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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unter sich. Unberührtes Land. Drohend, gefährlich, verschlingend … aber schön. Unbeschreiblich schön.
    Sie legte ihre kleine Hand auf das Knie des Paters und lehnte den Kopf zurück.
    Burgos legte seine Hand über ihre zitternden Finger.
    »Was ist, meine Tochter?« fragte er leise, nahe an ihrem Ohr.
    »Ich habe Angst.« Sie krallte sich in seine Handfläche. »Ich habe Angst, Pater …«
    »Wir alle haben Angst … doch Gott ist bei uns …«

2
    Am Diwata-Berg hatte sich die explosive Stimmung gelegt.
    Der verschüttete Schacht war zugemauert worden. Die über sechzig Toten, die genaue Zahl wußte niemand, wurden nicht einmal registriert. Es gab keine Namenslisten, keine Angaben zur Person … man tauchte bei der Mine auf, bekam eine Blechmarke mit einer Nummer, die man sich um den Hals hängte, und diese Nummer allein war Ausweis und überhaupt das Wichtigste im Leben der Schürfer. Denn jeder Sack, den man aus den Stollen schleppte, trug diese persönliche Nummer, wurde von der Aufsicht an der Sammelstelle notiert, und danach richtete sich der Lohn. Viele Säcke, viele Pesos. Ein einfaches und sicheres Verfahren, bei dem es keine Betrügereien gab. Die Nummer war das Leben … es war nicht wichtig, wer die Blechmarke um den Hals trug. Was war schon ein Name? Wozu brauchte man ihn am Diwata-Berg? Ein Sack Goldgestein hieß Nr. 10.636 und nicht José oder Manuel.
    Die Lautsprecheraktion war erfolgreich gewesen.
    Nach anfänglichem Murren kamen die Männer zu der Überzeugung, daß es völlig sinnlos und vor allem unproduktiv war, sich um Tote zu kümmern. Durch Protest wurden sie nicht wieder lebendig, Streiks minderten den Lohn, denn es wurde ja nach Säcken bezahlt, und selbst wenn man Besitzer einer Maschinenpistole oder anderer Waffen war – gegen Panzer und Maschinengewehre, Minen, Granatwerfer und Kanonen der Sicherheitstruppe hatte man keinerlei Chance. Selbst eine Gedenkstunde, in der die Arbeit ruhte, würde man selbst bezahlen müssen.
    Es blieb nur eines übrig: Man bemühte sich, die Eingemauerten zu vergessen. Nur einen Strauß aus Palmenblättern und Sampaguita -Blüten mit ihrem starken, süßen Duft legten Unbekannte vor dem zugeschütteten Schacht nieder.
    Avila, der Sicherheitschef, ließ die Blumen sofort entfernen. Ramos hatte den Befehl dazu gegeben.
    »Wir wollen keine Märtyrer züchten!« hatte er gesagt. »Betriebsunfälle gibt es überall. Wer noch mal Blumen an den Stollen bringt, wird bestraft.«
    Von der Veränderung in der Führung der Mine war Ramos durch einen Telefonanruf aus der Zentrale unterrichtet worden. Der große Herr Toledo selbst hatte angerufen. Ramos fühlte sich geehrt, er nahm am Telefon sogar eine stramme Haltung an, als spräche ein General zu ihm. Hinterher hatte er große Mühe, das Gehörte zu verdauen.
    Er berief eine Konferenz der Führungskräfte der Mine ein … die gefürchteten vier versammelten sich in Ramos' Büro: Avila, der Bordellverwalter Manuel Morales, der erste Vorarbeiter Rogelio Sotto und Felipe Ramos selbst.
    Ramos bot Zigarren an und ein Glas San-Miguel-Bier. Nach ein paar genußvollen Zügen – Kenner behaupten, die philippinischen Zigarren seien besser als die Havannas, würziger, aber milder – ließ Ramos die Neuigkeit heraus.
    »Wir bekommen einen neuen Boß.«
    »Das mußt du uns erklären«, sagte Avila. »Was heißt hier Boß? Du bist hier der Boß. Oder hat Toledo den Berg verkauft? An den Staat?«
    »Er gibt nur die Leitung ab.«
    »An wen?« fragte Morales.
    Er war ein kleiner, dicker Mann mit chinesischem Blut, der seinen Vater nie gekannt und nichts weiter von ihm erfahren hatte, als daß er Layung Li, die Morales' Mutter war, geschwängert hatte. Von ihr wußte er, daß der Sauhund von Mann ein Wanderarbeiter gewesen war und Morales geheißen hatte. Also nahm er diesen Namen an.
    »Ich weiß es nicht.« Ramos zuckte mit der Schulter. »Er soll García heißen. Sicherlich so ein studierter Maßgeschneiderter, der uns zeigen will, wie man rationell arbeitet.«
    »Der wird sich wundern.« Sotto, der Vorarbeiter, dem die Kolonne der Sackzähler unterstand, knurrte hinter seiner qualmenden Zigarre.
    »Wir werden ihn gebührend empfangen.« Avila grinste breit. »Er wird froh sein und sich heiß baden, wenn er seine Inspektion schnell beenden kann.«
    »Das ist es ja. Das ist das Problem.« Ramos schob sein Bierglas hin und her. Ein Zeichen aufgestauter Nervosität. »Er bleibt hier.«
    »Wir werden ihm 'ne Menge Salz in die

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