Dschungel-Gold
tausend Oberhalunken! Und sie warten darauf, aus ihren Rattenlöchern zu kriechen, ich spüre das.«
»Sollen sie kommen!« schrie Carlos und hieb die riesigen Boxerfäuste gegeneinander. »Wir haben genug Hände, um Massengräber auszuheben!«
»Ein Krieg innerhalb der Stadt? Könnt ihr euch vorstellen, was das bedeutet? Nein, das könnt ihr nicht. Das übersteigt eure Vorstellung.«
»Es wird nie soweit kommen.« Avilas Stimme klang ruhig wie immer, auch wenn er sagte: Hängt ihn auf. »Die ersten, die ich erwische, jage ich als lebende Fackel durch die Stadt. Benzin habe ich genug.«
Da hatten sie alle geschwiegen und gespürt, daß man trotz Hitze auch frieren kann.
Carlos sprach dann aus, was alle dachten: »Die ganze Scheiße muß beendet sein, bevor Belisa aus Manila zurückkommt. Kaum ist sie weg, passiert so etwas. Wir dürfen uns nicht blamieren.«
»Sie wird mit uns zufrieden sein.« Avila legte die Fingerspitzen aneinander, eine Eigenart, die bei ihm Vernichtungswillen ausdrückte. Dabei sah es aus, als würde er beten. »Wir werden sie finden …«
Noch in der Nacht drangen Avilas Truppen in den verfilzten Urwald vor, in dem sich die Rebellen versteckt hatten. Wie Raubtiere schlichen sie durch den Dschungel, hervorragend ausgebildet und trainiert für solche Einsätze, jetzt zeigte sich, daß der militärische Drill, über den viele der Toledo-Soldaten geflucht hatten, sinnvoll und überlebenswichtig war. Im Urwald überlebt nur der Zähe.
Avilas Aktion hatte Erfolg, zwar nur einen kleinen, aber er genügte vollkommen. In einem gut getarnten Unterstand, der in den Boden gegraben worden war, zwischen drei gewaltigen Mahagonibäumen, entdeckten die Diwata-Soldaten vier Rebellen. Man riß sie aus der Erdhöhle, fetzte die Kleidung von ihren Körpern, schlug mit nassen Lederriemen auf sie ein und erfuhr so, daß in den Wäldern um den Umayan -Fluß noch eine kleine Armee von etwa neunhundert Freiheitskämpfern, wie sie sich nannten, hauste.
Neunhundert gut ausgerüstete Rebellen, die sich vorgenommen hatten, von der Goldstadt Diwata zu leben. Neunhundert fanatisierte Männer, die früher oder später das staatliche Militär nach Diwata locken würden. Aber genau das war das letzte, was man am Goldberg gebrauchen konnte.
»Wir sollten zeigen, daß wir uns für Politik nicht interessieren«, sagte Avila, nachdem weitere Verhöre der vier Rebellen nichts mehr gebracht hatten. »Wir sollten es ganz deutlich ausdrücken.«
Avilas Botschaft an die Aufständischen war deutlich und überzeugend.
Er ließ die vier an den Beinen aufhängen, die Köpfe nach unten, kurz über dem Boden schwebend, an den dicken Ästen der Mahagonibäume, zwischen denen die Erdhöhlen gebaut worden waren. Dann schmierte man die nackten Körper mit Honig ein und ließ die um Gnade brüllenden Männer allein.
So hingen sie einen Tag und eine Nacht und noch einen Morgen. Zwei Soldaten aus Avilas Sicherheitstruppe würgten, als sie die Hängenden kontrollierten. Die honigbeschmierten Körper waren übersät mit Käfern, Mücken, Moskitos, Schmeißfliegen und Würmern, Arme und Schultern und Teile des Brustkorbes waren von Wildtieren bereits angefressen worden, die Muskeln hingen in Fetzen an den Knochen. Wie von Avila befohlen, schlitzten die Soldaten die Bäuche der Toten auf und ließen sie weiter hängen.
So fand sie Rafael, der bei den Rebellen zum Kompanieführer befördert worden war. Rafael, dessen Bruder man zusammen mit sechzig anderen Schürfern im Stollen 97 lebendig eingemauert hatte, als der Schacht wegen mangelhafter Abstützung eingebrochen war. Rafael, der damals geschworen hatte, Diwata zu vernichten, mit einem Haß, der keine Grenze mehr kannte. Nun stand er vor den angefressenen und aufgeschlitzten Leichen seiner Freunde und schwor, zu töten, was aus Diwata kam. Vor allem Leonardo Avila und seine Männer. Einen nach dem anderen … Tag für Tag … Nacht für Nacht.
Töten … töten … töten …
»Ich kriege dich, Avila! Ich kriege dich!« sagte er. Und zu den verstümmelten Hingerichteten: »Verlaßt euch darauf, Kameraden.«
Dann tauchte er wieder im Dschungel unter und hieb eine Stunde später einem Landarbeiter mit der Machete den Kopf ab.
Das alles geschah in den drei Tagen, in denen Belisa und Dr. Falke in Manila waren und das neueste japanische Farb-Ultraschallgerät kauften. Ein Gerät, wie es noch nicht einmal die staatliche Klinik besaß.
»Ich muß verrückt sein«, sagte sie am Abend nach
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