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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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seinen Teller. Belisas Anschuldigungen schienen ihm den Appetit nicht zu verderben und sein Feinschmeckerherz nicht zu belasten.
    »Sie sind noch jung«, sagte er nachsichtig. »Sehr jung. Klugheit wächst mit dem Alter. Und Gold verlangt Klugheit.«
    »Deshalb ist es bei mir für Sie auch zehn Prozent teurer. Damit tragen Sie einen Teil der Schuld ab.«
    »Das Wort Schuld kenne ich nicht.«
    Dr. Falke trank sein Glas Palmwein aus. Liborios Bekenntnis war gleichzeitig eine Aufforderung: Greif an, du kleines Biest! Du rennst dir deinen schönen Kopf ein.
    »Sie haben nie etwas bereut, Mr. Liborio«, fiel er in das Gespräch ein. Liborio sah ihn an, als bemerke er erst jetzt seine Anwesenheit.
    »Warum sollte ich?« antwortete er dann.
    »Es gibt die Eigenschaft der Anständigkeit.«
    »Ich war nie anständig, bin es nicht und werde es auch nicht sein. In unserem Geschäft gilt ein anständiger Mensch als Idiot. Sie sind Arzt … haben Sie noch nie davon gehört, daß Ihre Kollegen auf der ganzen Welt überhöhte Rechnungen ausstellen? Sie geben Ihnen eine Spritze, und dann steht auf der Rechnung: Infusion. Nur ein Beispiel. Natürlich ist nicht jeder Arzt ein Gauner, aber viele. Sie gehören zu den ehrlichen Idioten, ich ahne es. Zu den Humanisten. Ich gehöre nicht dazu: Ich will Geld verdienen, wo immer ich Geld wittere. Ich bin wie ein Bär, der schon von weitem den Honig riecht.«
    »Genau das empfinde ich jetzt auch.« Belisa beugte sich etwas über den Tisch und schnupperte. »Ich rieche Sie, Mr. Liborio.«
    »Lassen Sie uns unser köstliches Essen genießen. Jacinto ist wirklich ein Zauberer in der Küche. Zerreden wir seine Kunstwerke nicht …«
    »Ab sofort zehn Prozent mehr!« sagte Belisa hart. »Oder kein Gold mehr!«
    »Wollen Sie es in der Markthalle verkaufen?« Liborios Stimme troff plötzlich vor Spott. »Ein Stand wie ein Gemüsebauer, nur, daß darüber steht: Hier könnt ihr Gold kaufen, direkt vom Erzeuger.«
    »Ich werde mein Gold an andere verkaufen. Fünf Prozent billiger, um Sie auszuschalten. Ich kann sofort an Arturo Gómez liefern …«
    Der Name Gómez schien Liborio nun doch zu treffen. Gómez war sein unmittelbarer Konkurrent … seit Jahren kämpften sie um die Vormacht auf den Philippinen. Es ging um einen Markt, auf dem zehn Cents manchmal entscheidend waren.
    »Gómez …« Liborio zog den Namen durch seine Zähne wie Kaugummi. »Mrs. García, das ist eine Drohung …«
    »Ich werde ihm den gesamten Aufkauf des Diwata-Goldes übertragen. Das Exklusivrecht!«
    »Davon weiß Juan Perón bestimmt nichts.«
    »Ich will ihn damit auch verschonen. Er soll nie erfahren, daß sein bester Freund ihn jahrzehntelang betrogen hat. Sein Herz soll fröhlich bleiben. Er soll sein Leben an der Côte d'Azur genießen und seine Liebe zu Jessica, meiner Schwester, pflegen. Jetzt bin ich da, um zu kämpfen!«
    »Ist das endgültig?«
    »Ja, es ist endgültig.«
    »Wir sind ab heute also Feinde …«
    »Sie sehen das falsch, Mr. Liborio.« Dr. Falke mischte sich wieder ein. Es war ein Rettungsversuch. Liborio zum Feind zu haben, das spürte Dr. Falke, war eine gefährliche Situation.
    »Ich sehe nie etwas falsch!« war Liborios Antwort.
    »Mrs. García denkt nur an eine Nachzahlung.«
    »Und ich denke, daß ihre Jugend von zu vielen Idealen belastet ist. Ein noch nicht ausgegorener Wein, von dem man nicht weiß, wie er sich entwickelt. Was soll ich nachzahlen? Mr. Toledo und ich hatten Verträge, und die habe ich erfüllt.«
    »Mit zu niedrigen Einkaufspreisen!« rief Belisa empört.
    »Wer sie akzeptiert, darf sich später nicht beklagen.« Liborio hob die Schultern. Es sollte Bedauern ausdrücken. »Geschäfte macht man nicht mit Bruderküssen.«
    »Warum reden wir weiter?« Belisa stand so heftig auf, daß der schwere Stuhl umkippte. »Dr. Falke, gehen wir.«
    »Sie wollen Jacintos Meisterwerk, den Lapu-Lapu, und vor allem den Lechon verschmähen? Und den australischen Cabernet?«
    »Mir steckt das Essen im Halse fest.« Sie blickte hinunter auf Liborio, der ungerührt auf den Lapu-Lapu wartete, den ›Häuptlings-Fisch‹. Der Kellner goß zum Auftakt ein Gläschen Ingwerschnaps ein. »Ab heute gibt es für Sie kein Diwata mehr.«
    »Ich werde es überleben.« Liborio trank den Ingwerbrand. »Mrs. García, Sie begehen eine große Dummheit. Ich habe viel Einfluß bei der Regierung. Einige Minister sind meine Freunde. Sie haben die Macht, Ihnen die Konzession zu entziehen und die Goldmine zu

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