Dschungel-Gold
amerikanisches Englisch, wie Dr. Falke sofort feststellte. Könnte Texas sein oder die Gegend drumherum.
»Und wer sind Sie wirklich?«
»Nur David Tortosa.«
»Wissen Sie, daß man Sie sucht? Auf Ihren Kopf hat man fünfzig Gramm reines Gold ausgesetzt.«
»Auf meinen Kopf? Warum denn?«
»Man hat hier etwas gegen Kokain …«
»Was habe ich mit Kokain zu tun?« Tortosa starrte Dr. Falke wirklich betroffen an. »Was reden Sie da?!«
»Seit Sie hier sind, wird Kokain verteilt.«
»Und Sie glauben, ich …«
»Sie gehören nicht hierher …«
»Das ist das einzige, was richtig ist.« Tortosa griff in die Tasche seiner Hemdjacke. »Sie sind Arzt, Sie sind zum Schweigen verpflichtet. Sehe ich das richtig?«
»Völlig richtig.«
»Dann bitte.« Tortosa holte einen Ausweis aus der Tasche und hielt ihn Dr. Falke hin. Der warf einen kurzen Blick darauf und zuckte zurück.
»Sie heißen ja wirklich David Tortosa. Und Sie sind vom CIA …«
»So ist es. Captain David Tortosa vom CIA.« Er zog den Ausweis zurück und steckte ihn wieder ein. »Zufrieden?«
»Nein.«
»Was noch?«
»Was sucht das CIA hier in Diwata?«
»Eine knifflige Frage.«
»Sie sind dienstlich hier.«
»Natürlich. Freiwillig würde mich keiner in dieses Teufelsnest bringen. Aber es ist mal eine unvergeßliche Abwechslung. Es ist ein Einsatz – so muß man das sehen. Ob Vietnam, Kuweit, Irak oder Diwata – es gibt einen Befehl und eine Pflicht. Ich säße jetzt auch lieber in Miami am Strand, 'ne knackige Puppe in Reichweite. Und das werde ich auch tun, wenn ich hier fertig bin.«
»Mit was fertig, Captain?«
»Einen herausholen, den wir suchen.«
»Das klingt nach Hollywood …«
»Die Sache ist auch filmreif. Seit zwei Jahren verfolgen wir einen Doppelagenten. Er arbeitete für das Pentagon und für den sowjetischen Geheimdienst. Er hat Videobänder verscherbelt, hin und zurück, voller Top-Secret-Informationen und Bilder. Aufgefallen ist er durch einen dummen Fehler … er hat ein Video verwechselt. Im Pentagon lief plötzlich ein Pornoband: Unser Mann in einer Fickshow mit einer Russin. Er hat den Irrtum auch sofort bemerkt und ist seitdem verschwunden. Seit über zwei Jahren … aber jetzt haben wir eine Spur. Und die führt nach Diwata. An diesen höllischen Goldberg. Der Agent – er heißt Mark Suffolk – soll hier bei den Goldgräbern hausen. Unser Informant wollte uns noch Genaueres mitteilen, vor allem, woher er sein Wissen bezogen hat … aber dann starb er bei einem Autounfall. Die Bremsen versagten.«
»Mord.«
»Wir vermeiden solche unschönen Worte. Es war ein Unfall, weiter nichts. Wir wissen jetzt nur, daß sich Suffolk in Diwata befindet. Er wird natürlich seinen Namen und sein Aussehen verändert haben.« Tortosa beugte sich etwas zu Dr. Falke vor. »Ist Ihnen in den vergangenen Jahren in Ihrer Praxis jemand aufgefallen … angenehm aufgefallen? Suffolk ist ein kluger, höflicher, gewitzter Mensch, sehr kontaktfreudig, hilfsbereit, voller Ideen …«
»Ein so hell leuchtender Mann läuft hier nicht rum. Und wenn … Sie haben an meine ärztliche Schweigepflicht appelliert …«
»Es geht um einen Doppelspion, Doktor!«
»Mich kümmert als Arzt nicht die Politik. Ich helfe Menschen. Das allein ist für mich wichtig. Der Mensch.«
»Sein Verrat hätte im Kriegsfall Millionen Tote gekostet.«
»Hätte! Im Kriegsfall. Und jetzt? Die Sowjetunion gibt es nicht mehr, der Ost-West-Konflikt ist begraben, es herrscht das Bewußtsein des Friedens, weil im Atomzeitalter keiner mehr einen Krieg gewinnen kann. Der Schrecken der Vernichtung ist der Garant des Friedens. Das klingt verrückt, aber es paßt zu dieser Menschheit. Und jetzt kommen Sie, um einen alten Hut zu zerknüllen! Ein Verräter jenseits der Realität ist ein toter Mann. Eine Lachnummer. Ein Schattengewächs. Warum wollen Sie ihn wieder ans Licht zerren?«
»Sie reden wie ein Priester. Sind Sie ein Doppelgänger von Pater Burgos?«
»Ich hasse Rache, nur um des Gefühls der Befriedigung willen. Captain Tortosa, ich sage es Ihnen ganz deutlich: Sollte ich jemals mit diesem Suffolk in Berührung kommen, werde ich ihn vor Ihnen warnen.«
»Mein Fehler, ich gebe es zu.«
»Was?«
»Ich hätte Ihnen nicht sagen dürfen, wer ich bin. Soviel Dummheit ist kaum zu verzeihen. Ich habe nur eine Trumpfkarte im Ärmel.«
»Und die wäre?«
»Ich werde Suffolk vor Ihnen outen! Sie kennen nur die Menschen, die zu Ihnen kommen … bei mir ist es umgekehrt: Ich
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