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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gehen, ohne Gefahr zu laufen, ein Messer zwischen die Rippen zu bekommen, und in den Bars war er einer der wenigen, die man beim Kartenspiel nicht betrog oder beim Würfeln bis aufs Hemd auszog.
    Antonio Pérez war eine Persönlichkeit geworden.
    Zu Dr. Falke sagte er einmal: »Da sieht man mal, wie weit man es mit dem Bau von Scheißhäusern bringen kann. Aus einem Kackbecken wird ein ganzer Freizeitpark. Und Sie haben einen großen Anteil daran, Doktor.«
    »Ich?« fragte Dr. Falke verwundert. »Wodurch denn?«
    »Durch Ihren Einfluß auf die Gold-Lady.«
    »Ich habe keinen Einfluß. Im Gegenteil.«
    »Genau das ist es. Wenn Sie ja sagen, sagt sie nein. Das ist ein positives Negativdenken. Und Sie tun das bewußt …«
    »Antonio … wer sind Sie?«
    Pérez winkte ab. »Das fragen Sie immer wieder, Doktor. Ich bin ein Niemand. Ich bin Vollwaise …«
    »Reden Sie keinen Quatsch!«
    Pérez grinste. Sie saßen auf einem Steinhaufen an der riesigen Baustelle und blickten auf das Gewimmel der Bauarbeiter. Mit etwas Phantasie konnte man schon den Grundriß erkennen. Das Schwimmbecken, das Fundament des Stadions, die Bodenplatte für das Restaurant. Zweitausend Mann sind wie eine Zaubertruppe … unter ihren Händen wächst Neues fast über Nacht.
    »Ich wollte als Goldgräber reich werden«, sagte Pérez und schüttelte dabei den Kopf. »Der falsche Weg, wie ich bald erkannt habe. Mach die Augen auf, was die Menschen brauchen, und gib es ihnen … da liegt der Erfolg. Hier in Diwata waren es eben die Scheißhäuser.«
    »Und woher sprechen Sie ein so gutes Englisch?«
    »Auch das habe ich Ihnen schon erzählt. Meine Mutter, die von der Insel Leyte stammt, aus dem Ort Baybay, ließ sich von einem amerikanischen GI vögeln. Das Ergebnis bin ich. Zufrieden?«
    »Damals haben Sie mir etwas anderes erzählt.«
    »Ich erzähle jedesmal etwas anderes. Das macht das Leben lustig. Man kann auswählen, Daten vertauschen, Personen erfinden, Orte sammeln, Erlebnisse vermischen und Lebensabschnitte durcheinanderschieben … damit kann man wunderbar spielen und jederzeit ein anderer sein.«
    »Sind Sie ein Mörder?«
    »Vielleicht. Sehen Sie sich nur den riesigen hölzernen Christus an … wer schleppt ihn in Diwata bei den Prozessionen? Ein vierfacher Mörder! Einigen wir uns also darauf, daß ich ein Mörder bin?! Vielleicht habe ich meinen Vater, diesen Hurenbock, umgebracht, weil er mich gezeugt hat?«
    »Nein.«
    Pérez hob die Augenbraunen. Man sah deutlich, wie er tiefer in sich hineinkroch.
    »Was heißt nein?« fragte er.
    »Sie haben es nicht nötig, hier zu leben.«
    »Sie Spinner! Wo anders könnte ich Millionär werden?«
    »Das wußten Sie nicht, als Sie plötzlich in Diwata auftauchten.«
    »Das weiß man nie im voraus. Es sei denn, man heißt Aga Khan und erbt Milliarden. Die liegen zwar hier im Berg, aber der gehört leider nicht mir. Nicht direkt – aber sein Gold ernährt mich.«
    »Und Sie haben keine Angst, daß man Sie doch irgendwann umbringt?«
    »Auch das haben Sie mich schon mal gefragt. – Nein, ich habe keine Angst. Warum sollte man mich umbringen? Ich tue nur Gutes, alle profitieren davon, ein Vermögen trage ich nicht in den Taschen herum, das lege ich in Davao auf die Bank, außerdem stehe ich unter dem Schutz von Avila und Carlos García … so sicher wie ich lebt kein Präsident. Wir zwei können nur auf natürliche Weise sterben, nicht durch fremde Hand.«
    »Das ist ein zu großes Vertrauen in den Menschen, Antonio.«
    »Wer sollte Ihnen etwas tun, Doktor? Sie sind der Engel in dieser Hölle.« Pérez erhob sich von dem Steinhaufen; er wollte hinüber zur Ausschachtung des Schwimmbeckens. »Nur ein Wahnsinniger könnte so etwas tun.«
    »Und davon gibt es in Diwata genug.« Auch Dr. Falke wandte sich zum Gehen. »Eines noch, Antonio: Ich bin immer für Sie da. Wenn etwas auf Ihre Seele drückt, ich bin immer zur Stelle. Und Pater Burgos natürlich auch.«
    »Danke, Doktor.« Pérez lachte auf. »Kein Bedarf. Ich brauche keinen Pfadfinder für meine Welt.«
    Am Abend saß wieder Tortosa bei Dr. Falke im Krankenhaus und rauchte seine geliebte Zigarre. Er hatte sich die Haare frisch gebleicht … sie glänzten hell unter der Lampe.
    »Schrecklich!« sagte Dr. Falke. »Muß das sein?«
    »Was?«
    »Diese Haare.«
    »Sie gehören zu meinem Image. Ein Wunderheiler muß einen Spleen haben, einen Stich, ein Tralala in der Birne. Erst dann nimmt man ihn ernst. Wenn ich plötzlich wie ein normaler Mensch

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