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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie hatte auch nie das Verlangen gehabt, die Wärme eines anderen Körpers an sich zu spüren.
    Ein Mann! Was war schon ein Mann? Das abschreckendste Beispiel waren ihre Brüder. Sie konnte sich nicht vorstellen, mit so einem Wesen in näheren Kontakt zu kommen. Selbst der gepflegte Juan Perón Toledo erweckte keinerlei erotische Gedanken in ihr. Er war der Mann ihrer Schwester Jessica, weiter nichts. Und jetzt ihr Chef – das war noch unpersönlicher.
    Sie schrak hoch, als es an der Tür klopfte und Miguel ins Zimmer kam. Er blieb an der Tür stehen und räusperte sich, weil Belisa die Lider geschlossen hielt.
    »Schläfst du?« fragte er.
    »Jetzt nicht mehr, du Klotz!«
    »Wir haben eine Entscheidung getroffen.«
    »Interessiert mich nicht mehr.«
    »Wir kommen mit …«
    »Ach nein.«
    »Wir alle drei.« Miguel räusperte sich wieder. »Freust du dich?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich wußte es vorher.«
    »Schade, daß du ein Mädchen bist.« Miguel riß die Tür auf. »Man sollte dich verprügeln! Du hast den Teufel in dir!«
    Sie lachte, und sie lachte noch immer, als Miguel längst gegangen war. Ein Lachen des Triumphes.
    Brüder, meine lieben Brüder, wir werden den Goldberg aufsprengen …
    Auf dem kleinen Flugplatz der Fliegerschule von Davao warteten zwei Hubschrauber der Diwata-Mine. Eine kleine Menschenansammlung stand um sie herum und sah dem großen Cadillac entgegen, der jetzt zu ihnen hinrollte. Toledo hatte Belisa und ihre Brüder abholen lassen. Er selbst war nicht zum Flugplatz gekommen.
    »Ich habe dort nichts mehr zu suchen«, hatte er bei der letzten Besprechung gesagt. »Das ist jetzt dein Job. Du bist der Boß. Die Gold-Lady. Sieh zu, daß du dieses Namens würdig bist … nein, erarbeite ihn dir. Ich wünsche dir viel Glück … und Gottes Segen. Aber Gott wirst du am Diwata-Berg nicht begegnen.«
    Der Wagen hielt, die Brüder stiegen aus und halfen ihrer Schwester galant aus dem Auto.
    »Was ist denn das?« fragte Carlos, der Boxer. »Da fliegen ja Weiber mit. Weißt du davon, Schwester?«
    »Ja. Es sind vierzehn Huren.«
    »Das fängt ja gut an.«
    »Nicht für dich. Nachschub für das Bordell. Es ist zu klein … siebenundsechzig Mädchen für dreißigtausend Männer – das ist nicht zu schaffen.«
    »Die müssen ja am Morgen dampfen.«
    »Da lohnt sich eine Eisfabrik zur Kühlung!« Miguel, der Praktiker, grinste breit. »Das wäre die richtige Arbeit für mich.«
    Sie gingen zu den Hubschraubern hinüber. Die kleine Menschengruppe starrte ihnen entgegen, gespannt, abwartend, abtastend. Jeder von ihnen wußte, wer die kleine Person war, die jetzt, in engen Jeans, einem weiten roten Pullover, mit halbhohen Stiefelchen an den Füßen und einem roten Band um das zusammengeschlungene Haar, auf sie zukam.
    Das ist sie also, las man in ihren Blicken. Des großen Toledos Stellvertreter. Ein schmales Mädchen. Ein kindgroßes Körperchen. Ein Windstoß konnte sie umblasen. Was hat sich Toledo bloß dabei gedacht?
    »Guten Morgen!« sagte Belisa laut. Ihre Stimme hatte einen metallenen Klang, der alle verblüffte. Ihr Blick tastete die Wartenden ab. Da waren die vierzehn Huren, zusammengedrängt wie eine Hühnerschar im Regen. Die beiden grinsenden Männer in Tropenanzügen mußten die Piloten sein, die ehemaligen Herren Offiziere. Und da stand noch ein Mitflieger in der Reihe, lang, hager, knochig, mit einer Haut, die wie gegerbt aussah, und schien hier völlig fehl am Platze zu sein. Er trug einen breitkrempigen Hut und eine bodenlange schwarze Soutane.
    Ein Priester.
    Belisa nahm den Kopf etwas zurück.
    »Sie haben sich nicht verirrt?« fragte sie.
    »Pater Federico Fernández Burgos von der Mission des Heiligen Blutes.« Der Priester lächelte Belisa unbefangen an. »Ich glaube, ich bin hier richtig.«
    »Hat Herr Toledo Sie angestellt?«
    »Gott hat mich angestellt, Dalagáng García.«
    »Oh! Sie sprechen Cebuano? Die Sprache unserer Vorfahren?«
    »Ich spreche neun Sprachen.«
    »Und was wollen Sie in Diwata?«
    »Ich habe den Auftrag, eine Kirche zu bauen.«
    »Dort?« Carlos lachte laut. »Was man dort braucht, sind Puffs, aber keine Gebete.«
    »Wo ein Hurenhaus steht, kann auch ein Haus Gottes stehen.«
    »Mein Schwager weiß von diesem Plan?« Belisa hatte Carlos gegen das Schienbein getreten. Mit einem dumpfen Laut wich er zwei Schritte zurück. »Er hat mir nichts davon gesagt.«
    »Es war sein ausdrücklicher Wunsch. Vielleicht sollte es eine Überraschung für Sie sein.

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