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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Tür öffnete sich, die Treppe wurde herausgeklappt … Belisa stieg aus, umarmte ihre Brüder und gab Avila die Hand, was eine besondere Auszeichnung war. Ein Morales hätte nie ihre Hand berühren dürfen. Dr. Falke folgte ihr. Er trug die flache Aktentasche aus hellem Schweinsleder, in der Belisa ihre Geschäftsnotizen aufbewahrte. Während Belisa in den gepanzerten Wagen stieg, hielt Avila Dr. Falke am Ärmel fest.
    »Wann kann ich Sie sprechen, Doktor?« fragte er.
    »Heute noch?«
    »Es eilt.«
    »Probleme?«
    »Eine große Sauerei.«
    »In einer Stunde im Krankenhaus?«
    »Ich komme.«
    Dr. Falke ging hinüber zu der schweren Limousine. Die Tür stand noch offen, Belisa wartete auf ihn.
    »Was wollte Avila von Ihnen?« fragte sie mißtrauisch.
    »Ich weiß nicht.« Er setzte sich neben sie und spürte sofort, daß er neben einer Raubkatze saß. Ihr Körper war wie zum Sprung angespannt.
    »Wieder Geheimnisse?« zischte sie.
    »Noch weiß ich gar nichts.«
    »Aber Avila hat was angekündigt.«
    »Ja.«
    »Warum kommt er damit zu Ihnen und nicht zu mir?«
    »Fragen Sie ihn selbst.«
    »Der Chef hier bin ich!«
    »Was niemand anzweifelt. Ich weiß ja auch nicht, was Avila von mir will. Aber ich werde es Ihnen sagen.«
    »Wirklich?«
    »Was ich verspreche, halte ich.«
    »Warum sagt man mir nicht die Wahrheit? Warum verschont man mich? Warum will man mich in Watte packen?«
    »Weil Sie eine so schöne Frau sind …«
    »Dummheit. Ich bin härter als ihr alle!« Sie starrte Dr. Falke an. Erst jetzt schien sie zu begreifen, was er gerade gesagt hatte. »Haben Sie gesagt, ich sei schön?«
    »Ja. Und Sie wissen es …«
    »Ich bin für Sie, Dr. Falke, nicht schön. Verstehen Sie das? Für Sie bin ich Belisa García, weiter nichts. Doch, ja – ich bin Ihr Boß. Alles andere ist für Sie nicht vorhanden.«
    »Sie können mein Tun befehligen, aber nicht meine Gedanken. Aber Sie haben recht, – meine Gedanken sind völlig unwichtig. Nur für mich sind sie wertvoll.«
    »Wertlos wie nasse Pappe!« Sie beugte sich nach vorn und klopfte an die Scheibe, die den Fahrersitz von der hinteren Sitzbank trennte. »Fahr, Alfredo.«
    Die schwere Limousine rollte an. Vorweg fuhr jetzt der leichte Panzer, die Jeeps und der Wagen der Brüder folgte ihnen. Ein Konvoi der Sicherheit.
    Nach zehn Minuten erreichten sie die ersten Schächte. Die Kolonnen der Sackträger keuchten an ihnen vorbei, die Steinzerkleinerungsmaschinen schepperten, knirschten und krachten. An den Sammelstellen stauten sich die schwitzenden, mit Staub und Steinmehl gepuderten, erschöpften Menschen. Gestalten, ausgespien aus dem Inferno des Erdinneren. Graubraune Gespenster mit starren Augen und aufgerissenen Mündern. Und über allem schwebte ein Gestank aus Schweiß, Urin, Fäkalien und Moder. Oder war es die Ausdünstung lebender Leichen?
    Dr. Falke schloß einen Moment die Augen.
    Die Hölle hatte sie wieder.
    Der Kokaintote lag in der Kammer, in der man sonst Kartons und Kisten lagerte. Man hatte ihn auf gebündeltes Altpapier gelegt, als sei er selbst Abfall. Pater Burgos hatte ihm die Hände gefaltet und ein Handtuch über das Gesicht gelegt.
    »Wenn das stimmt, was Avila vermutet, dann ist hier bald der Teufel los!« sagte er, als Dr. Falke das Tuch wegzog. »Können Sie feststellen, ob es wirklich Kokain war?«
    »Ich will's versuchen. Labormäßig bin ich natürlich nicht auf so etwas eingerichtet. Und obduzieren? Ich bin kein Gerichtsmediziner.«
    »Er war – so berichten die Soldaten – vollkommen high, ehe sein Herz versagte.«
    »Nehmen wir an, es war Kokain … dann werden wir sehr schnell weitere Fälle haben.«
    »Das befürchten die García-Brüder auch. Carlos wartet direkt darauf, so einen Schnupfer auseinandernehmen zu können. Eines ist klar: In Diwata ist ein Dealer aufgetaucht!« Pater Burgos starrte plötzlich an Dr. Falke vorbei, als sähe er ein Gespenst. »Daß ich daran nicht gedacht habe …« sagte er gedehnt.
    »An was?«
    »Da ist vor drei Tagen eine merkwürdige Type aufgetaucht. Kommt in die Kirche, verlangt ein Bett, schläft im Gastzimmer …«
    »Das haben Sie zugelassen?«
    »Er appellierte an die christliche Nächstenliebe.«
    »Und?«
    »Am nächsten Morgen war er verschwunden. Er hat sich nicht wieder gemeldet. Er ist untergetaucht. Aber sein Benehmen, seine Sprache, seine geistige Verfassung, seine Intelligenz … alles sprach gegen einen Abenteurer, der durch Goldgräberei sein Glück sucht.« Pater Burgos wischte

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