Dschungel der Leidenschaft
Empfänger ist weg. Ich gehe Ramyah fragen, wo er ist." Damit verließ er das Zimmer.
Nicky vertrieb sich die Zeit, indem sie die Karten und Fotos an den Wänden
betrachtete. Die Karten zeigten die nähere Dschungelumgebung und Stellen, an
denen seltene Pflanzenarten gefunden worden waren.
Brian wirkte nicht glücklicher, als er mit den Einzelteilen des vermissten
Empfängers zurückkehrte.
„Jetzt wissen wir, warum Ramyah so unruhig war", erklärte er und legte das Gewirr aus Kabeln und Metallteilen auf den Tisch zu dem Kästchen.
„Wie konnte das passieren?" Nicky betrachtete das Durcheinander.
„Das kommt davon, wenn ein neugieriger Siebenjähriger es auseinandernimmt,
um festzustellen, was drin ist."
Nicky stöhnte. „Du meine Güte! Wessen Kind? Ramyahs?"
Brian nickte. „Sie hat ihn am Samstag mitgebracht. Den Rest kannst du dir
denken. Sie hatte Angst, gefeuert zu werden."
„Kein Wunder, dass sie Nervenflattern hatte", stellte Nicky fest. „Was hast du ihr gesagt?"
„Dass es ein Unfall war und sie natürlich nicht gefeuert wird und die O'Connors ein neues Gerät besorgen, wenn sie zurückkommen." Brian fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Trotzdem verstehe ich nicht, warum Ramyah solche Angst hatte. Sie ist seit zwölf Jahren bei den O'Connors, und dank ihr läuft alles wie am Schnürchen, ganz gleich, wie viele Besucher hier herumschwirren. Sie ist ein Goldschatz, und das wissen die O'Connors auch. Trotzdem befürchtet sie, nur wegen des Telefons entlassen zu werden. Du hättest sie eben erleben sollen. Sie zitterte wie Espenlaub, als sie mir die Teile brachte."
„Die Ärmste tut mir leid", bemerkte Nicky.
„Aber warum hat sie solche Angst? Sie muss doch wissen, was die O'Connors an
ihr haben?", murmelte Brian.
Nicky zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Vielleicht hat niemand sie über
ihren Wert aufgeklärt."
Stirnrunzelnd fegte Brian die Reste des Empfängers in den Abfallkorb. „Damit
können wir nichts mehr anfangen."
„Jetzt sind wir also ohne Telefon", stellte Nicky überflüssigerweise fest.
„Und damit von der übrigen Welt abgeschnitten", setzte Brian hinzu. „Mir persönlich macht das nicht viel aus. Ein bisschen Ruhe kann nicht schaden."
„Dir vielleicht nicht", meuterte Nicky. „Aber ich sitze hier fest und habe keine Möglichkeit, zu erfahren, wie es meinem Vater geht."
Brians Züge wurden weicher. „Mach dir seinetwegen keine Sorgen. Er ist ein
umsichtiger Mann."
„Du hast gut reden!" Sie war plötzlich den Tränen nahe. „Ich hasse es, zur Tatenlosigkeit verdammt zu sein."
„Damit musst du dich fürs erste abfinden. Mit Jammern kommst du auch nicht
weiter. Denk lieber daran, was hätte passieren können, wenn ich dich nicht in letzter Minute abgefangen hätte. Dann würdest du wirklich in der Tinte sitzen."
Da hatte Brian natürlich recht. „Entschuldige", bat Nicky zerknirscht. „Mir sind die Nerven durchgegangen. Ich werde mich bessern."
In Brians Augen blitzte es auf, aber sie hatte keine Ahnung, was er dachte. Hatte sie es jemals gewusst?
Resigniert wandte Nicky sich ab und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Dort
bestand eine ganze Wand aus Regalen mit englischen und französischen Büchern
und Zeitschriften.
Erfreut entdeckte Nicky darunter eine Sammlung einheimischer Kochrezepte und
einen Band über Kräutermedizinen und Liebestränke. Sie nahm sie mit in ihr
Zimmer und vertiefte sich darein, um später einen Artikel darüber zu schreiben.
Am Abend tischte Ramyah köstlich gewürzte Speisen auf, denen Nicky alle Ehre
antat.
„Wohnt Ramyah im Dorf?" erkundigte sie sich bei Brian, um ein Gespräch in Gang zu bringen, weil er kaum etwas sagte.
Er nickte. „Ja. Aber in der Woche bleibt sie mit Ali im Dienstbotentrakt hinter dem Haus. Donnerstags kehren sie abends heim und kommen erst Samstag nachmittag wieder."
Nicky sprach weiter, über ihre Schriftstellerei, den Erfolg ihres Buches und über das neue, an dem sie gerade schrieb. Nach einer Weile war ihr klar, dass sie die Unterhaltung praktisch allein bestritt.
„Hör mal", sagte sie, „ich fände es toll, wenn du auch etwas zu unserer
Unterhaltung beitragen würdest."
„Tut mir leid, aber mir ist nicht nach Reden." Brian schob seinen Stuhl zurück. „Ich muss wieder an die Arbeit-Bitte entschuldige mich."
Nicky stand ebenfalls auf. Was hatte Brian nur? „Schade, dass du meine
Gesellschaft so wenig anregend findest, aber musst du mich auch noch beleidigen?"
Er hielt
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