DSR Bd 4 - Das Schattenlicht
Terrakotta-Übertöpfe, ja. Er hat dauernd behauptet, dass Schüsseln nützlicher sind. Aber ich brauche etwas, um Kräuter und Gemüse anzupflanzen.«
»Was auch immer du sagst.« Kit gab die Zeichnung zurück und fuhr fort: »Cass und ich haben uns gefragt, ob du beim Testen zur Hand gehen könntest. Sie ist mir ihrem Latein am Ende.«
Gianni besiegelte seinen Handel mit einer kleinen Vorauszahlung und folgte Kit zum oberen Raum in der Apotheke.
»Ich habe bei keiner der vorliegenden Testmaterialien irgendeine Reaktion auslösen können«, berichtete Cass. »Ich habe sowohl die Rückstände als auch die Rohmaterialien getestet. Keinerlei Reaktion.«
»Das ist nicht verwunderlich. Ich vermute, dass man ausgeklügeltere Gerätschaften und Chemikalien brauchen würde, als du an diesem Ort und in dieser Zeit finden kannst – und die man höchstwahrscheinlich auch in den nächsten zweihundert Jahren nicht wird erhalten können.« Gianni zog sich einen Stuhl heran und nahm neben ihr Platz. »Aber lass uns sehen, was wir hier und jetzt machen können. Zuerst jedoch möchte ich gerne hören, wie diese kleinen Lampen … äh … funktionieren. Ist das richtig formuliert?«
Beide wandten ihre Gesichter Kit zu. »Wie? Aber du hast doch schon gesehen, wie sie funktionieren.«
»Nein, mein Freund. Ich habe nur gesehen, wie sie verfallen .«
»Ausfallen«, verbesserte Cass ihn leichthin.
»Okay«, sagte Kit. »Es ist wirklich sehr einfach. Wenn die Lampe mit einer Ley-Linie in Kontakt kommt, die gerade aktiv ist, leuchten die kleinen Löcher auf. Sie zeigen ein blaues Glühen.«
»Ich denke, da ist möglicherweise mehr im Spiel, als nur das«, gab der Priester-Physiker zu bedenken. »Bitte beschreibe, was geschieht – von Anfang an. Erzähl uns alles, was dir einfällt; selbst das kleinste Detail kann sich als nützlich erweisen.«
Kit nickte nachdenklich, und dann ließ er sich auf eine längere Ausführung darüber ein, wie die Ley-Lampe funktionierte und wie sie eingesetzt wurde: alles, woran er sich erinnern konnte – bis hin zur Farbe der Lichter und zum Geruch, der entstand, als sie verpuffte. Er schloss ab mit den Worten: »Mina könnte euch mehr erzählen, als ich es vermag: Sie ist die Expertin. Auch war ihre Lampe ein neueres und leistungsfähigeres Modell – mit mehr Schnickschnack.«
Gianni dankte ihm und wandte sich seiner Kollegin auf dem Stuhl neben ihm zu. »Irgendwelche Ideen, Cassandra?«
»Seltene Erden«, antwortete sie. »Von Anfang an habe ich das gedacht. Terbium vielleicht – oder Gadolinium.«
»Möglich, möglich.« Gianni zupfte sich am Kinn. »Es könnte Gadolinium sein – oder eines seiner Abkömmlinge.« Mit einem Finger klopfte er sich ans Kinn. Dann leuchteten seine Augen auf. »Ich weiß es! Europium!«
»Europium«, wiederholte Cass. »Für mich ist das etwas Neues. Andererseits, das ist ziemlich weit von meinem Fachgebiet weg.«
»Europium ist es vielleicht wert, dass man es sich genauer ansieht«, behauptete Gianni. »Das denke ich. Wir sollten Gadolinium und Terbium probieren. Und Neodym ebenfalls.«
»Ich darf wohl davon ausgehen, dass dies real existierende Dinge sind«, merkte Kit an. »Ihr denkt sie euch nicht aus, oder?«
»Metalle der Seltenen Erden«, erklärte Cass ihm. »Sie sind richtig real, sehr real – aber auch … nun … sehr selten.«
»Ich verstehe«, sagte Kit.
»Sie sind verwandte Elemente einer Familie von Lanthanoiden – einige der schwereren Elemente –, die in der Nukleosynthese einer Supernova entstanden sind.« Als sie sah, dass Kits Augen glasig zu werden begannen, erklärte sie: »Das bedeutet, dass sie bei thermonuklearen Explosionen von Sternen erzeugt wurden.«
»Explodierende Sterne«, murmelte Kit. »Natürlich.«
»Die erzeugten Elemente können für alle möglichen Dinge eingesetzt werden«, fuhr Cass fort. »Sie sind nützlich für Paläontologen, weil sie sich im Laufe der Zeit verändern, daher nutzen wir sie, um bei der Datierung von Fossilien zu helfen. Sie sind auch in allen Arten von Hightechapparaturen anzutreffen, wie zum Beispiel in Lasern, Röntgengeräten, Kernspintomographen, Radionuklidbatterien – eben in Dingen wie diesen.«
»Siehe die Herrlichkeit der Schöpfung! Sogar explodierende Sterne haben ihren Zweck und Sinn!«, rief Gianni aus, der sich eine kleine Predigt gönnte. »Und diesen Zweck können sich die Menschen zunutze machen.«
»Die Lanthanoiden sind, so wie man sie kennt, die wahrscheinlichen
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