Dschungel der Leidenschaft
mir mehr als der Unibetrieb. Und wie geht es dir beruflich, Nicky?"
Wie höflich sie sich unterhielten! Wie zwei Fremde, die sich zum erstenmal
begegneten. „Bestens." Sie schrieb Artikel für Zeitungen und Zeitschriften und arbeitete an ihrem zweiten Buch, einer Mischung aus Reisebericht und humorvoll gewürztem Kochbuch für abenteuerlustige Leser.
Mit einem Blick auf Nickys Hände fragte Brian: „Du hast nicht wieder geheiratet?"
Sie verspürte einen schmerzlichen Stich im Herzen. „Nein." Wie um sich zu schützen, verschränkte Nicky die Arme vor der Brust.
Brian zog eine Braue hoch. „Das hätte ich nicht gedacht."
„Wieso?"
„Nun, ich würde sagen, eine Frau wie du mit so vielen häuslichen Talenten ist zum Heiraten wie geschaffen." Es hatte eine Zeit gegeben, als er ihre häuslichen Talente zu schätzen gewusst hatte. Besonders ihre Kochkünste. Hastig verdrängte Nicky die Erinnerung.
„Und was ist mit dir? Hast du wieder geheiratet?" Irgendwie schaffte sie es, gleichmütig zu klingen, obwohl alles in ihr sich verkrampfte. Ihr wurde bewusst, dass sie die Antwort gar nicht hören, nicht wissen wollte.
Er lachte trocken. „Ich glaube, die Mühe sollte ich mir sparen."
Die Furcht verschwand, und Wut überkam Nicky. Mühe?
Wann hatte er sich in ihrer Ehe jemals Mühe gegeben? Sie riss sich zusammen. „Ich ahnte nicht, dass die Ehe mit mir so anstrengend war." Sie versuchte, kühl und unbeteiligt zu sprechen, aber es gelang ihr nicht. Ihre Stimme zitterte leicht.
Wegen Brians Beruf waren sie in ihrer kurzen Ehe oft lange getrennt gewesen,
doch wenn er von den Reisen heimgekommen war, hatte er ein höchst angenehmes
Leben gehabt ... sie hatte ihn wie einen Fürsten verwöhnt.
Weil sie ihn geliebt und für den wunderbarsten, anziehendsten Mann gehalten
hatte, der ihr jemals begegnet war. Und ein romantisches Dummerchen gewesen
war.
„Lass uns davon nicht wieder anfangen. Das ist doch jetzt nicht mehr wichtig." Er trank sein Glas aus.
Als ob eine gescheiterte Ehe etwas ganz Belangloses wäre.
„Du hast mich nie wirklich geliebt, stimmt's?" sagte Nicky verbittert und spürte, wie alles in ihr sich bei der Erinnerung schmerzlich zusammenzog.
Brians Augen glitzerten plötzlich eisig. „Du hast es nie für nötig gehalten, mich zu fragen, ob ich dich liebe oder nicht."
„Das habe ich auch so gemerkt, als ich mit dir verheiratet war. Ich bin froh, den Schlussstrich gezogen zu haben."
Brians Haltung wurde starr. Er schob die freie Hand in die Tasche und ballte sie zur Faust, und seine Augen funkelten zornig.
„Du hattest kein Interesse an einer Aussprache, als du unsere Ehe beendet hast", erklärte er scharf. „Offenbar war es dir gleichgültig, ob ich dich liebte oder nicht.
Jetzt, vier Jahre später, halte ich es für sinnlos, darüber zu reden."
„Ja, da hast du recht." Nicky drehte sich um und ging davon, weil sie es nicht länger ertrug, mit Brian zusammenzusein. Es erschreckte sie, wie stark sie selbst jetzt noch auf ihn reagierte ... voller Zorn, Verbitterung und tief verwurzelter Angst, obwohl sie geglaubt hatte, längst nichts mehr für Brian zu empfinden.
Ihr Kopf schmerzte, und ihr brannten die Augen verräterisch. Sie hatte genug und wollte nur noch nach Hause, schlafen und vergessen, dass sie Brian wiedergetroffen hatte.
Der Chauffeur ihres Vaters fuhr Nicky die kurze Strecke nach Hause. Beflissen kam der Wächter ans Tor geeilt und öffnete die Flügel, um den Wagen durchzulassen.
Nicky wünschte dem Fahrer, der wieder zurückfuhr, um auf ihren Vater zu warten, eine gute Nacht.
Der Eingang war beleuchtet, während das übrige Haus im Dunkeln lag. Die
Bediensteten waren heimgegangen, und die Villa wirkte einsam und verlassen. Ein seltsamer Schauder überlief Nicky. Das Anwesen war zu groß. Diese Weitläufigkeit war sie nicht gewöhnt. Sie dachte an ihr kleines, gemütliches Apartment in Washington, das sie nach der Scheidung bezogen hatte, weil sie nicht in dem
historischen Stadthaus in Georgetown bleiben wollte, das sie mit Brian während ihrer Ehe bewohnt hatte. Sie hatte einen Neuanfang machen wollen an einem Ort, an dem nichts sie an Brian erinnerte. Doch da hatte sie sich nur etwas vorgemacht ... als könnte sie die Erinnerung an ihn aus ihrem Leben löschen. Ein Mann wie Brian Chandler hinterließ einen unauslöschlichen Eindruck und prägte einen für immer.
Der Mond schien durch die Palmen vor dem Fenster und warf Schatten auf die
Einrichtung...
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