Dschungel der Leidenschaft
stocklangweilig."
Nazirah lachte. „Und wie schneidet er bei der, Romantik ab?" Ihre blauen Augen blitzten amüsiert.
„Romantik?"
„Ist er romantisch?"
Nicky wappnete sich innerlich. „Er hat romantische Anwandlungen", erklärte sie sachlich. „Blumen, Pralinen, Schmuck und so weiter. Gelegentlich schenkt er Luxuskochbücher und ausgefallene kleine Mitbringsel aus exotischen Ländern."
„Hm. Und wie steht's mit Liebesbriefen und Gedichten? Und Liebesgeflüster am
Telefon?" Nazirah senkte die Stimme. „Ich steh' auf so was."
Nickys Mund war wie ausgetrocknet, und sie blickte fort. „Fehlanzeige."
„Ist er ein guter Liebhaber?"
Sie spürte ein Stechen in der Brust. Himmel, sie musste das Thema wechseln.
Das letzte, worüber sie nachdenken wollte, waren Brians Talente im Bett. „Hör zu", erklärte sie ungeduldig. „An den Gaumenvorlieben eines Mannes kann man nicht alles erkennen. Wenn du dich so für ihn interessierst, geh mit ihm aus, schlaf mit ihm und finde es selbst heraus." Was habe ich da gesagt? Nicky war entsetzt über sich selbst.
Nazirah sah sie befremdet an. „Warum bist du böse auf mich?"
„Ich bin nicht böse auf dich." Nicky riss sich zusammen. Sie war auf dem besten Weg, sich zu verraten.
„Du reagierst aber so. Ich habe deine Idee nur ein bisschen weitergesponnen, sonst nichts."
„Entschuldige."
Nach kurzem Schweigen meinte Nazirah: „Ich wollte dich nicht aufbringen.
Wenn du dich für ihn interessierst, halte ich mich von ihm fern."
„Ich interessiere mich nicht für ihn. Du kannst ihn haben." Nicky wurde
bewusst, wie schnippisch sie das gesagt hatte, und sie rang sich ein Lächeln ab.
„Vielleicht könnte deine Mutter ihn zum Abendessen einladen. Er isst gern
Hausmannskost." Sie biss sich auf die Lippe. „Das hat er mir gesagt."
Nazirah betrachtete sie prüfend. „Du kennst den Mann, stimmt's?" fragte sie leise.
„Nein." Nicky wurde eiskalt. „Ich hatte es nur geglaubt."
Nicky war zwanzig gewesen, als sie Brian auf einer Party kennengelernt hätte, die ihre Eltern in Washington D.C. gaben, Damals arbeitete er mit ihrem Vater bei der USAID, und ihr Vater hielt große Stücke auf Brian. Nicky durchlebte alles erneut...
Bei der ersten Begegnung war ihr fast das Herz stehengeblieben, und sie konnte kaum noch atmen. Die Welt um sie her versank, das Glas entglitt ihrer Hand, und der Wein ergoss sich über den kostbaren Perserteppich ihrer Mutter.
Brian holte Nicky ein neues Glas Wein und wich für den Rest des Abends nicht
mehr von ihrer Seite. Die nächsten Tage und Wochen waren ein einziger Rausch aus Liebe, Lachen und Leidenschaft.
Nicky war schon öfter verliebt gewesen, aber diesmal war alles anders. Brian war ihre große Liebe, und sie liebte ihn mit ihrem ganzer. Sein.
Einen Monat später waren sie verheiratet.
Nazirah zog es offenbar vor, auf weitere Fragen zu verzichten, und eine Weile fuhren sie schweigend durch die Straßen. Nicky blickte aus dem Fenster und ließ die Eindrücke Kuala Lumpurs und seiner Menschen auf sich wirken.
Sie liebte diese Stadt mit ihrer architektonischen Vielfalt, die die turbulente Geschichte des Landes widerspiegelte. Moderne Hochhäuser wechselten sich mit maurischen Moscheen, chinesischen Tempeln und Viktorianischen Bauten aus der
Zeit der britischen Kolonialherrschaft ab. Und überall überschattete üppiges
tropisches Grün die Straßen und Gebäude.
Als Nickys Magen hörbar zu knurren begann, fragte Nazirah belustigt: „Hast du nicht gefrühstückt?"
„Nein. Ich Werde mir den Appetit doch nicht verderben." Auf dem Markt würde es genug zu essen geben, und Nicky wollte die angebotenen Stärkungen erst kosten, ehe sie darüber schrieb. Sie hatte sich mit Notizblock und Schreiber bewaffnet und war bereit, sich ins Marktgetümmel zu stürzen. Ein erwartungsvolles Lächeln huschte über ihre Lippen. Bereits jetzt spürte sie, dass sie einen aufregenden Tag vor sich hatte.
Angestrahlte Minarette hoben sich wie Bilder aus den arabischen Nächten gegen den dunklen Nachthimmel ab, als Nicky am Abend im Taxi heimfuhr. Sie war erschöpft, aber glücklich und hatte das Gefühl, eine Woche nichts mehr essen zu können.
Die großen Tore standen offen, und der Wagen glitt geräuschlos über die Auffahrt zum Eingang der Villa ihres Vaters. Nicky stieg aus, bezahlte den turbantragenden Sikhfahrer und erklomm die Verandastufen: Der Nachtwächter
lag schlafend auf seiner Matte und rührte sich nicht, als Nicky die Tür
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