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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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es nicht möglich sein?« Er blickte hinüber zu seiner Tochter. Belisa saß zurückgelehnt in einem Korbsessel und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Aber ihre Muskeln waren angespannt wie die einer Katze vor dem Sprung auf eine Maus. »Zahlt dir Juan Perón ein gutes Gehalt?«
    »Fünfzig Prozent Beteiligung am Gewinn.«
    »Fünfzig …« Pedro, der Wachmann, verdrehte die Augen. Was Belisa da sagte, war nicht zu glauben. Fünfzig Prozent. Sie muß sich verhört haben. Fünf Prozent sind realistisch. »Das kann nicht sein.«
    »Es ist so.«
    »Im Berg liegen Millionen …«
    »Ich weiß.«
    »Und davon fünfzig Prozent?«
    »Exakt.«
    »Ich werd verrückt.«
    »Wir alle sind verrückt, wenn wir das glauben!« schrie Miguel. »Auch wenn er unser Schwager ist, auch wenn er Jessica vögelt, auch wenn er seiner Jugend nachrennt … so verrückt ist Juan Perón nicht!«
    »Denkt, was ihr wollt!« Belisa erhob sich aus ihrem Korbsessel. Ihre Stimme, ihre Körperhaltung ließen keinen Zweifel aufkommen: Sie hatte sich entschieden. Endgültig. Warum noch diskutieren? »Ich fliege nach Diwata. Ich übernehme die Mine … auch ohne euch! Carlos hat gesagt, ich hätte Scheiße im Kopf … wenigstens etwas. Euer Kopf ist leer. Ausgeblasen. Ihr könnt nur saufen, schlagen und huren. Genau solche Typen brauche ich. Aber – ich komme auch allein zurecht. Bleibt hier …«
    Brüsk drehte sie sich um, legte stolz den Kopf in den Nacken und verließ das Zimmer. Die Brüder und Vater Enrique starrten ihr nach und zuckten zusammen, als sie die Tür hinter sich zuknallen ließ.
    »Amen!« sagte Miguel nach einer Weile qualvoller Stille. »Also dann ab zum Diwata-Berg. Papa, das ist doch selbstverständlich: Wir lassen Belisa nicht allein.«
    In ihrem Zimmer warf sich Belisa auf das eiserne Bett, verschränkte die Arme hinter dem Nacken und starrte an die getünchte Decke. Sie wußte, daß ihre Brüder mitkommen würden, und sie wußte auch, daß ihr ein Leben in der Hölle bevorstand. Und wieder dachte sie an die Märchen ihrer Kindheit. Einmal Prinzessin sein. Einmal in einem Schloß wohnen … so, wie es die kleine Jessica jetzt konnte. Einmal so reich sein, daß sie sagen konnte: Das möchte ich haben, und das, und das auch … und dann griff man in einen Haufen Geld und konnte alles, alles bezahlen.
    Können Märchen Wahrheit werden? Können Träume sich erfüllen?
    Kann ein kleines, ein Meter achtundfünfzig großes, zartes Mädchen dreißigtausend wilde Goldgräber regieren? Wie stellte man es an, daß man von allen geliebt, aber auch gefürchtet wird? Ein Lächeln und eine eiserne Faust. Ein Herz, härter als das Gestein des Diwata-Berges. Eine Seele, die in einem Panzer ruht. Ein Kampf um jede Minute Leben. Und nur ein Ziel, ein einziges: Gold – Gold – Gold!
    »Ich schaffe es!« sagte sie und schlug die geballten Fäuste zusammen. »Verdammt, ich schaffe es! Mich wird keiner unterkriegen. Keiner! Ich werde immer die Stärkere sein! Immer! Wie hat Juan Perón gesagt: Die kleinsten Hunde bellen am lautesten. – Nicht nur bellen … nein … auch beißen! Ich werde um mich beißen, bis niemand mehr wagt, in meine Nähe zu kommen. Gott im Himmel … das ist ein Schwur!«
    Mehr, viel mehr als bei ihren Geschwistern, schlug bei Belisa das Blut ihrer mütterlichen Vorfahren durch. Während die Garcías – so behauptete wenigstens Enrique – zu den Überresten der spanischen Entdecker gehörten, konnte der Clan der Mukamowa , also der Mutter, auf eine weitverzweigte Stammesabkunft verweisen. Urstämme wie die Subanon , T'boli und Manobo gehörten zu den Ahnen und hatten dafür gesorgt, daß eine geradezu kriegerische Blutsmischung zustande gekommen war.
    Belisa schien eine Ballung dieses Erbes zu sein. Ihre Haut war dunkler als die ihrer Geschwister, die Augen schwärzer und glühender, und wenn sie ging, glich es dem lautlosen Dahingleiten einer Katze. Sie war klein und sehr schlank, aber wenn sie die Muskeln spannte, traten die Stränge deutlich hervor und zeigten an, welche Zähigkeit in ihnen verborgen war. Es war kein jungenhafter Körper … wenn sie im Bikini über den Strand lief oder sich in die Brandung des Meeres warf, konnten ihre kleinen Brüste, die schlanken Schenkel, der Schwung ihrer Hüften und ihr runder, fester Hintern durchaus Begehrlichkeit wecken. Nur … bisher hatte es noch keinen Mann gegeben, der seine Hand auf diesen Körper gelegt hatte. Sie war im besten Sinn des Wortes unberührt – und

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