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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verseucht. Es waren die Stauden, die am Rande des Feldes wuchsen, direkt an der Dschungelgrenze. Dort war das Gebiet sumpfig, bis der eigentliche Urwald begann mit seinen himmelhohen Bäumen, dem verfilzten Unterholz, dem Lianennetz und den armdicken Luftwurzeln. Die anderen Teile der Plantage waren sauber, die Bananen von diesen Feldern waren einwandfrei. Trotzdem ordnete Miguel an, das gesamte Gebiet zu roden und umzugraben. Die Grenze zum Dschungel wurde vermint, nur ein schmaler Streifen, den nur Eingeweihte kannten, war noch begehbar. Avila stellte eine neue Truppe zusammen; sie überwachte Tag und Nacht die Plantage und die angrenzenden Gemüse- und Getreidefelder. Die teuflischen Antiarin-Kristalle konnte man überall anbringen. Auf dem Mais, den Kohlköpfen, den Mangofrüchten, den Bohnen … es genügte ein Mann mit einer kleinen Blechdose und einem Pinsel, um tausendfachen Tod zu verteilen.
    »Warum?« fragte Belisa, als zweifelsfrei feststand, daß jemand das Gift bewußt angebracht hatte. »Warum? Warum tötet man unschuldige Menschen?«
    »Wir haben ungeheures Glück gehabt.« Dr. Falke hatte die Erkenntnis aus einer einfachen Rechenaufgabe gewonnen. Wenn ein Bruchteil eines Milligramms Antiarin einen Menschen tötete, wie gigantisch war dann der Tod, den man an die Bananen geschmiert hatte! »Wir hätten statt hundertsiebenundzwanzig Toten dreißigtausend haben können! Wir alle wären nicht mehr. Aus Diwata wäre ein einziger, riesiger Leichenberg geworden.«
    »Liborio …« Belisa starrte vor sich hin. »Halten Sie Liborio für fähig, so etwas zu tun? Will er sich rächen, indem er uns alle umbringen läßt? Trauen Sie ihm das zu?«
    »Nein … obwohl der Mensch zu allem fähig ist. Denken Sie an Hiroshima, denken Sie an die Giftgas-Depots im Irak, aber auch in den USA, denken Sie an die biologischen Bomben in den unterirdischen Lagern, an Plutoniumstaub-Granaten, an Milzbrand-Raketen … die menschliche Vernichtungsphantasie kennt keine Grenzen! Ob hier Liborio am Werk war … alles ist möglich.«
    »Es war Liborio!«
    »Wer will das beweisen? Er hat die Bananen natürlich nicht selbst mit Antiarin bemalt, das ist doch klar. Wie also könnte man Liborio anklagen?!«
    »Indem wir die Kerle fangen, die für ihn gearbeitet haben!« schrie Carlos.
    »Für diesen Massenmord genügt ein Mann. Ein einzelner. Ich sagte es schon: eine Blechdose und ein Pinsel. Und einen Upasbaum anritzen, um den milchigen Saft zu gewinnen, kann man auf Mindanao tausendfach. Man muß nur wissen, wie giftig er ist. Die Urwaldbewohner wissen es.«
    »Warum sollten sie uns alle umbringen? Was haben wir ihnen getan?« fragte Belisa hilflos.
    »Wir haben ihnen das Land weggenommen. Den Berg. Wir haben dreißigtausend Abenteurer, Glücksritter und Gescheiterte in ihre Heimat geholt. Wir haben das Land verändert und bestimmt nicht schöner gemacht. Wir haben die Flüsse mit unserem Quecksilber verseucht, die Fische vergiftet, Krankheiten in die umliegenden Dörfer geschleppt, die Frauen vergewaltigt, den Dschungel abgeholzt … reicht das nicht, um sich zu rächen?«
    »Nach so vielen Jahren?«
    »Jede Suppe braucht eine bestimmte Zeit, bis sie kocht.«
    »Das heißt«, stellte Captain Tortosa nüchtern fest, »daß wir ab jetzt mit weiteren Anschlägen rechnen müssen. Daß wir zu einer Zielscheibe geworden sind für alle möglichen Aktionen!«
    »Davon gehe ich aus.« Dr. Falke blickte zu Avila hinüber, der mit seiner kleinen Armee für die Sicherheit Diwatas sorgen mußte. »Man hat uns den Krieg erklärt. Ein Oberst del Carlo mit seinen Regierungstruppen ist nicht mehr nötig. Der neue Angreifer ist tausendfach, nein millionenfach gefährlicher.«
    »Und wie können wir uns vor ihm schützen?« fragte Burgos. »Vor einem Feind, den man nicht sieht?«
    »Vernichten!« sagte Carlos dumpf und spreizte seine Riesenfinger. »Alles niederbrennen! Alle Dörfer im Umkreis. Leeres Land schaffen!«
    »Dann haben wir ganz Mindanao gegen uns. Und die Regierung.«
    »Ich werde mit dem Präsidenten sprechen.« Belisa schien sich an diese Hoffnung zu klammern, aber Dr. Falke schüttelte den Kopf. »Warum nicht?!« rief sie enttäuscht.
    »Hier kann auch Fidel Ramos nicht helfen. Es hat Jahre gedauert, bis man mit den Rebellen und Separatisten von Mindanao überhaupt verhandeln konnte. Die NPA – die Neue Volksarmee – und die Guerillabewegung der MNLF – der Moro National Liberation Front – die über vierzigtausend Untergrundkämpfer

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