Dschungel der Leidenschaft
das nur meinem Vater zuliebe. Wenn er dich nicht darum gebeten hätte, hättest du mich nach dem dramatischen Rettungsmanöver ziehen
und meinem Schicksal überlassen können."
„Mit dem Risiko, dass dir etwas zustößt? Himmel, Nicky, du warst meine Frau.
Glaubst du, dass es mir gleichgültig ist, was mit dir geschieht?"
Sie zuckte die Schultern. „Das weiß ich nicht. Warum nicht?"
Brian warf ihr einen finsteren Blick zu. „Lassen wir das", sagte er müde. „Geh schlafen. Es ist spät."
Mit offenen Augen lag Nicky im Bett und lauschte auf die Geräusche des
Dschungels. Ein kühler Windhauch wehte durch die geöffneten Fenster herein, und sie zog sich die Decke bis ans Kinn. Eine seltsame Unruhe erfüllte Nicky, und sie fühlte sich flattrig, als hätte sie zuviel Kaffee getrunken. Dabei lag ihr Leben mit Brian doch lange zurück, und sie hatte geglaubt, längst darüber hinweg zu sein.
Das ist doch alles aus und vorbei, hörte sie ihn sagen und sah seine Hände vor sich, die das Lenkrad umklammert hielten.
Aus und vorbei. Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
Gequält schloss Nicky die Augen.
Etwas, das so starke Gefühle wachrief, war nicht aus und vorbei.
Irgend etwas weckte Nicky mitten in der Nacht, der Laut eines Nachttiers oder ein böser Traum, den ihr Bewusstsein sofort verbannt hatte. Ein Wunder, dass sie überhaupt eingeschlafen war. Sie lag ganz still und lauschte. Nichts. Seufzend rollte sie sich herum und versuchte, an nichts zu denken, um wieder einzuschlafen.
Es gelang ihr nicht. Ihre Gedanken machten sich selbständig.
Sie durchlebte den vergangenen Tag erneut, sah Ghita vor sich, hörte sie sagen:
„Wer weiß, was sie ihm angetan hat."
Nicky stöhnte auf. Sie hatte Brian nichts angetan, ihn nur von ganzem Herzen
geliebt, ihn liebevoll bekocht, sich nie darüber beklagt, dass seine Arbeit ihn von ihr fernhielt. Voller Liebe und Hingabe war sie gewesen.
Schlagartig setzte Nicky sich im Bett auf. Sie hielt es nicht mehr aus, in der Dunkelheit zu liegen und die Dämonen der Vergangenheit zu bekämpfen. Vielleicht half ihr ein Becher Kräutertee, wieder einzuschlafen. In der Küche hatte sie verschiedene Sorten entdeckt.
In einen Sarong gehüllt, verließ Nicky den Raum und huschte auf Zehenspitzen zur Küche. Ein erstickter Laut aus Brians Zimmer ließ sie unvermittelt stehenbleiben.
Hatte er nach ihr gerufen? Oder bildete sie sich das nur ein?
„Nicky ..." Seine Stimme klang leise und gedämpft. Die Tür stand angelehnt, und Nicky stieß sie behutsam auf.
„Brian?" flüsterte sie.
Schweigen. Dann hörte sie eine Bewegung im Bett, leises Stöhnen.
„Brian?" wiederholte sie leise.
„Was ist?" Er seufzte. „Bist du es, Nicky?"
„Ja. Du hast nach mir gerufen."
Sie hörte, wie er sich rührte, dann folgte ein Klicken, und das sanfte Licht der Nachttischlampe erhellte den Raum. Brian saß halbaufgerichtet da, sein Haar war zerzaust, und er sah Nicky schlaftrunken an. Seine Augen waren rauchgrau, er schien innerlich weit weg zu sein.
Dann murmelte er kopfschüttelnd: „Ich habe geträumt."
„Wovon?" fragte Nicky unwillkürlich.
Er rieb sich müde das Gesicht. „Von dir."
6. KAPITEL
Die widersprüchlichsten Gefühle stürmten auf Nicky ein. Brian hatte von ihr
geträumt.
„Du hast mit mir gesprochen", sagte er. „Aber ich konnte kein Wort verstehen. Es waren nur Geräusche, fast so, als hättest du in einer fremden Sprache gesprochen."
Nicky fiel das Atmen schwer. „Und was haben wir getan? Wo Waren wir?"
„Das weiß ich nicht." Brian rieb sich die Stirn. „Alles verflüchtigt sich. Ich kann mich nicht mehr erinnern ... nur, es war nicht jetzt. Wir ... waren noch verheiratet."
Er kniff die Augen zusammen, als könnte er den Traum so festhalten. „Du hast ein rotes Kleid getragen."
„Ein rotes Kleid? Ich trage nie Rot." Die Farbe passte nicht zu ihrem rotbraunen Haar.
Brian hielt die Augen geschlossen und sagte nichts.
Erst jetzt wurde Nicky bewusst, dass sie zu ihm ans Bett gegangen war. „Und wo waren wir?" fragte sie leise. „Zu Hause?"
Zu Hause. Wie merkwürdig das jetzt klang!
Brian schüttelte den Kopf. „Nein ... an einem merkwürdigen Ort. Es war dunkel, kalt ... ich weiß nicht." Resigniert zuckte er die Schultern. „Es ist weg." Benommen setzte er sich auf und fuhr sich mit den Händen durchs Haar.
Nicky blickte auf seine gebräunte Brust. „Es war nur ein Traum", versuchte sie den Bann zu brechen.
Zum erstenmal seit sie das Zimmer
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