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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gräbern?«
    »Weil der Mensch im Grunde feig ist. Da habe ich die rauhesten Kerle als Pfleger, und was tun sie? Sie sitzen herum und weigern sich.«
    »Weigern sich?« Belisas Stimme schwoll an und wurde höher. »Sie weigern sich einfach?«
    »Wie Sie sehen. Ich habe schon Avila um Hilfe gebeten. Aber seine Trupps in den Schutzanzügen sind noch in Diwata unterwegs, um Bananen einzusammeln, bevor noch mehr passiert. Solange müssen die Toten warten. Ich kann keinen zwingen …«
    Belisa senkte den Kopf. Dann machte sie drei große, energische Schritte, riß die Tür zum Behandlungszimmer auf und blickte auf die versammelten Krankenpfleger.
    »Die Toten wegschaffen!« Ihre befehlende Stimme ließ die Männer zusammenzucken. »Bewegt euch, ihr Scheißkerle!«
    Niemand rührte sich.
    Belisa drehte sich zu Dr. Falke und Pater Burgos um, ging dann zur Tür des Nebenraumes und zeigte auf die Leichen.
    »Wenn sie alle zu feig sind, machen wir es!« sagte sie.
    Dr. Falke hielt sie an ihrem Plastikanzug fest. »Sie fassen nichts an!« rief er. »Sie gehen sofort zurück in die Verwaltung.«
    »Nein! Ich bleibe hier.« Sie riß sich aus Dr. Falkes Griff los und schlug sogar nach seiner Hand, als er wieder zugreifen wollte. »Sie haben hier nichts zu befehlen!«
    »Er befiehlt ja nicht, er will nur nicht, daß Sie in einer halben Stunde auch auf dem Leichenstapel liegen.« David Tortosa stellte sich in die Tür und verbaute ihr damit den Zugang zu den Toten. »Und ich will es auch nicht.«
    »Wer fragt denn Sie? Bildet das CIA nun auch Feiglinge aus?!«
    Tortosa blieb in der Tür stehen und gab den Weg nicht frei. »Wissen Sie, was Sie sind?« fragte er.
    »Ich weiß das besser als Sie!«
    »Sie sind ein störrisches, unbelehrbares, aufsässiges, überdrehtes, unerzogenes Weibsstück! Ihnen fehlt ein Mann, der Ihren Arsch nicht streichelt, sondern draufdrischt!«
    Zum erstenmal sah Dr. Falke eine sprachlose Belisa García. Über Pater Burgos' Gesicht breitete sich ein Strahlen aus. Endlich, endlich war jemand da, der nicht vor ihrer Schönheit niederkniet. Dr. Falke wartete darauf, daß Belisa explodierte. Aber nichts geschah. Sie starrte Tortosa nur wie ein fremdes Wesen an, drehte sich um und verließ das Krankenhaus. Pater Burgos atmete hörbar auf.
    »Captain, gratuliere!« sagte er.
    »Das war längst fällig.« Tortosa nahm ein Paar Gummihandschuhe vom Tisch und zog sie über. »Sie ist eine tolle Frau. Etwas Einmaliges. Das erkenne ich an – aber ich kann nicht vertragen, wenn Macht zu Zwang führt.«
    »Und Sie haben keine Angst, daß Belisa jetzt Avila mobilisiert und Sie verhaften läßt?« fragte Dr. Falke.
    »Nein.«
    »Oder Carlos. Der hämmert Sie wie einen Holzpflock in den Boden.«
    »Carlos ist ein heimlicher Patient von mir.«
    »Patient! Wie das klingt!«
    »Meinetwegen … sagen wir Teetrinker. Er schwört auf meine Mischung. Er hat seitdem keinen Reizmagen mehr.«
    »Und aus welchen Kräutern besteht Ihr Tee?«
    »Keine Ahnung. Ich habe im Dschungel ausgerupft, was da wuchs …«
    »Kann es sein, daß nicht die Bananen giftig sind, sondern Ihre Teemischungen?«
    »Unmöglich. Ich trinke sie ja selbst.«
    »Und Sie haben auch Bananen gegessen. Wie Pater Burgos.«
    »Er hat immer die Hilfe Gottes …«
    »Und Ihnen muß der Satan helfen!« sagte Burgos.
    »Streiten wir nicht, ob Himmel oder Hölle hilfreich sind. Tragen wir die Toten vor die Tür.«
    Dazu kamen sie nicht. Avila fuhr mit fünf Lastwagen vor, und seine vermummten Soldaten schleppten die Leichen vor das Krankenhaus, warfen sie wie Tierkadaver auf die Ladefläche der Wagen und fuhren zu den ausgehobenen Massengräbern. Man hatte die Gräber in der Nähe der Fäkalienschlucht, des berüchtigten Scheißesees von Diwata, angelegt, ein sehr sinnvoller Platz, den Miguel ausgesucht hatte.
    Als die Toten abtransportiert waren, wurden alle Zimmer des Krankenhauses desinfiziert. Jetzt arbeiteten auch die Krankenpfleger wieder, aber Dr. Falke sprach kein Wort mit ihnen. Er ignorierte sie, es war, als seien sie für ihn nicht mehr vorhanden.
    Und das Sterben ging weiter. Bis zum Morgen waren es insgesamt hundertsieben Tote. Und immer die gleichen Symptome, immer das gleiche Sterben: Herzlähmung. Die neuen Toten kamen aus den Randbezirken von Diwata, in denen die Lautsprecherwagen nicht mehr rechtzeitig hatten warnen können … und überall, wo man die Leichen einsammelte, fand man auch Bananen in den Häusern. Avilas Vermummte brachten sie mit den

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