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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wird Belisa García nie zulassen! Nie!« schrie Dr. Falke.
    »Sie wird am nächsten Morgen erfahren, daß ihre Stadt frei von Ungeziefer ist. Natürlich muß sie das erst verdauen … aber was geschehen ist, kann nicht rückgängig gemacht werden. Und wenn man einen Schuldigen braucht … ich übernehme persönlich die volle Verantwortung.« Avila beugte seinen Kopf zu Dr. Falke vor. »Sie haben jetzt natürlich die Möglichkeit, Belisa García alles zu erzählen. Der Boß wird sofort reagieren, das weiß ich. Aber auch das bringt nur eine Verzögerung … allerdings, bei der Parasitenvernichtung werden dann auch Sie nur noch ein Insekt sein. Davor rettet Sie niemand.«
    »Sie kommen sich wie der mächtigste Mann im Land vor, nicht wahr, Avila?«
    »Ich glaube sogar, daß ich es bin.«
    »Weil Ihr Bett aus Maschinenpistolen besteht?«
    »Seit Jahrtausenden besitzt die Macht der, der die besten Waffen hat. Draußen in der Welt herrscht jetzt ein Gleichgewicht: Atombombe gegen Atombombe. Bakterienbombe gegen Bakterienbombe. Überlebenschance null. Kein Sieger, kein Besiegter mehr. Hier bei uns im Dschungel ist es aber noch wie im Mittelalter: Ein Schnellfeuergewehr ist besser als ein Holzknüppel. Und die Gewehre habe ich!«
    »Ich werde dem Boß von unserem Gespräch berichten«, sagte Dr. Falke heiser.
    »Tun Sie das, Doktor.« Avila kippte den Rest des Likörs in sich hinein. Er war nicht böse; er hatte es nicht anders erwartet. Er war von seiner Stärke so überzeugt, daß er sich für unangreifbar hielt. »Schade … einen so guten Arzt wie Sie werden wir nie wieder finden. Eigentlich gehören Sie zu Diwata wie jeder Stein hier. Aber es werden ja viele Steine bewegt …«
    Seine abendliche Zigarre rauchte David Tortosa wieder bei Dr. Falke in dessen Wohnraum im Krankenhaus.
    Dr. Falke hatte einen langen und schweren Tag hinter sich: Er hatte zehn neuen Krankenpflegern die Prüfung abgenommen, allesamt dunkle Existenzen, nach deren richtigen Namen und ihrer Herkunft Dr. Falke nie gefragt hatte; sie waren gelehrig und fleißig gewesen und hatten die Prüfung gut bestanden. Auch neun Krankenschwestern, ausgesucht unter den sechshundertsiebzehn Huren, bekamen ihr Zeugnis. Ein schönes, in Davao gedrucktes Dokument: Diplom der Krankenpflegerschule, Krankenhaus Diwata. Ein Kruzifix und der Äskulapstab zierten das eindrucksvolle Schriftstück.
    Das Krankenhaus war überbelegt. Die Bauarbeiten brachten viele Verletzungen mit sich, was auf einen Mangel an Schutzmaßnahmen zurückzuführen war. Dafür hatte Miguel kein Geld genehmigt. »Jeder soll auf sich selbst aufpassen!« hatte er gesagt. »Er soll einen Balken durchsägen, nicht seinen Arm.«
    Hinzu kamen die Reihenuntersuchungen bei den Dirnen. Sechshundersiebzehn Mädchen mußten regelmäßig auf den Tisch. Morales nannte es so: »Der Doktor will euch ins dritte Auge blicken.« Auch bei flüchtiger Kontrolle kostete das viel Zeit … drei Laborantinnen waren damit beschäftigt, die Abstriche zu mikroskopieren. Auch sie waren ehemalige Huren, heute aber beste Fachkräfte.
    Genauso viel zu tun wie Dr. Falke hatte Pater Burgos. Er betete und segnete, er sprach Trost und Mut zu, er nahm die Beichten ab – von denen einige zu lebenslänglichem Zuchthaus gereicht hätten –, spendete die Sterbesakramente, schrieb für die Analphabeten Briefe an deren Verwandte, hielt seine Messen ab und war am Abend ebenso erschöpft wie Dr. Falke.
    Die ›Zigarrenstunde‹ war eine wahre Erholung … ein Glas Wein, ein Glas Whiskey, die würzige Tabakstange, ein Gespräch – das war wie ein tiefes Aufatmen.
    »Wann werden Sie Diwata verlassen, David?« fragte Dr. Falke. Tortosa stieß eine Rauchwolke aus.
    »Sie wollen mich gerne loswerden, nicht wahr?«
    »Soll ich Ihnen den Brief an Ihre Eltern zurückgeben? Die Gefahr scheint ja vorbei zu sein.«
    »Ich betrachte sie nur als aufgeschoben. Behalten Sie den Brief. Bitte.«
    »Sie wollen nicht sagen, was Sie bedroht?«
    »Nein.«
    »Und Sie geben auch nicht auf, nach diesen Phantom Suffolk zu suchen?«
    »Er ist kein Phantom, er lebt unter uns.«
    »Sie werden ihn nie entlarven. Vielleicht ist es sogar umgekehrt: Er hat Sie erkannt und bleibt in Deckung.«
    »Das kann er nicht … er kennt mich gar nicht. Ich bin ihm völlig fremd. Er hat nie ein Foto oder sonst was von mir gesehen. Aber ich kenne sein Gesicht in vielen Variationen. Er müßte sein Gesicht durch Operation schon völlig verändert haben. Aber dazu war die Zeit zu

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