Dschungel-Gold
…« ergänzte Dr. Falke.
»Das habe ich nicht gesagt, Herr Doktor.«
»Aber gedacht. Für einen vaterlandstreuen Philippino ist Mindanao eine Insel der Abtrünnigen. Einigen wir uns so: Sie liefern an eine Adresse in Davao, und dort erfolgt die Übergabe: Geld gegen Ware. Und damit Sie nicht glauben, daß Sie Falschgeld bekommen, wird ein Banker Ihnen das Geld übergeben. Ist das Sicherheit genug?«
»Vollkommen, Herr Doktor.«
Und dann kam der Satz, auf den Dr. Falke die ganze Zeit gewartet hatte. Belisa sagte:
»Das kostet Sie zehn Prozent!«
Und der Direktor antwortete zu Dr. Falkes großer Verblüffung sofort:
»Einverstanden.«
Womit bewiesen war, daß man sie in höflichster asiatischer Form betrogen hatte.
Draußen auf der Straße blieb Belisa vor Dr. Falke stehen und zog kampfeslustig das Kinn an. »Bin ich für Sie noch immer die geldgierige, seelenlose Ausbeuterin, die über Leichen geht, um reich zu werden?«
»Was erwarten Sie? Ich bin einfach sprachlos. Das Wort danke wollen Sie ja nie hören. Aber eins sollte Ihnen aufgefallen sein: Man hat uns betrogen.«
»Glauben Sie, ich hätte das nicht bemerkt?« Sie lächelte. Ein böses, gefährliches Lächeln, das in ihren Augen blitzte. »Der Kerl wird sich wundern, wenn die Apparate erst mal in Davao sind. Um die Übergabe werden sich Carlos und Miguel kümmern. Und zusätzlich Avila.«
Es war eine Ankündigung, bei der es Dr. Falke kalt über den Rücken lief.
Und wieder fragte er sich: Was ist das für eine Frau?
Aber auch ein Tiger läßt sich streicheln …
An diesem Tag fand im Verwaltungsgebäude von Diwata eine außerordentliche Besprechung statt. Die Gelegenheit war günstig – die Lady befand sich ja weit weg in Manila. Die Versammlung kam zustande, weil der dicke Morales dringend darum gebeten hatte. Die drei García-Brüder saßen nebeneinander auf ihren Stühlen wie Raubtiere in der Manege auf ihren Hockern; etwas abseits hatte sich Antonio Pérez in einen Korbsessel geklemmt. Morales schwitzte stark, wie immer, wenn er sich erregte.
»Fassen wir zusammen«, sagte Miguel, der Bürgermeister von Diwata. »Das Problem ist, daß wir zu wenig Huren haben. Ist es so, Manuel?«
Morales nickte. »Es leben schätzungsweise dreißigtausend Männer in der Stadt«, wiederholte er seine Rechnung. »Schätzungsweise! Wieviel es wirklich sind, weiß keiner. Das geht raus und rein. Aber bleiben wir bei dreißigtausend. Für sie haben wir jetzt gut vierhundert Huren … auf rund hundertdreißig Mann kommt also ein Mädchen. Ein untragbares Verhältnis. Das Leben der Kerle besteht doch nur aus Goldschürfen, Fressen, Saufen, Huren und sich die Schädel einschlagen. Die Mädchen arbeiten wie am Fließband, nur stellen sie keine Ware her, sondern entleeren Schwänze. Vor dem Puff stehen sie Schlange. Und brüllen, daß sie so lange warten müssen, bis sie rankommen. Neulich ließen einundzwanzig Wartende die Hosen runter und wichsten sich einen ab … das war vielleicht ein Bild! Jungs, die Mädchen arbeiten bis zum Zusammenbrechen – das geht doch nicht!«
»Was schlägst du vor?« fragte Miguel.
»Wir brauchen mehr Huren und mehr Puffs. Ein Zentralpuff reicht nicht … wir müssen dezentralisieren. Mehrere Bordelle über die ganze Stadt verteilt. Dann kommt es auch zu weniger Zusammenstößen und Prügeleien. Die wichtigste Aufgabe der Stadtverwaltung von Diwata ist jetzt, Puffs zu bauen! Nur damit können wir hier Ruhe schaffen.«
»Und das in Kombination mit einem Schwimmbad und einem Sportstadion«, ließ sich Pérez vernehmen.
»Schnauze!« Carlos tippte sich an die breite Boxerstirn. »Soll'n wir auch noch 'n Opernhaus bauen wie in Manaus?!«
»Warum nicht? Freude am Leben erhöht die Freude an der Arbeit.«
»Mehr Puffs.« Pedro García, der ehemalige Wachmann und jetzige Finanzminister von Diwata, klopfte mit einem Bleistift auf die Tischplatte. »Wer soll das bezahlen?«
»Die Stadtverwaltung.« Morales wischte sich den Schweiß vom Gesicht. »Das ist doch eine Investition, die Geld bringt, die Einnahmen fließen doch nach Abzug der Hurenanteile in die Stadtkasse! Jeder Fick mehr ist eine Umsatzsteigerung.«
»Und dann das Schwimmbad«, hakte Pérez nach. »Jeder wird den Eintrittspreis bezahlen. Die Benutzung der Toiletten kostet noch mal extra Geld. Zum Schwimmbad gehört auch ein Restaurant, unter Leitung der Stadtverwaltung. Das wird ein voller Erfolg.«
»Wißt ihr, was dabei herauskommt?« fragte Miguel ahnungsvoll.
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