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Dschungel der Leidenschaft

Dschungel der Leidenschaft

Titel: Dschungel der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen van der Zee
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nicht verstand. Dann kam Brians Antworttelegramm: Wenn Du es wirklich willst, tu, was Du tun musst. Stopp. Brian.
    Wie versteinert, blickte sie auf die Worte, dann übermannten die Empfindungen sie.
    Die Trauer war größer, als sie ertragen konnte, so groß, dass sie nicht einmal zu weinen vermochte. Sie kämpfte dagegen an, verleugnete, verdrängte, was sie spürte, bis sie gelernt hatte, nichts mehr zu fühlen. Innerlich kalt wie Eis zu sein.
    Und sie tat, was sie tun musste,
    Es war einfach gewesen. Sie hatte Formulare ausgefüllt und Papiere
    unterschrieben. Alles, ohne dass sie und Brian sich noch einmal gesehen oder
    gesprochen hätten. Im Nu war die Sache erledigt.
    Nachdem alles vorbei gewesen war, war sie eine geschiedene Frau und Brian nicht mehr länger ihr Mann.
    Und sie hatte den Traum nicht mehr geträumt.
    Fröstelnd rieb Nicky sich die Arme. Sie fühlte sich hilflos und preisgegeben, weil ihr nichts anderes übrigblieb, als zu bleiben, wo sie war, und den Morgen, abzuwarten. Vielleicht kam jemand vorbei. Oder sie konnte bei Tageslicht zum
    Haus zurücklaufen. So gut es ging, rollte Nicky sich zusammen und versuchte zu schlafen, doch sie fror und hatte Angst. Und die unheimlichen Geräusche von draußen ließen sie keinen Schlaf finden.
    Die Dunkelheit schien ewig zu dauern und die Zeit stillzustehen. Nickys Glieder fühlten sich taub an, und sie versuchte, sich abzulenken, indem sie in Gedanken einen lustigen Artikel über ihre Situation zu verfassen versuchte. Doch ihr Sinn für Humor ließ sie diesmal im Stich. Es war nun mal nicht komisch, mitten im Urwald frierend und voller Todesangst zu sitzen und sich zu fragen, ob sie den Alptraum überleben würde.
    Der Regen hörte auf, aber die Dunkelheit war so undurchdringlich wie zuvor
    und die Luft feuchtkalt. Ein Tier gab einen unheimlichen Klagelaut von sich, und Nicky schauderte. Sie sehnte sich nach dem Morgenlicht, einer menschlichen Stimme und einem Becher mit heißem Kaffee. Wie lange würde die Nacht noch
    dauern?
    Plötzlich erfasste Lichtschein den Wagen, und das Rattern eines näher
    kommenden Fahrzeugs drang in Nickys Bewusstsein. Dann wurde die Tür des Land
    Cruiser aufgerissen, und ein greller Lichtstrahl blendete Nicky. Instinktiv hielt sie schützend die Arme vor die Augen.
    „Was, zum Teufel, tust du hier?" Brians Stimme klang scharf, aber sie war das Wunderbarste, was Nicky jemals gehört hatte.
    Erleichterung erfasste sie. „Der Wagen streikt", brachte sie matt hervor.
    „Wie konntest du nur auf so eine verrückte Idee kommen?" Brian war
    anzumerken, wie wütend er war. „Mitten in der Nacht loszufahren, und das auch hoch, ohne aufzutanken!"
    „Es ist noch Benzin im Tank", verteidigte Nicky sich. „Und schrei mich nicht an.
    Etwas ist mit dem Wagen nicht in Ordnung. Er ist einfach stehengeblieben. Die Scheinwerfer gingen aus, und der Motor gab den Geist auf."
    „Wohin wolltest du überhaupt?"
    Nicky zitterte vor Kälte. „Nach Kuala Lumpur. In ein Hotel. Ich ... hatte vor, eine Freundin zu bitten, mit meinem Vater Verbindung aufzunehmen, damit wir überlegen, was zu tun sei", antwortete sie.
    Brian stieß eine Verwünschung aus. „Dein Vater hat auch so schon genug
    Probleme!" Er knallte die Tür zu und verschwand. Augenblicke später öffnete er die andere Tür, glitt auf den Beifahrersitz und reichte Nicky eine Thermosflasche, „Trink", befahl er. Da sie keinen Becher hatte, setzte Nicky die Flasche an die Lippen. Sie enthielt Kaffee mit einem ordentlichen Schuss Whisky. Da der Kaffee nicht zu heiß war, trank Nicky begierig, ehe sie die Flasche Brian zurückreichte. Er nahm ebenfalls einige Schlucke und stellte die Flasche weg.
    Nicky atmete tief ein und gab sich energisch. „Ich bleibe nicht länger bei dir!"
    „Du hast keine Wahl", erwiderte Brian schroff. „Also führ dich nicht wie ein bockiges Kind auf."
    „Ich hasse dich." Nicky war den Tränen nahe. Sie fühlte sich Brian ausgeliefert und wünschte sich nichts sehnlicher, als auszusteigen und mit der nächsten Maschine nach Washington fliegen zu können ... so weit wie möglich weg von Brian.
    „Okay", meinte er trocken, „möchte wissen, warum. Hier, trink noch etwas."
    Obwohl Nicky nochmals einige große Schlucke nahm, hörte sie nicht zu beben auf.
    „Und was, zum Teufel, hätte ich deinem Vater sagen sollen?" fragte Brian barsch.
    „Dass du mitten in der Nacht geflohen und im Dschungel umgekommen bist?"
    Nicky verschränkte die Finger ineinander.

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