Dschungel der Leidenschaft
Kaffeetasse fester. „Und warum nicht?"
Plötzlich konnte Nicky nicht mehr an sich halten. „Wir waren nie mehr wirklich zusammen! Wenn man sich nicht mehr sieht, hört die Ehe auf, eine zu sein."
Brians Züge wurden starr. „Aber wir hatten doch alles so geplant, dass wir oft Zusammensein würden. Und im ersten Jahr lief auch alles wunderbar. Danach warst du es, die kaum noch zu Hause war, Nicky."
Ihre Beine begannen zu zittern, und sie presste die Knie zusammen. „Ich war die meiste Zeit daheim!"
„Aber nicht, wenn ich da war." Brians Stimme klang kalt. „Nicht nach dem ersten Jahr. Etwas war geschehen, Nicky. Etwas hatte sich verändert."
Ja, das hatte es. In ihrer Einstellung, der Art, die Dinge zu sehen. Was ihr anfangs so wunderbar erschienen war, hatte sie später anders empfunden. Wieder fühlte Nicky Angst in sich aufsteigen. Und plötzlich übermannte sie der Zorn, das Bedürfnis, Brian all den Schmerz entgegenzuschreien, den er ihr zugefügt hatte.
„Für dich war es in Ordnung, wochenlang unterwegs zu sein", warf sie ihm verbittert vor. „Aber ich durfte das nicht! Das Heimchen am Herd sollte auf dich warten, wann immer du geruhtest, das alte Haus mit deiner Anwesenheit zu beehren. Genau das habe ich im ersten Jahr getan, oder etwa nicht? Wie bequem das für dich war!"
Brian presste die Lippen zusammen, und seine Augen glitzerten eisig. „Ich war es nicht, der dir das aufgezwungen hat", entgegnete er mühsam beherrscht. „Das hatten wir beide beschlossen."
Seine scharfe Reaktion und die Kälte in seinem Blick erschreckten Nicky, doch sie konnte sich nicht mehr beherrschen. „Als das Arrangement nicht mehr klappte, als ich nicht mehr da war, um dich hinten und vorn zu bedienen, hast du mich einfach fallenlassen. Dann eben nicht, hast du dir gesagt, und es war dir gleichgültig, ob ich zu Hause war oder nicht. Schließlich kamst du auch ohne mich bestens aus." Ihre Stimme bebte. „Du brauchtest keine Ehefrau!" Sie sprach nicht weiter und biss die Zähne zusammen, weil sie Angst hatte, in Tränen auszubrechen.
Brian schob den Stuhl zurück und stieß eine Verwünschung aus. „Das ist die
verrückteste Anschuldigung, die ich jemals gehört habe", erklärte er verächtlich.
„Erspar mir den Rest, Nicky." Dann drehte er sich um und verließ den Raum.
Wie versteinert blieb sie sitzen, und eine schreckliche Leere breitete sich in ihr aus.
Um zwei Uhr morgens saß Nicky hellwach im Bett. Vor einer Stunde hatte sie Brian in sein Zimmer gehen hören. Im Haus war alles still. Sie konnte es nicht mehr ertragen, mit Brian unter einem Dach zu leben, und würde gehen.
Jetzt.
Mit Jeans und T-Shirt bekleidet, hatte Nicky seit Stunden auf diesen Augenblick gewartet. Neben ihr lag der Plastikbeutel, in dem sie ihre wenige Habe verstaut hatte, und sie kam sich wie ein Flüchtling vor.
Jetzt galt es, einen klaren Kopf zu bewahren. Brian schlief. Wenn sie sich leise verhielt, würde er sie nicht gehen hören. Im Zündschloss des Land Cruiser steckte der Wagenschlüssel. Sie hatte bemerkt, dass Brian ihn dort gelassen hatte. Und sie besaß immer noch Brians Kreditkarte. Sie würde nach Kuala Lumpur fahren, sich ein Hotelzimmer nehmen und Nazirah anrufen. Nazirah konnte Verbindung mit ihrem Vater aufnehmen, ihren Pass und die Handtasche holen und die Sachen ins Hotel bringen. Alles war ganz einfach.
Geräuschlos huschte Nicky aus dem Zimmer und die Treppe hinunter. Als sie im
Wagen saß und den Motor anlassen wollte, fühlte sie Panik in sich aufsteigen.
Rabenschwarze Nacht umgab sie. Nirgendwo gab es Verkehrszeichen oder
Straßenbeleuchtung, die eine Orientierung erleichtert hätten. Aber was konnte schön schiefgehen? Sie brauchte nur ungefähr zwanzig Minuten den Weg entlangzufahren, bis sie ins Dorf kam, wo die Straße nach Paradise Mountain
begann. Von dort aus würde sie im Handumdrehen auf die Hauptverkehrsader nach Kuala Lumpur gelangen. . Mit angehaltenem Atem schaltete Nicky den Motor ein.
In der Stille machte er schrecklichen Lärm. Was war, wenn Brian aufwachte?
Und wenn schon? Er konnte sie an ihrem Vorhaben nicht hindern.
Erleichtert fuhr Nicky los, als sich im Haus nichts rührte. Doch die Anspannung blieb, und Nicky hielt das Lenkrad umklammert, während sie den Wagen über den holprigen Weg manövrierte. Nur ruhig, ermahnte sie sich. Morgen abend würde sie in einer Maschine sitzen und außer Landes fliegen.
Eine halbe Stunde später hatte Nicky das kampung immer noch nicht
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