Dschungel der Leidenschaft
kann nichts dafür, dass mir die Sachen zu groß sind. Wenn ich dir nicht gefalle, brauchst du mich ja nicht anzusehen."
„Oh!" Brian zog die Brauen hoch. „Schlechte Laune? Wo bleibt dein Humor?"
Nicky knirschte mit den Zähnen. „Den habe ich mit meinen eigenen Sachen, der
Handtasche und dem gewohnten Leben zurückgelassen, als du mich entführt hast."
„Ich habe dich nicht entführt, sondern gerettet."
Nicky winkte ab. „Das läuft auf dasselbe hinaus. Jedenfalls juble ich nicht
gerade vor Begeisterung, hier bei dir zu sein."
„Das erwartet auch niemand", erwiderte Brian kühl. „Ich könnte mir auch
etwas Besseres vorstellen." Er nahm die Kanne und schenkte sich Kaffee nach.
„Wenn du mich hier nicht haben willst, hättest du dir etwas anderes ausdenken können", warf Nicky ihm hitzig vor.
„Ich habe deinem Vater versprochen, mich um dich zu kümmern, und das werde
ich tun", erklärte Brian gelassen.
„Kümmern?"
„Dafür sorgen, dass du in Sicherheit bist."
„Na, wunderbar", spottete Nicky. „Dann musst du dich damit abfinden, dass ich hier bin, auch wenn es dir nicht passt und ich in diesen Klamotten scheußlich aussehe."
„Ich beklage mich ja gar nicht." Brian lächelte schwach. „Irgendwie, meine liebe Nicky, bringst du es fertig, in allem sexy auszusehen."
Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. „Ich habe nicht das geringste Bedürfnis, sexy auszusehen oder zu sein."
„Da bin ich aber erleichtert", bemerkte Brian trocken. „Das hätte die Dinge nämlich komplizieren können."
„Mir liegt daran, alles so einfach wie möglich zu halten."
Brian nickte. „Du und ich unter einem Dach in getrennten Betten. Ganz einfach."
„Richtig."
Er sah sie durchdringend an. „Mach dir nichts vor, Nicky. Es wird nicht leicht werden. Das ist es schon jetzt nicht."
Der Erklärung folgte unbehagliches Schweigen. Nicky suchte nach einer
Erwiderung, aber ihr fiel nichts ein.
„Ich muss weiterarbeiten", sagte Brian schließlich und ging zur Tür. „Bis später."
Erleichtert schlenderte Nicky ins Freie, um den Garten zu erkunden. Vor und unter dem Haus liefen Hühner frei herum. Sie entdeckte einen großen Tank, in dem sich vermutlich Benzin für den Generator befand, daneben stand ein älterer Lieferwagen.
Am Ende des Gartens bemerkte Nicky einen schmalen Pfad, der in den
Dschungel führte. Sie blieb im hellen Sonnenlicht stehen und überlegte, ob sie einen Vorstoß in den schattigen Regenwald wagen sollte.
Prüfend blickte sie an sich herunter. Mit Jeans und Turnschuhen konnte sie einen kurzen Spaziergang wagen.
Es war wärmer geworden, und Nicky zog das Sweatshirt aus und warf es ins
Gras. Auf dem Rückweg würde sie es mitnehmen. Kaum war sie den Pfad einige
Meter entlanggewandert, als sie sich in eine andere, urtümliche Welt versetzt fühlte, die mit geheimnisvollem Leben erfüllt war. Nicky blickte kurz zurück und konnte den sonnigen Blumengarten bereits nicht mehr sehen. Sie ging weiter und passte genau auf, wohin sie trat. Der Pfad war vom Regen, der nachts gefallen sein musste, nass und schlüpfrig.
Ab und zu fielen Sonnenstrahlen durch das dichte Laubdach und ließen die
tropfenden Blätter unwirklich glitzern. Riesenfarne umklammerten dicke
Baumstämme, auf Ästen und Lianen wucherte Hängemoos. Das Zwitschern
unsichtbarer Vögel ertönte aus dem üppigen Grün, und die Luft war erfüllt vom Summen unzähliger Insekten.
Nicky kam sich vor wie in einem Zauberwald. Gerade wollte sie umkehren, als sie Wasserrauschen hörte. Neugierig ging sie weiter und entdeckte einen rasch dahinfließenden kristallklaren Bach, der über Felsen und Steine plätscherte. Nicky bückte sich und hielt die Hand in das Wasser. Es war eiskalt.
Verträumt setzte Nicky sich auf einen Felsbrocken und beobachtete einen
Schwärm bunter Schmetterlinge, die im scheckig einfallenden Sonnenlicht tanzten.
Wie schön müsste es sein, dieses Erlebnis mit jemandem zu teilen! Erinnerungen an Zelttouren und Wanderungen mit Brian, an Rastpausen an idyllischen Bächen und abendliche Lagerfeuer drängten sich Nicky auf. Rasch verdrängte sie den Gedanken und stand auf. Es war Zeit, zurückzukehren.
In diesem Moment bemerkte Nicky nur eineinhalb Meter vor sich eine Schlange,
die sich zusammengeringelt auf einem Felsen sonnte. Nickys Herz setzte einen Schlag lang aus, dann bewegte sie sich vorsichtig rückwärts, ohne das Reptil aus den Augen zu lassen. Es rührte sich nicht und schien kein
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