Dschungel-Gold
Brüdern?«
»Nein. Du. Wenn du mir jetzt die Hand gibst, bist du der Boß.« Toledo streckte ihr seine Hand entgegen. In seinen Augen glitzerte die Spannung. Was würde sie jetzt tun? Schlug sie ein?
Er war geradezu erschrocken, als Belisa ohne das leiseste Zögern seine Hand ergriff. Ihr Druck war fest, wie der eines Mannes, und Toledo fragte sich, woher diese Kraft in den kleinen, zarten Fingern kam. Er atmete deutlich hörbar aus und hielt ihre Hand fest.
»Ein Hubschrauber wird dich nach Diwata fliegen«, sagte er.
»Du hast einen Hubschrauber?«
»Ich habe vier. Zwei große Transporthubschrauber, die bis zu zwanzig Mann aufnehmen können, und zwei kleinere für jeweils sechs Passagiere. Und die besten Piloten der Philippinen. Abgeworben bei den Luftstreitkräften. Alles hochqualifizierte ehemalige Offiziere. Ich zahle ihnen das Zehnfache ihres früheren Soldes.«
»Du kannst dir alles kaufen, nicht wahr?«
»Keine hundert Jahre Leben … und darum will ich jetzt leben.«
Als Belisa wieder nach Hause kam, warteten ihre drei Brüder bereits auf sie. Auch Vater Enrique platzte vor Neugier und hatte sich mit drei Glas Rum auf die Neuigkeiten aus dem Hause Toledo vorbereitet.
»Nun, was war los?« fragte Miguel.
»Hat er Jessica ein Kind gemacht?« rief Carlos, der Boxer.
»Ich werde Großvater, nicht wahr?« rief auch Enrique. »Sag es, Belisa, sag es. Ich bekomme ein Enkelchen?«
Und Pedro, der Jüngste, orakelte: »Wenn Jessi ein Kind bekommt, ist sie fein raus. Was auch passiert … das Balg wird erben!«
»Jessica geht es gut.« Belisa setzte sich an den Tisch, griff nach dem Rumglas ihres Vaters und trank einen kräftigen Schluck. »Nein! Juan Perón hat ihr noch kein Kind gemacht. Noch nicht. Vielleicht in Venedig oder Berlin.« Sie blickte in die ratlosen Gesichter ihrer Brüder und lachte. »Sie gehen auf Weltreise. Ein Jahr, zwei Jahre, drei Jahre … wer weiß das jetzt schon?«
»Jessica muß ihn verrückt gemacht haben.« Miguel schüttelte den Kopf. »Er läßt seine Mine allein? Er bewegt sich wirklich von seinem Goldberg weg? Er läßt den Diwata ohne Aufsicht? Für ein Jahr? Für mehrere Jahre? Er muß verrückt sein. Das geht schief, sagt ich euch. Das geht schief!«
»Es geht nicht schief.« Belisa kostete den Augenblick voll aus. Die Ratlosigkeit der Brüder. Die Enttäuschung des Vaters. Er wurde nicht Großvater. Kein Enkel war in Sicht. Kein Erbe eines Riesenvermögens. »Juan Perón hat einen neuen Manager für die Mine eingestellt.«
»Der ihn von oben bis unten bescheißen wird!« rief Carlos.
»Das glaube ich nicht.« Belisa lächelte, was ihre Brüder überhaupt nicht verstanden. »Ich kenne den neuen Manager.«
»Aha! Und wer ist das?«
»Ich …«
Die plötzliche Stille wirkte wie eine Explosion. Die Luft war bis zum Bersten geladen.
»Du?« fragte endlich Miguel. »Du? Wieviel Rum oder Brandy hast du bei Toledo schon gesoffen?«
»Er hat mir das Angebot gemacht, die Mine zu leiten. Und ich habe angenommen.«
»Du hast …?!« Carlos schlug die Hände zusammen. Es waren riesige Hände. Boxerhände. »Mein Gott … statt Gehirn hat sie Scheiße im Kopf!«
»Wir fliegen in vierzehn Tagen nach Diwata!« sagte Belisa unbeirrt und von Carlos' Ausfällen gar nicht beeindruckt.
»Wir? Wer fliegt denn noch mit?« Pedro wischte sich über das Gesicht, als müsse er Wahnbilder verscheuchen.
»Ihr …«
»Wer ist ihr?« spottete Miguel.
»Drei Idioten: Miguel, Carlos und Pedro.«
»Sie meint uns«, stammelte Pedro. »Wirklich uns …«
»Verrückt! Ich habe Verträge über drei Boxkämpfe abgeschlossen!« sagte Carlos.
»Absagen!«
»Ich kann doch meine Schmiede nicht zumachen.«
»Du kannst!«
»Meine Bank …«, rief Pedro.
»Sie wird auch ohne dich auskommen.«
»Und was sollen wir an diesem verdammten Berg?« schrie Miguel.
»Auf mich aufpassen. Für Ordnung sorgen. Dreißigtausend Diggern zeigen, wer der neue Herr ist. Weiter nichts!«
»Weiter nichts!« Miguel starrte seinen Vater hilfesuchend an. »Papa, sag doch was! Sie ist verrückt geworden! Gib ihr ein paar Ohrfeigen, damit sie vernünftig wird. Nun tu doch was, Papa!«
»Was soll man da sagen und tun?« Enrique García trank das Glas Rum leer, kaute an der Unterlippe und hob dabei immer wieder die Schultern, als stoße ihn jemand von hinten an. »Es ist eine ehrenvolle Aufgabe …«
»Das ist alles, was du dazu zu sagen hast?!«
»Wenn Belisa es will … und wenn ihr dabei helft … warum soll
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