Dschungel-Gold
mit medizinischen Anklagen! Ich pfusche Ihnen nicht ins Handwerk. Ich verordne nur Tees. Harmlose Kräutermischungen, aber sie helfen, weil die Menschen daran glauben. Ich habe mal gelesen, daß man fünfzig Prozent aller Krankheiten psychisch beeinflussen kann.«
»Fünfzig Prozent ist übertrieben. Aber einige Krankheiten lassen sich wirklich mit Placebos heilen.«
»Sie sind also Captain des CIA.« Pater Burgos verschränkte die Arme über der Brust. »Und Dr. Falke machte eben die Bemerkung, Sie seien Menschenjäger. Wie soll ich das verstehen?«
»Ich führe einen Befehl aus. Das ist alles. Mit Dr. Falke sprach ich schon darüber – wir sind zu keiner Verständigung gekommen. Es Ihnen als Priester zu erzählen, ist völlig sinnlos. Obwohl die Kirchengeschichte randvoll mit Menschenjagden ist. Die Inquisition …«
»Diese Dunkelheit sollten wir überwunden haben.« Burgos winkte ab. »Ich will gar keine Einzelheiten wissen. Mir genügt, daß Sie einen Menschen verfolgen.«
»Ich vertrete das Gesetz und handele nach dem Gesetz. Will die Kirche predigen: Da ist ein Mörder, aber in Wahrheit ist er nur ein kleiner, verirrter Mensch?!«
»Suchen Sie einen Mörder?« Burgos breitete die Arme aus. »Bedienen Sie sich. Wir haben in Diwata – grob geschätzt – über fünfhundert Mörder.«
»Unser Mann hat durch seinen Verrat Millionen Menschen gefährdet. Wir kennen seine weiteren Pläne nicht. Wir wissen nur, daß er hier im Goldberg arbeitet. Der beste Ort, um zu verschwinden und Spuren zu verwischen.«
»Und wenn Sie ihn finden, was dann?«
»Ich bringe ihn nach Washington. Vor ein Gericht.«
»Und Sie glauben, er geht freiwillig mit?« Dr. Falke schüttelte den Kopf. Wie kann ein Captain des CIA so naiv sein? »Und mit Gewalt? Sie werden ihn nie aus diesem Land herausbringen. Auch wenn es eine alte Freundschaft zwischen den Philippinen und den USA gibt, wird Ihnen keiner helfen. Ihre Regierung wird nie eine Auslieferung bekommen. Was soll also dieser ganze Einsatz?«
»Der Krieg im Dunkel der Spionage läuft nach eigenen Gesetzen ab. Sie können einem Außenstehenden nie erklärt werden. Vieles, was bei Ihnen illegal ist, ist bei uns legal.« Tortosa ging zu einem Schrank, der aus Latten gezimmert war, holte eine Flasche Whiskey heraus und hielt sie vor sich hin. »Trinken Sie einen mit?«
»Nein, danke.«
»Es ist Whiskey aus Ihrer eigenen Brennerei. Diwata-Whiskey, kein übler Tropfen. Habe schon anderes Gift getrunken.« Er nickte zur Tür hin. »Warten draußen viele?«
»Es sieht nach Andrang aus«, sagte Pater Burgos. »Wo bekommen Sie Ihre Tees her?«
»Sie werden lachen – ich pflücke sie selbst. Am Urwaldrand. Irgendwelche Blätter und Gräser. Keine Ahnung, was es ist. Getrocknet und kleingeraspelt werden sie zu Tee. Und – ich staune selbst – es hilft! Die Kranken sind zufrieden. Damit, mit diesen Pflanzen, sollten sich mal die Biologen und Pharmazeuten beschäftigen. Vielleicht wächst im Urwald auch ein Kraut gegen Krebs oder Parkinson. Übrigens, wenn Patienten kommen, die wirklich ernsthaft krank sind, dann sage ich immer: Junge, geh zuerst zum Doktor. Wenn der dir nicht helfen kann, dann kommst du wieder zu mir. Bisher ist noch keiner zurückgekommen. So besorge ich Kundschaft für Sie.«
»Sehr großzügig. Ich habe also recht, wenn ich annehme, Ihr Teehandel, Ihre Wunderheilungen haben nur den einen Zweck, etwas über Suffolk zu erfahren.«
»Und ich werde etwas erfahren, da bin ich mir gewiß!« Tortosa setzte die Whiskeyflasche an den Mund und nahm einen langen Schluck. »Noch Fragen, Gentlemen?«
»Nein.«
»Dann lassen Sie wieder die Kranken zu mir kommen.« Er lachte, ging um den Tisch herum und setzte sich wieder. »Die ihr mühselig und beladen seid, kommet her zu mir … So heißt es doch in der Bibel, oder so ähnlich, nicht wahr, Herr Pater?«
»Gehen wir.« Burgos stieß Dr. Falke in den Rücken. »Gott wird auch ihm verzeihen.«
»Dann müßte ich erst sündigen.« Tortosa lachte wieder. »Aber das Gegenteil ist der Fall: Ich helfe. Meine Tees sind unschlagbar. Und Gott mischt mit – bisher hat es noch keine Vergifteten gegeben.«
Draußen vor der Hütte hatte sich die Warteschlange vermehrt. Die zerfurchten Gesichter grinsten Dr. Falke an.
»Na …« rief einer aus der Menge. »Haben Sie was lernen können, Doktor?«
»Ja!« Dr. Falke wartete, bis sich das Gelächter gelegt hatte. »Ich habe gelernt, daß ihr alle Idioten seid!«
Verfolgt von den
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