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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Und wie nennt man diese Rechtsform?«
    »Angewandte Bereinigung menschlicher Verfehlungen«, antwortete Avila. »Ist das nicht ein gutes Gesetz … im Dschungel?!«
    Am Abend wurden die Verurteilten hingerichtet. Man schlug ihnen die Köpfe ab. Pater Burgos war bei ihnen, auch wenn sie ihn nicht beachteten, und betete für sie. Als er zurückkehrte, fragte Dr. Falke:
    »Na, wie war es?«
    »Kurz.« Burgos schlug das Kreuz. »Schnell. Die Männer können mit den Macheten umgehen. Das haben sie ja im Urwald geübt.«
    Dann setzte er sich in eine Ecke des Zimmer, blickte hinüber zum Kruzifix an der Wand, faltete die Hände und fügte, nachdem er tief Atem geholt hatte, hinzu:
    »Wie gut, daß Hälse so dünn sind …«
    Beim Bau des Schwimmbades gab es eine Unterbrechung: Die Arbeiter schufteten schneller, als Nachschub an Material in den Urwald kam. Das lag an zwei Dingen: Zum einen verlangten die Transportfirmen, deren Lastwagen sich durch die Sümpfe quälten, fünfzig Prozent Gefahrenzulage, weil zum zweiten in den letzten Tagen die Kolonnen überfallen worden waren. Ganz gleich, was sie transportierten – man raubte alles. Man konnte alles gebrauchen.
    »Das sind die Guerillas von Mindanao«, sagte Avila. »Die Vaterlandsbefreier. Sie wollen Fortschritt und vernichten durch Fanatismus. Das ist doch Unsinn! Militärisch kommt man ihnen nicht bei … also sollte man mal mit ihnen verhandeln.«
    »Und was sollen wir ihnen sagen?« fragte Belisa.
    »Daß wir hier etwas bauen, von dem sie träumen: Einen Flecken Erde mit Freiheit, Arbeit und Zukunft.«
    »Sie bezeichnen uns als üble Kapitalisten«, sagte Dr. Falke.
    »Weil sie ausgeschlossen sind. Sie stehen draußen vor der Tür, und keiner macht die Türen auf.«
    »Soll das heißen, Sie wollen mit den Rebellen zusammenarbeiten, Avila?«
    »Vorübergehend …«
    »Wie stellen Sie sich das vor?«
    »Dort im Dschungel leben keine dreißigtausend Guerilleros. Ich schätze, es sind höchstens zweitausend. Aber diese zweitausend können uns sehr gefährlich werden. Denken Sie an die vergifteten Bananen. Sie kommen aus der Dunkelheit, und sie verschwinden wieder in der Dunkelheit. Und sie hinterlassen Elend, Tod, Verwüstung, ewige Unsicherheit … wir werden nie zur Ruhe kommen, auch wenn wir Gefangene töten oder als Abschreckung dem Wild zum Fraß an die Bäume binden. Wir sollten Frieden durch Kooperation suchen.«
    »Sie werden Ansprüche stellen.«
    »Natürlich.«
    »Führungsansprüche … sie denken ja politisch.«
    »Von uns aus … sollen sie von politischen Zielen träumen.«
    Dr. Falke war entsetzt. »Sind Sie plötzlich verrückt geworden, Avila?« rief er. Er verstand den Sicherheitschef nicht mehr.
    »Sie überblicken die Lage nicht, Doktor.« Avilas Stimme hatte wieder diese eintönige Gleichmäßigkeit. »Vor allen sehen Sie nicht klar in die Zukunft.«
    »Ich sehe sie ganz deutlich! Avila, Sie befehligen eine erstklassig ausgerüstete Privatarmee, die sogar Oberst del Carlo imponiert. Perfekter als die Regierungstruppen in Davao. Und diese Truppe wollen Sie den Rebellen ausliefern?!«
    »Wer sagt denn das?«
    »Glauben Sie, die Guerillas leben neben uns her? Die haben einen anderen Begriff von Kooperation.«
    »Das ist Verhandlungssache.«
    »Bei Kenntnis unseres Waffenarsenals gibt es für die Rebellen keine Verhandlungen mehr. Und wenn … dann ist das nur Verzögerungstaktik, ein listiges Abwarten, bis man blitzschnell zuschlagen kann. Sie werden uns überrumpeln.«
    »Genau das ist es, Doktor.«
    »Wie bitte?« Dr. Falke starrte Avila verständnislos an. »Sie wollen …«
    »Ich will Zeit gewinnen.« Avila lächelte genüßlich, als habe er einen Guavenlikör getrunken. »Ich will sie, die mörderischen Patrioten, alle um mich haben und in Ruhe unsere Stadt aufbauen. Und wenn wir soweit sind, wenn wir das Schwimmbad einweihen und auf den Caféterrassen serviert wird, werden sich dreißigtausend Diwataner um dreitausend Guerilleros kümmern …«
    Dr. Falke verschlug es die Sprache. Er wollte nicht begreifen, was er hörte. Endlich rang er sich durch zu fragen:
    »Sie wollen alle Rebellen töten lassen?«
    »Es ist eine politische Endlösung. Die Mehrzahl der Menschen lebt mit dieser Politik. Blicken Sie nach Asien, nach Afrika, nach Südamerika, sogar nach Europa, zum Beispiel auf den Balkan … man nennt so etwas elegant ethnische Säuberung. Wer kümmert sich da darum, was im Dschungel von Mindanao geschieht … wir aber haben Frieden!«
    »Das

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