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Dschungel-Gold

Dschungel-Gold

Titel: Dschungel-Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tasche steckten? Ob Ihre Brüder Kerle zu Krüppeln schlagen, die in der Schnapsfabrik eine Flasche in der Hose versteckten? Interessiert Sie das wirklich?«
    »Ja!« Sie schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch. »Ja! Ja! Ich will Ordnung in die Stadt bringen! Wie kann ich Ordnung schaffen, wenn ich von nichts weiß?!«
    »Wissen heißt hier Kampf!«
    »Ich will kämpfen!«
    »Auch gegen Ihre eigenen Brüder?«
    Belisa schwieg einen Augenblick. Ihre schmalen, zarten Finger zerbröselten das Croissant fast zu Mehl. Ihre Hände zuckten nervös, als führe sie einen Kampf mit sich selbst.
    »Wenn es sein muß …« sagte sie leise, als reichte für diese Worte ihr Atem nicht mehr.
    »Und Sie glauben wirklich, Ihre Brüder befolgen Ihre Anordnungen?«
    »Es werden Befehle sein!« rief sie laut. »Befehle! Ich allein werde befehlen!«
    »Das tun Sie doch bereits seit über zwei Jahren.« Dr. Falke goß ihr Tee nach. »Wer zweifelt das denn an? Sie haben es immer wieder verkündet, immer wieder praktiziert, wie oft haben wir darüber diskutiert …«
    »Gestritten«, verbesserte sie ihn. »Gestritten!«
    »Spüren Sie plötzlich Minderwertigkeitskomplexe? Dreißigtausend Männer schuften für Sie, schürfen Gold für Sie, durchlöchern einen ganzen Berg, damit Sie Geld scheffeln können. Sie haben mehr als einmal zu mir gesagt: Ich will reich sein. Dafür tue ich alles. Sie haben es erreicht. Sie sind die Gold-Lady. Jeder in Diwata nennt Sie so – Sie haben keinen anderen Namen mehr.«
    »Und was bin ich für Sie?«
    Ja, was bist du für mich, dachte Dr. Falke. Wie soll ich das erklären, wie kann ich es erklären? Wie kann man eine Dummheit logisch formulieren? Denn Dummheit ist es, eine geradezu wahnsinnige Dummheit, die ich im verborgenen pflege wie eine seltene Orchidee. Verdammt noch mal, ich liebe dich. Das ist das Verrückteste, was in dieser Hölle möglich ist. Ich liebe dich. Ich muß ein krankes Hirn und zerrüttete Nerven haben, um so für dich zu empfinden. Habe ich denn nicht erlebt, welchen Satan du anbetest? Du hast zugelassen, daß ich nackt mit dir geschwommen bin, als sei es selbstverständlich, deinen sinnlichen Körper zu bewundern. Du hast mit mir getanzt, als wolltest du deinen Leib in mich hineinpressen, und dann habe ich dich geküßt, und du hast dich in ein wildes Tier verwandelt, auf mich eingeschlagen und geschrien, daß nur mein Tod diese Entehrung sühnen könne. Ein Leben auf Zeit hast du mir angedroht, ein Leben in deiner Gnade, jederzeit auslöschbar, wann immer du es wolltest … aber immer, wenn ich mit dir allein bin, stellst du vor mir deine Schönheit und Sinnlichkeit aus. Warum? Was soll ich jetzt antworten auf die provozierende Frage: Was bist du für mich?
    »Welche Antwort erwarten Sie?« wich Dr. Falke aus.
    »Eine ehrliche.«
    »Sie sind eine bezaubernde Frau.«
    »Ist das alles?«
    »Nun ja … wie schon gesagt: der Boß.«
    »Ich hasse dieses Wort. Das wissen Sie!«
    »Wie wollen Sie denn gesehen werden? Erklären Sie es mir …«
    »Ich suche Vertrauen. In Diwata mißtraut jeder jedem. Wenn du einem die Hand gibst, weißt du nicht, ob er sie dir gleich zerquetscht. Warum kann man nicht miteinander sprechen, warum muß man einander immer gleich umbringen?«
    »Was verlangen Sie von Menschen, deren einziges Lebensziel es ist, mit allen Tricks, mit aller Brutalität, mit aller Verzweiflung zu überleben? Diwata ist ein Ort der nackten Seelen. Ein Sammelbecken der Urangst: Lebe ich morgen noch? Gönnt man mir das Atmen, oder bin ich überflüssig auf dieser Welt? Wenn man so nackt ist, wird sogar Vertrauen zur Mordwaffe.«
    Jetzt erst schien Belisa zu bemerken, daß ihr chinesischer Seidenmantel über den Brüsten auseinanderklaffte. Sie zog ihn mit einem Ruck zusammen. »Ich habe das Gefühl«, sagte sie, »daß Sie mir gegenüber nicht ehrlich sind, Doktor.«
    Wie wahr, o wie wahr! Wenn ich dir sage, was ich empfinde …
    »In den zwei Jahren, die Sie nun in Diwata sind, habe ich Sie noch nie belogen. Nennen Sie mir einen Anlaß, der …«
    Sie hob beide Arme und winkte ab. Wieder klaffte ihr Seidenmantel auseinander. »Warum sagen Sie nicht ehrlich: Du bist keine Frau, du bist eine Goldmaschine …«
    »Ich würde mir nie erlauben, Sie zu duzen.«
    »Lassen Sie diese Sprüche. Ja, ich bin eine Goldmaschine. Und ich will Ihnen auch erklären, warum. Ich bin nicht in einem Marmorpalast geboren worden.«
    »Ist das der Gipfel des Glücks?«
    »Haben Sie nie den Wunsch gehabt,

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