa zwanzig Minuten."
„Himmel, so abgelegen wohnen deine Freunde! Wird es ihnen da nicht manchmal
zu einsam?"
Brian zuckte die Schultern. „Nein. Sie sind immer beschäftigt. Oft haben sie auch Universitätsstudenten und Umweltschützer bei sich wohnen. Sie führen alles andere als ein Einsiedlerdasein."
Nicky betrachtete die Dschungellandschaft und fragte sich, ob das Haus
möglicherweise nur so etwas wie ein primitives Forschungslager war. Waschen im Fluss. Kerosinlampen. Kochen am Lagerfeuer ...
„Wie ist denn das Haus so? Gibt es dort überhaupt Elektrizität und Wasser?"
fragte Nicky.
„Es hat einen Generator und einen eigenen Brunnen. Alles ist sehr zivilisiert. Es wird dir dort gefallen."
Unvermittelt öffnete sich vor ihnen der Dschungel, und strahlender Sonnenschein überflutete eine Lichtung, in deren Mitte sich ein großes Holzhaus befand, das nach malaysischer Bauweise auf Pfählen errichtet war. Es besaß ein Strohdach und eine Veranda, die über die Vorderfront und an den Seiten entlanglief. Der Dschungel hatte einem farbenprächtigen Garten mit schattenspendenden Bäumen, blühenden Büschen und Pflanzen Platz machen müssen.
Inmitten des dunklen Regenwaldes wirkte das Ganze wie eine Oase voller Licht
und Sonne. Nicky verliebte sich auf Anhieb in das idyllische Plätzchen.
Ein Gärtner war damit beschäftigt, die Büsche zu beschneiden. Er hielt inne,
als Brian vor dem Haus vorfuhr. Lächelnd winkte der Mann ihnen zu, um sich
dann wieder seiner Arbeit zuzuwenden.
„Er heißt Ali und ist mit Ramyah, der Haushälterin, verheiratet", erklärte Brian.
Eine zierliche Malaysin in Sarong und Bluse kam aus dem Haus über die
Verandastufen auf den Wagen zu, aus dem Nicky stieg. Brian begrüßte die Frau
und unterhielt sich mit ihr kurz auf malaysisch. Nicky fiel auf, dass sie nervös, fast ängstlich wirkte.
Brian machte sie miteinander bekannt. Ramyah lächelte scheu, dann kehrte sie
rasch ins Haus zurück.
„Ist etwas nicht in Ordnung, Brian?" fragte Nicky.
Er runzelte die Stirn. „Keine Ahnung. So benimmt sie sich sonst nicht."
„Wusste sie, dass wir kommen?"
„Sicher. Und es gibt hier ständig Besucher. Das kann es also nicht sein." Brian zuckte die Schultern. „Mal sehen, was ich aus ihr herausbekomme. Aber erst bringe ich dich in dein Zimmer."
Er nahm den Koffer auf, und sie gingen die Verandastufen hinauf. Die Haustür führte direkt in ein großes, kühles Wohnzimmer mit bequemen Rattanmöbeln und anheimelnder Einrichtung. Da es keine Decke gab, waren die strohgedeckten
Dachträger zu sehen. Hier werde ich mich wohl fühlen, entschied Nicky sofort. Auf der hinteren Seite des Raumes führten große offene Türen auf einen anderen Teil der Veranda hinaus, die ums ganze Haus führte und von allen Seiten atemberaubende Blicke auf die dschungelüberzogenen Berge
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